Astrologie Heute Nr. 174 (April 2015)
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Astrologie Heute Nr. 174
April 2015

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 174 bestellen

 

 

Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 

Miese Stimmung
 
von Barbara Egert
 


 

Vielleicht sollte man jeden Morgen die Planeten mit positiven Wünschen begrüssen, jeden auf seine Art, damit sie uns Irdischen wenigstens für diesen Tag gewogen bleiben mögen. Ob sie sich daran halten, ist eine andere Sache. Aber wer ist überhaupt für was zuständig? Mars gibt mir Kraft und Selbstbehauptung, Jupiter den Glauben an das Gute, Saturn die Konzentration auf das Wesentliche, Uranus Neugier und Impulse für den neuen Tag, Neptun die Sanftheit und Empathie allen gegenüber, die mir heute begegnen werden, und vor Pluto ist eine tiefe Verbeugung notwendig, damit er mir gerade heute nicht seine dämonischen Seiten zeigt.

Also dann: Frohgemut auf in den Tag! Und wie beginnt man den Tag besser als mit einer Dusche, die – funktioniert. Doch meine lässt sich dazu nicht überreden. Das fängt ja gut an, und ich beäuge sie sprachlos. Nichts! Wie ich von der Hausverwaltung erfahre, ist ein Klempner gerade im Haus. Er eilt herbei, o Wunder, und schraubt und schraubt. Schliesslich hat er es geschafft, dass es auch in der Küche kein Wasser mehr gibt. Wozu hat man Handys? Er holt einen Kollegen zu Hilfe, der wiederum einen Kollegen mitbringt. Scheint ein ernstes Problem zu sein. Und so stehe ich da, ungeduscht und ohne Frühstück. Wenn Neptun meinen Mars ins zwölfte Haus zerrt und ihn dort untertaucht, läuft den ganzen Tag nichts (noch nicht mal Wasser), das kenne ich schon. Trotzdem: Nicht verzagen!

Das Handy des Ober-Klempners gibt unheilvolle Töne von sich. Er verkündet: Wasserrohrbruch über Ihnen in der Wohnung, und starrt auf die Decke, ob es von der schon tropft. Ich schimpfe vor mich hin: «Von wegen die Planeten ehrerbietig begrüssen …» Miese Stimmung macht sich breit, und ich suche einen Schuldigen. Merkur ist (noch) rückläufig, Mars kurz vor seiner Rückläufigkeit, und Jupiter, klar, der ist doch auch rückläufig. Na, kein Wunder! Aber mal ehrlich, was haben denn Merkur, Mars und Jupiter mit dem Wasserrohrbruch zu tun? Merkur und Mars rückläufig haben mir noch nie geschadet, und der einzige Flug, den ich in meinem Leben verpasst habe, geschah unter einem direktläufigen Merkur.

Mond Trigon Jupiter meldet sich zu Wort in Gestalt meines Mannes, der das Treiben der Handwerker und die sinkende Stimmung seiner Frau gleichmütig verfolgt. Zum Glück sagt er nicht: Das musst du positiv sehen! Auf diesen Satz, der immer dann mit verklärtem, bedeutsamem Augenaufschlag ertönt, wenn ich mich echt mal ärgern will, reagiere ich allergisch! Er frohlockt nur: «Guck mal, du wolltest doch heute die Fenster putzen, und das geht ohne Wasser nicht!» Ein Argument für gute Stimmung?!

Apropos Rückläufigkeit: Merkur macht miese Stimmung, man kapiert nichts, ist denkfaul und begriffsstutzig, Mars ist ein Weichei, braucht zig Anläufe, um einen Schritt vorwärtszukommen, und Jupiter wird zum Pessimisten. So einfach ist das! Und der rückläufige Pluto bringt mieses Karma. Er ist fast die Hälfte eines Jahres rückläufig, und so ist es kein Wunder, dass man ständig das Gefühl hat, ums Überleben zu kämpfen.

Jetzt fehlen nur noch solche Anrufe wie letzte Woche: Fragt mich doch eine Frau, ob ich ihr nicht mal eben ihr Horoskop erklären könne, sie blicke da nicht durch. Ich frage sie, wie sie das «mal eben» meine … Antwort: «Ach, brauche ich dazu einen Beratungstermin?» Hat jetzt Neptun von mir erwartet, dass ich hilfreich, edel und gut der Bitte nachkomme …? Eine andere wollte von mir wissen, ob es stimme, dass Menschen mit Venus/Uranus-Aspekten lesbisch seien? Und ich liess mich doch wieder in ein Gespräch verwickeln, weil ich neugierig war, wo sie das denn herhatte. Na ja, sie selbst habe diesen Aspekt, und die Freundin einer Freundin und deren Tochter und, und, und … Heaven help!

Am Spätnachmittag rufe ich den Klempner an, der doch ein Ersatzteil für die Küchenarmatur einbauen wollte. Der sagt mir im schönsten Berlinerisch: «Soll ick mir dit ausse Rippen schneiden, oda wat?» Er hat es also nicht. Dafür regnet’s. Ha, bloss gut, dass ich keine Fenster geputzt habe. Susi kommt, und ich schimpfe mit meiner miesen Stimmung über diesen Tag. Da sagt sie – ja, doch, sie sagt es wirklich: «Das musst du positiv sehen …!!!»

Meine morgendliche Anbetung der Sterne hat nichts gebracht, hätte ich stattdessen lieber ein Stossgebet an den Berliner Himmel geschickt: «Lieber Jott, lass’ Abend werden, womöchlich noch vor’m Frühstück.» Allerdings, wie ich mich kenne, als ungebrochene Sternengläubige, werde ich es morgen wieder versuchen …

 


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV, jahrzehntelange Astrologieerfahrung, lebt und arbeitet in Berlin; Bücher: «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009), «Wenn die Kindheit Schatten wirft. Beziehungen. Hochsensibilität. Narzissmus» (2014); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE, E-Mail: Barbara Egert