Die Grundlagen der Geburtshoroskopastrologie wurden vor rund 2000 Jahren geschaffen, in der sogenannten Hellenistischen Astrologie. Das legendäre Alexandria in Ägypten war das Zentrum dieser Astrologieentwicklung, mit einer Vielzahl an Astrologen, darunter der berühmte Ptolemäus inklusive seinem heute noch bekannten Astrologie-Buch «Tetrabiblos». Doch ein anderer Astrologe und Autor aus Alexandria galt damals als der wichtigere, es war Vettius Valens mit seinem Lehrwerk «Anthologiae». Dieses wurde erst vor wenigen Jahren wieder vollständig übersetzt und zugänglich gemacht, und damit auch einige Astrologietechniken, die mit der beginnenden Ächtung der Astrologie von rund 300 Jahren mit verschwunden waren.
Martien Hermes, der niederländische Astrologe und Autor, stellt in seinem neuen Buch Die Lebenslinie im Horoskop eine jener vielschichtigen Prognose-Techniken vor, die bei Valens beschrieben werden. Die Methode der Aphesis, so der Name, zeigt die Qualität bestimmter zeitlich ausgelöster Horoskopphasen, die nacheinander alle Lebensjahre mitprägen. Vielleicht wird es manche überraschen, wie differenziert und vielschichtig diese antike Prognosetechnik ausfällt, doch die antike Astrologie war nicht so schlicht, wie wir das noch vielfach meinen. Ausgangspunkt für die Aphesis-Methode sind die zwei sensitiven, bereits antik bekannten Horoskop- oder Lospunkte «Glückspunkt» (Pars Fortuna) und der »Pars Daimon».
Während der Glückspunkt aus antiker Sicht Deutungen zu Wohlbefinden, Körper und materiellen Lebensverhältnissen, zum passiven Schicksal ermöglicht, so geht es beim Pars Daimon um bewusste Handlung und Aktion als Folge geistiger und seelischer Aktivität, mit der wir unser Leben und unseren Beruf gestalten, wie Hermes notiert.
Vom Tierkreiszeichen aus, in dem der Pars Daimon steht, werden nun die Zeitphasen entlang der Zeichenabfolge gedeutet, immer über die jeweiligen Planeten als die Zeichenherrscher. Den Planeten wurden dabei seit der Antike jeweils eine bestimmte Anzahl von Jahren «zugeteilt»: Mars zum Beispiel beherrscht ein Hauptphase von 15 Jahren, wenn Widder oder Skorpion ausgelöst wird, die Sonne wiederum herrscht über 19 Jahre, wenn sie als Löwe-Herrscher ausgelöst wird etc. Gedeutet werden die ausgelösten Planeten, ihre Aspekte wie auch Planeten in den ausgelösten Zeichen. Weiterhin werden nicht nur die Hauptphasen der Planetenjahre betrachtet, denn es gibt noch Unterphasen – wieder entlang der Tierkreiszeichen und ihrer Herrscher –, doch diesmal werden den Planeten kleine Herrscherperioden in Monatsportionen zugeteilt. Dieses Prognosemodell erinnert also ein wenig an die russische Matroschka-Puppe, die kleinere Puppen enthält.
Die Sache ist bei Hermes bzw. Valens noch etwas komplexer: Welche Rolle spielt dabei der Glückspunkt? Das Zeichen des Glückspunktes wird zum Ausgangspunkt einer Zeichenzählung, parallel zu den normalen, vorhandenen Horoskophäusern. Gemäss antiker Tradition werden sie als eine Art zusätzliche Horoskophäuser gedeutet, mit Wirkungsschwerpunkten beim ersten und vierten, dem siebenten und zehnten sowie dem elften Zeichen ab Glückspunkt. Wenn nun die Auslösungen ab dem Zeichen des Pars Daimon die genannten Zeichen ab dem Glückspunkt erreichen, entfalten sich besonders grosse Wirkungen, die selbstverständlich eine herausragende Bedeutung im Lebenslauf der Betroffenen erhalten, wie Hermes anmerkt. Weitere oder zusätzliche Deutungsdetails, die elementar zur antiken Astrologie wie zur Methode der Aphesis gehören, komplettieren beim Autor die Deutungsmethode der ausgelösten Zeitphasen ab dem Pars Daimon.
Hermes stellt hier die Aphesis-Methode sehr sorgfältig und mit ausführlichen Erklärungen wie Beispielen vor, sodass man fast unmerklich die umfangreicheren Grundlagen verstehen lernt. Der strukturierte Buchaufbau und der wohltuend angenehme Schreibstil flankieren die interessanten Horoskopbeispiele. Dem Autor ist jedenfalls ein ausgesprochen anregender Ausflug in die antike, hellenistische Astrologie gelungen, der der modernen Horoskopdeutung eine alte wie differenzierte Deutung sehr erfolgreich zu Seite stellt.
–Andreas Schmitt
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Das Buch Astrologie in der Kunst stammt vom Co-Autor des «Grossen Lexikons der Astrologie». Eine gigantische Sisyphusarbeit, was er an Information und Bildern zusammengetragen hat. Dank an den Verlag, der die vielen, zum Teil farbigen Bilder auf Hochglanzpapier drucken liess. Klemes Ludwig stellt die Zeit- und Kunstepochen übersichtlich vor und erklärt den kulturellen Hintergrund. Er verweist zutreffend darauf, dass früher die Welt weitgehend aus Analphabeten bestand, die ihre Bildung aus Bildern beziehen mussten.
Dort setzt die Bedeutung der astrologischen Darstellung in Bauwerken, Bildern und Skulpturen ein. Interessant ist auch die Unterscheidung zwischen direkten und indirekten Symboldarstellungen, die ihre astrologischen Inhalte an unterschiedliche Personenkreise vermitteln. Die fachliche Kompetenz des Autors ist überall spürbar. Sehr gut: Am Ende findet sich ein nach Ländern geordnetes Verzeichnis der astrologischen Fundstücke.
Ein schönes Buch nicht nur zum Verschenken, sondern auch zur eigenen Freude.
–Bernhard Firgau
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Im Buch Pflanzenastrologie werden dem Tierkreis – meist auf klassischer Grundlage – zahlreiche Pflanzen zugeordnet, zum Beispiel Widder/Mars = Brennnessel, Stier/Venus = Maiglöckchen, Zwillinge/Merkur = Haselnuss usw. Anlass zu dieser Synthese aus Flora und Astrologie gab 2008 der Pluto-Ingress ins Steinbock-Zeichen – für Yvonne H. Koch und Ursula Stumpf ein Signal, vermehrt mit dem Kosmos und der Natur in Einklang zu kommen. Ausserdem präsentieren die Autorinnen in ihrem Buch noch eine kurze Einführung in die Astrologie, eine Analyse des Geburtsbildes von Paracelsus, einen knappen Streifzug durch verschiedene Pluto-Generationen, Anleitungen für Körperbewegungen, die den Tierkreiskräften Ausdruck verleihen sollen sowie eine Zeitreise-Geschichte um einen fiktiven babylonischen Hohepriester.
Eine etwas klarere Struktur hätte diesem reich und schön bebilderten Werk durchaus gut getan. Allerdings: Dieses Fluidum von Kraut und Rüben versprüht auch den bezaubernden Charme eines verwunschenen Wildgartens. Und in solch einem Biotop lässt sich bekanntlich manch schillernde Blüte finden …
–Jörg Petersen
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