Astrologie Heute Nr. 166 (Dezember 2013) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 166
Dezember 2013

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 E  D  I  T  O  R  I  A  L  

 

 

Armando Bertozzi

Was mir aufgefallen ist: Neptun entwurzelt. Und die diffusen wie grenzenlosen Gefühle, die zu seinem Reich gehören, wirft er bei Gelegenheit über dich wie der Fischer das Netz über seine Beute. Nun zappelst du. Dagegen hilft nur Saturn, Neptuns alter Widersacher. Der isoliert, erdet und stellt alles wieder in den Senkel. Die zerdehnten Emotionen packt und schnürt er ein wie der Weihnachtsmann die Geschenke. Mit der Verpackung sind sie umso begehrenswerter, weil die Fantasie (Neptun) fröhliche Urständ feiern kann. Saturns Zeit ist jene des Winters, ganz gemäss der zentralen Stellung seines Heimatzeichens Steinbock in diesem Abschnitt des Jahres. Bereits ist hierzulande der Winter eingebrochen. Im Bild der Schneelandschaften, der gefrorenen Teiche und der schwebenden, glitzernden weissen Flocken geben sich die beiden, Saturn und Neptun, versöhnlich die Hand: kristallklar, erfrischend und sanft, irgendwie tröstlich. Zusammen mit allen andern begehen sie das Fest der Wintersonnenwende. Ein Wiederbeginn [Titelbild], der das Licht der guten Erwartung erglimmen lässt.

Mit der Wintersonnenwende erlaubt es die Sonne dem Saturn, über sie zu herrschen. Wie alle Planetenarchetypen hat auch Saturn ein vielgestaltiges Wesen. In Übereinstimmung mit der baldigen Steinbock-Zeit zeigt er sich an manchen Ecken und in vielen Spalten dieses Heftes. Glück ist harte Arbeit, sagt er zum Beispiel an einer Stelle. [S. 54 ff.] Dann wieder findet er sich als Herrscher des sagenhaften Goldenen Zeitalters, in dem Reinheit und Unschuld, somit paradiesische Zustände die Menschen beglückten. [S. 29] An den Saturnalien, einem ausgelassenen Fest der alten Römer in den letzten Tagen eines jeden Jahres, zeigte sich der Gott mit der scharfen Sichel von einer Seite, die man ihm nicht zugetraut hätte: Alle Menschen sind gleichberechtigt und feiern einmütig ein Fest, und es wird kräftig Wein getrunken: rauschend und berauschend. Und so geben sich auch an diesem Anlass Saturn und Neptun die Hand, als Zeichen der Versöhnung und der Verwandlung.

Saturns verwandelnde Kraft zeigt sich oft erst im Nachhinein. [S. 29 ff.] Er ist der steinige Weg. Der kann auch senkrecht nach oben führen, wie unsere neue Rubrik «Im Astro-Fokus» auf der letzten Seite dieser Ausgabe illustriert. Aber dafür braucht es – wie auf allen saturnischen Wegen – Konzentration, Durchhaltevermögen und Zeit. Als Chronos tickt Saturn immer richtig, er ist der Herr der linearen, der bemessenen und exakten Zeit. [S. 14 f.] Ticktack, ticktack. Carpe diem, nutze deine Zeit, pflücke den Tag.

In den Nächten der dunklen Jahreszeit leuchtet wie als ein Zeichen der kohlenstoffigen, diamantenen Regentschaft Saturns über sie am Himmelsgewölbe das Wintersechseck [S. 9] herab. Inmitten des Grenzenlosen, Unergründlichen entdecken die Sterndeuter seit alters die Zeichen der Zeit, das unerbittliche Schicksal (Saturn) wie das Gefühl tiefer Ergriffenheit (Neptun).

Armando Bertozzi
Redaktor

  


Armando Bertozzi, von 1976 bis 1981 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von «Essentia – Zeitschrift für evolutionäre Ideen»; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)