Astrologie Heute Nr. 170 (August 2014)
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Astrologie Heute Nr. 170
August 2014

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 170 bestellen

 

 

Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 

Achtung bissig!
 
von Barbara Egert
 


 

Der Weisse Hai hat die grösste Beisskraft; das ist aber gar nichts gegen den ausgestorbenen Tyrannosaurus Rex, der es auf 3,1 Tonnen pro Biss brachte. Aber auch die niedlichen Marienkäferchen tun’s: «Birds do it, bees do it, Insekten und anderes Getier do it», um Eartha Kitt zu zitieren, aber sie fallen nicht in Liebe, nein: Sie alle, wie wir selbst auch, beissen. Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen andere Menschen am häufigsten im Frühjahr und Sommer beissen. Aber: Erwachsene haben normalerweise eine Beisshemmung, die nur starker Zorn oder extreme Verzweiflung durchbricht.

Wie verzweifelt oder wütend muss der Fussballspieler der Nationalmannschaft von Uruguay, Luis Suárez, gewesen sein, als er im WM-Vorrundenspiel gegen Italien seinen Gegner Giorgio Chiellini in die Schulter biss? Der Gebissene nun rannte wie von einer Tarantel gestochen über das Spielfeld, mit gelüftetem Trikot, um allen seine Bisswunde zu zeigen. Keine Rote Karte, noch nicht mal eine Gelbe, das Spiel ging ohne Sanktionen weiter. Der Schiedsrichter hatte den Vorfall nicht gesehen, aber wozu gibt es denn Kameras?

Die gebissene Schulter ging um die Welt, und das Gebiss des Täters auch. Hat der nicht wirklich einen Überbiss, die Oberzähne stehen doch leicht vor, oder …? – Ja, und bereits drei Jahre zuvor hatte Suárez einen Gegenspieler, Otman Bakkal, in die rechte Schulter (bei Chiellini war es zur Abwechslung die linke) gebissen, und vor einem Jahr war in einem Ligaspiel gegen den FC Chelsea der Fussballer Branislav Ivanovic´ sein Bissopfer. Man stelle sich vor: Dieser Biss wurde sogar von David Cameron kommentiert, der eine harte Bestrafung für den Täter forderte.

Vielleicht ist Suárez ein zwanghafter Beisser – werden die gar als solche geboren? Freud fand heraus: Wer als Kind allzu oft beisst, wird als Erwachsener zynisch, sarkastisch und dominant. Hat Klein-Luis schon seine Mutter gebissen oder sie ihn? Ist er jetzt wieder zum Kind geworden, das, wenn es sich beengt fühlt, kratzt, haut und beisst, um sich Raum zu schaffen. Aha, der grosse Luis fühlte sich auf dem Spielfeld von Gegner Giorgio eingeengt und wollte ihn weg- und sich selbst frei beissen. Andere stellen Beine, rempeln, springen den Gegner an, stossen, treten und spucken – warum soll man da nicht auch beissen können?

Es hilft nichts, wir müssen sein Horoskop zu Rate ziehen, und da haben wir’s schon: Mutter- und Vaterproblematik durch Saturn im Halbquadrat und Pluto im Quadrat zur Sonne, eine Venus/Saturn-Konjunktion, auf die Chiron eine Opposition wirft (der aaarme Verwundete …!), und zudem steht Pluto auch noch in Skorpion. Na ja, Letzteres ist eher unwichtig, denn die ganzen Jahrgänge mit dieser Platzierung sind ja keine pathologischen Beisser. Sein Mond steht aller Wahrscheinlichkeit nach auch in Skorpion (die plutonische Mutter!), und Neptun wirft ein Quadrat auf den Widder-Mars. Stellt sich dem etwas in den Weg, wird es weggebissen – nicht aus Stärke, sondern aus einer Schwäche heraus. Ein Biss ist ja nicht so offensichtlich wie beispielsweise den Gegner kräftig zu stossen oder ihn mit einer Schwalbe zu übertölpeln. Neptunische Tarnung: kurz und heftig beissen und so tun, als ob nichts gewesen wäre. Vernebelte kompensatorische Beissattacken, das ist des Rätsels Lösung.

Warum allerdings eine Beissattacke schlimmer sein soll als der Angriff eines Gegners, durch den der Gefoulte einen Wirbelbruch erleidet, will mir nur auf den zweiten Blick einleuchten. Zwar sind Bisse von Menschen gefährlicher und mit höheren Infektionsrisiken verbunden als die vieler Tiere, aber das kann’s nicht sein. Nein, es ist das Tier in uns, das wir so verabscheuen; wir wollen nicht in eine Zeit zurückfallen, als wir noch mehr Affe als Mensch waren, primitiv und archaisch. Oder wollen wir vertuschen, dass wir auch bissige Werwölfe und Vampire in uns haben, mit grosser Beisslust, schaurig-schön auf der Leinwand – aber auf dem Fussballfeld? Da ist man schon lieber ein Lama, das bei Ärger oder Konkurrenzneid mit dümmlich-arrogantem Blick spuckt …

Biss haben, sich durchbeissen sind durchaus akzeptable Eigenschaften, man darf seine Beisskräfte eben nur nicht am Menschen ausprobieren (apropos Beisshemmung: Die kann man nur all jenen wünschen, die sich zum Fressen liebhaben). Und wer einen bissig veranlagten Merkur hat, wie zum Beispiel Pluto oder Mars im Aspekt zu einem Skorpion-Merkur, der ist fein raus: Er leitet seine Beisswut ins Verbale um und hält sich damit unangenehme Leute fern. Er hat eine Waffe zum Schutz und Abwehr, die er kultivieren, mit Ironie verfeinern kann. Und Merkur wird im Laufe der Jahre sowieso immer wichtiger, denn es gehört zu den vielen Merkwürdigkeiten des Lebens, dass der Mensch immer bissiger wird, je weniger Zähne er hat.

PS: Luis Suárez wurde nachträglich von der FIFA für neun Länderspiele und vier Monate für Clubspiele gesperrt.

 


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologieerfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in Berlin; diverse Fachpublikationen; Autorin von Galiastro-Texten; Bücher: «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Barbara Egert)