Astrologie Heute Nr. 171 (Oktober 2014)
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Astrologie Heute Nr. 171
Oktober 2014

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 171 bestellen

 

 

Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 

Morgen ist alles wie immer!
 
von Barbara Egert
 


 

Wenn man nach einer ziemlich schlaflosen Nacht das Licht einschaltet, und es wird nicht hell, die Taschenlampe sich versteckt und nur ein müdes Teelicht den Weg zum Sicherungskasten weist, man Schalter und Knöpfe drückt und sich immer noch nichts tut, dann greift man zum Handy und kontaktiert seinen Elektriker. Dass der verreist ist, wundert kaum noch, denn inzwischen dämmert einem nicht nur, nein, es durchzuckt einen die Erleuchtung: Das kann nur Uranus sein, das ist seine Handschrift; eben war die Welt noch in Ordnung, dann sein Blitz aus heiterem Himmel, und alles ist anders als sonst.

Wer das Chaos mag, wem Gewohnheiten ein Gräuel sind, der wird so etwas aufregend finden. Ja, besonders die Wassermänner sind gemeint, die das Unkonventionelle so schätzen, dass sie nicht merken, was ihnen alles entgeht. Die finden es ja auch urkomisch, wenn sie einen Tee bestellen und einen Kaffee erhalten, was mein Einfühlungsvermögen sehr strapaziert. Mir ist deshalb auch eher danach, ein Loblied auf das «Wie immer» anzustimmen.

Ach, welch ein Glück, dass nicht jeden Tag das Rad neu erfunden werden muss und die Sonne immer morgens anstatt abends aufgeht, weil das nämlich eine kosmische Konstante ist, ohne die man ebenso wenig leben könnte wie Kinder ohne die gewohnte Gute-Nacht-Geschichte, die man nicht eigenmächtig verändern sollte. Ein Tag ohne Gewohnheiten? Undenkbar! Man merkt das erst, wenn U-Bahnen sich verspäten, das vertraute «Na, wie geht’s?» ebenso ausbleibt wie ein grimmiges «Ach, da sind Sie ja endlich!» Lieber noch schlechte Gewohnheiten als gar keine. Wirklich? Gibt es nicht auch solche, von denen man sich liebend gern trennen würde, wenn man nur könnte? Das Naschen um Mitternacht etwa?

Da wünscht man ihn geradezu herbei, den uranischen Wirbelwind. Andererseits: Angenommen, er besuchte uns, inkognito natürlich, erkennbar nur an einer gewissen Unrast, und stellte sich vor als Berater für effektive Gewohnheits-Entrümpelung (Achtung: Die Geister, die ich rief …). Tja, wären wir bereit? Oder – wenn wir schon mal bei den Geistern sind – sehnen wir uns nicht doch eher nach saturnisch-strukturierter Geborgenheit, wo alles seine Ordnung hat, selbst auf die Gefahr hin, in uns eine ungeliebte Spiessigkeit zu entdecken? Gar nicht so einfach, sich auf einen der beiden festzulegen. Aber muss man das überhaupt? Geht es nicht einfach darum, eine Balance zwischen diesen Kräften zu schaffen?

Wer mit sich in Einklang leben möchte, sollte die Dynamik zwischen diesen beiden verstehen, ihrem Dialog in sich lauschen. Was sollte entrümpelt werden, was bewahrt bleiben? Ertragen wir es, in uns jene Pedanterie zu spüren, ohne die wir eine Arbeit nicht eher beginnen können als bis das Ritual «Alles muss an seinem angestammten Platz sein» vollzogen ist?

«Mein Auto ist erst zehn Jahre alt. Wir sind aufeinander eingespielt. Es hat kein GPS, ist ein Haufen Schrott und längst aus der Mode.» Das mit dem GPS mag ja stimmen, aber ist man ohne gleich unmodern? Und die Kosten!, denn beim Geld hört sowieso der Spass auf. «Nein», hören wir Uranus in uns sagen, «da fängt er gerade erst an!» Schnelle Rendite oder sichere Wertpapiere, das ist hier die Frage.

Zwei Welten treffen aufeinander, mitten in uns selbst. – Nur ZWEI Welten? Eigentlich sind es viel mehr, die was von und was für uns wollen. Die Götter gehen in uns ein und aus. Venus mit ihrem Wunsch nach schönem Schein kommt gerade vom Genfer Autosalon: «Es gibt ein neues Modell des Bugatti Veyron, einfach himmlisch!» Jupiter stimmt ihr freudig zu mit einem Oscar-Wilde-Bonmot: «Nichts ist erfolgreicher als das Übermass.» Nur Saturn macht eine bedauernswerte Figur. Er möchte zurück zur Wirklichkeit, da kennt er sich aus. Um von A nach B zu kommen, meint er, gibt es doch die Möglichkeiten Bus, Taxi oder zu Fuss. «Wie der sich nur schon ausdrückt!», kichert Venus. Alle reden durcheinander, bis Venus ausgleichend die Situation rettet: «Mal so, mal so und nichts wie immer. Erkenne die Lage! Und zwar die momentane. Entscheide heute so und morgen eben anders. Es kommt nicht darauf an, sich ein für allemal festzulegen. Irgendwie eine Balance herzustellen, wenigstens für den jeweiligen Tag, scheint mir das Sinnvollste», spricht die Göttin und verschwindet im Gewölk, wie Götter das eben zu tun pflegen.

Erkenne ich allerdings meine eigene Lage, lichtlos im Morgendämmer vor dem Sicherungskasten, mein Elektriker verreist, dann kann ich nur hoffen, dass morgen alles wie immer ist …

 


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV, jahrzehntelange Astrologieerfahrung, lebt und arbeitet in Berlin; Bücher: «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009), «Wenn die Kindheit Schatten wirft. Beziehungen. Hochsensibilität. Narzissmus» (2014); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE, E-Mail: Barbara Egert