Astrologie Heute Nr. 171 (Oktober 2014)
Bild vergrössern
Astrologie Heute Nr. 171
Oktober 2014

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 171 bestellen

I N    M E M O R I A M

 

Im Gedenken an Margrit Sigrist und ihren Weg
 
1955 2014
 

Nach einer schweren Krankheit ist die Astrologin und SFER-Lehrerin Margrit Sigrist am 5. September 2014 gestorben. «Wenn mein Körper zur Wunde geworden und die Zeit zum Sterben gekommen ist, bin ich bereit, mich dem Tod anzuvertrauen und zu gehen», sagte sie zu ihrer Erkrankung. 

 
Margrit Sigrist im September 2013
(Foto: Jeffe Anders)
 

Margrit Sigrist war mehr als 28 Jahre bei der SFER (Schule für Erwachsene). Sie war ein wichtiges Mitglied im Ausbildungsteam und hat die Entwicklung der Schule massgeblich mitgeprägt. Margrit war fast von Anfang an dabei. Sie absolvierte die Ausbildung zur Astrologin im zweiten Ausbildungszyklus und machte direkt anschliessend drei Jahre Assistenz. Danach übernahm sie Seminar- und Klassenleitungen. Beinahe parallel dazu absolvierte sie die Ausbildung in Psychosynthese, liess sich etwas später zudem in Coaching und Supervision schulen. Seit 1998 leitete sie die zweijährige Ausbildung zum/zur professionellen Astrologen/Astrologin, kreierte in diesem Zusammenhang auch ganz spezifische Seminare für die Anwärter auf das Beraterdiplom. Seit 2010 war Margrit auch Mitglied der Schulleitung SFER und aktives Teammitglied in der Psychosyntheseschulung. Für die zahlreichen Studenten, die sie als Klassenlehrerin, Seminarleiterin und Supervisorin erlebten, war Margrit eine wichtige Bezugsperson und Vorbild. Ihre Klarheit, Echtheit und Kompetenz sowie ihre Bereitschaft, sich allen Herausforderungen offen zu stellen, wurden von vielen bewundert.

Neben ihrem intensiven Engagement für die Schule für Erwachsene leitete Margrit Sigrist auch eigene Astrologieseminare, hielt Vorträge (unter anderem beim Schweizer Astrologenbund SAB sowie an der Uni Bern) und machte Beratungen und psychologische Einzelbegleitungen. Im vergangenen Jahr wirkte sie zudem am Dok-Film des SAB «Faszination Astrologie» mit. Dieses Dokument zeugt eindrücklich von ihrer Persönlichkeit, ihrer Authentizität und ihrem Engagement für die Astrologie. 

  klicken Sie um das Bild zu vergrössern
 

 
Margrit Sigrist

24. 11. 1955, 17:30 LT, 16:30 GT
Luzern, CH (47N03, 8E18)
Koch

Margrit war ein Mensch, der sich mit Herz und Seele für die Dinge engagierte, die ihr wichtig waren. Sie ging konsequent und geradlinig ihren Weg – auch wenn sie damit manchmal etwas unbequem war. Gleichzeitig war sie offen für andere Meinungen, bereit, andere Sichtweisen und Überzeugungen anzuhören und ernst zu nehmen. Fehler und Schwächen sah und benannte sie klar, jedoch ohne zu verurteilen, da sie davon überzeugt war, dass jeder Fehler auch Anlass zum Lernen sein kann. Ihre spontane und lebendige Art, ihre Sensibilität und Liebe, ihre Bereitschaft, Menschen so, wie sie sind, zu akzeptieren, waren weitere Eigenschaften, die man an ihr schätzte.

Vor allem aber zeugt ihr Umgang mit ihrer Krankheit von einer grossen seelischen Reife und Bewusstheit, einer Haltung dem Leben und dem Tod gegenüber, die tiefen Eindruck macht und Respekt fordert. Während der vergangenen Monate erzählte sie mir, dass der schwere Krankheitsprozess ihr Türen zu neuen Dimensionen geöffnet hatte und ein viel umfassenderes Verständnis für Chiron und seine Thematik erlaubte. Eine ihrer Aussagen bleibt mir in Erinnerung: «Nun wäre ich bereit, ein Buch über Chiron zu schreiben, darüber, worum es wirklich geht.» Ihr Prozess zeigte für mich exemplarisch das Paradox des Chiron (Schmerz und Freude, Schatten und Licht, die Brücke zwischen den Welten). Sie lebte und ging den Weg des Chiron.

In einem unserer Gespräche fragte ich Margrit, ob sie noch eine Botschaft für Astrologen und Berater habe: Sie betonte, dass für sie nicht nur Fachwissen und Kompetenz wichtig seien, sondern die persönliche Integrität und das Bewusstsein, dass die eigene Wahrheit und der eigene Weg nicht für alle gültig sein können, eine ebenso grosse Bedeutung für die Qualität einer Beratung hätten. Ihre Worte an alle: «Nehmt euch die Zeit, um euch über eure eigenen Werte und Wertungen, eure Glaubenssätze und Wahrheiten klar zu werden. Gesteht es anderen zu, dass sie allenfalls ganz andere Werte und Wahrheiten haben, einen anderen Weg gehen, und dass diese für sie ebenso stimmig sein können wie die euren für euch. Übt Respekt und Toleranz.

Mein Lebensweg ist vollendet – Adieu.»

–Verena Bachmann


Verena Bachmann, pädagogische Ausbildung; seit 1982 astrologische Beratungspraxis in CH-Zürich; Aus- und Weiterbildung in humanistischer Psychologie (Psychosynthese und Gestaltarbeit); Leiterin der Schule für Erwachsene (SFER); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE; internationale Vortragstätigkeit; Bücher: «Mondknoten. Lebensweg und Entwicklung im Geburtshoroskop» (2008/2012); «Die Macht des Weiblichen. Astrologische Symbolik im Spiegel des Wandels» (2011); «Visionen einer neuen Zeit» (2010, Mitautorin); «Die Chiron-Fibel. Brückenbauer zwischen Geist und Materie» (2009); «Pluto – Eros, Dämon und Transformation» (1989, Mitautorin); E-Mail: Verena Bachmann