Astrologie Heute Nr. 179 (Februar 2016)
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Astrologie Heute Nr. 179
Februar 2016

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 179 bestellen

 

Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 

Prognose-Parcour
 
von Barbara Egert
 


 

Ist es nicht ganz natürlich, dass man vor einer Reise gerne wissen möchte, was sie einem bringt? Was aber macht man, wenn der Astrologe gerade verreist oder in einer Sinnkrise ist und die eigenen Deutungsversuche allzu widersprüchlich sind? Man erinnert sich an andere Möglichkeiten der Voraussage und macht sich auf die Suche:

Ein Saturnier flüstert etwa beim mongolischen Orakel seine Frage vier kleinen Knochen zu, lässt sie fallen und versucht zu ergründen, ob sie Gelingen oder Misslingen versprechen. – Mehr erfährt man nicht? Da ist das I Ging aber weitaus differenzierter und wie für Merkur/Saturn geradezu geschaffen: «Der Edle bringt seine Person in Ruhe, ehe er sich bewegt; er fasst sich in seinem Sinn, ehe er redet; er festigt seine Beziehungen, ehe er um etwas bittet. Indem der Edle diese drei Stücke in Ordnung bringt, ist er in völliger Sicherheit.» Nun ja, etwas diesseitiger hätte man es schon gerne, immerhin geht es doch nur um eine zeitlich begrenzte Ortsveränderung. Und wissen möchte man schon, wann der Edle denn nun in völliger Sicherheit ist. Und wenn wann, dann auch wie lange das andauert. Saturn resigniert.

Für die Luft-Zeichen ist das Augurium, die Deutung des Vogelfluges, genau das Richtige. Ich lebe auf, denn das ist mein Element. Man achte auf Höhe, Flugbahn, Anzahl und Farbe der Vögel. Ein Blick aus dem Fenster genügt: Taube von links, Krähe nach rechts, seelenruhig in der Mitte ein Spatz. Doch was will mir das sagen? Nun fliegt auch noch der Spatz davon. Alles sehr rätselhaft. Am besten, man fragt mal im Netz nach.

Und das wird Uranus gefallen, denn bei ihm muss es schnell und praktisch gehen. So wendet er sich dem Sibyllinischen Orakel zu, dem man online nämlich jede beliebige Frage stellen kann. Man tippt eine Zahl ein und erhält prompt die Antwort: «Das Glück ist hinter fernen Bergen.» Also das hilft ihm weiter. Es verweist eindeutig auf eine Reise. Etwa nach Indien? In den asiatischen Palmblattbibliotheken wurden für alle Menschen, die jemals die Erde betraten und noch betreten werden, alle wichtigen Informationen auf Palmblättern niedergeschrieben. Also ab nach Indien, ehe die Blätter zerfallen!

Neptun zieht es nach Delphi; obwohl die Pythia längst nichts mehr weissagt, soll der Genius loci noch sehr aktiv sein: die Kastalische Quelle verleiht Dichtergabe. Sie wird auch heute noch für die Trinkwasserversorgung des modernen Delphi genutzt. Also auf ins nächste Kafenion. Fast ist mir – mit Merkur/Neptun gesegnet –, als hätte ich bereits von dem Wasser getrunken. Bin ich schon allzu poetisch, schweife ich zu sehr ab? Dazu befrage ich das Gummibärchen-Orakel (kein Witz, gibt es wirklich): «Wenn man gerade hofft, Sie kommen jetzt zum Ende, zweigen Sie prompt ab und verlieren sich auf Nebengleisen, um nie mehr zum Hauptpunkt zurückzukehren. Aber: Sie haben ein grünes Bärchen gezogen. Und das bedeutet, dass Sie eine neue Übersicht gewinnen.» Da bin ich aber sehr beruhigt.

Es gibt ein Orakel, das man auch trinken kann. Da sitzen dann Saturn, Uranus, Neptun und Merkur, ermattet von ihrem Prognose-Parcour, und schauen erwartungsvoll in das, was von ihm übrig bleibt: den Kaffeesatz. Man nehme also einen starken türkischen Mokka, trinke ihn bis zur Neige, stülpe die Tasse auf den Unterteller um – und voilà: Das Deuten kann beginnen. Und was enthüllt sich einem? Ah, ist da nicht ein Dreieck zu sehen, und zeigt nicht die Spitze nach oben? Das kann doch nur bedeuten, dass ein Wandel, ein positiver noch dazu, bevorsteht. Und das da erinnert an ein Kamel. Entbehrung und Disziplin sind nötig, um eine Wüste zu durchqueren. Aber ist das wirklich ein Kamel? Es sieht doch eher wie ein Vogel aus. Was eben noch der Höcker war, ist ein Schnabel. Ein Vogel also und dazu noch am Tassengriff: Das bedeutet zweifelsfrei, dass eine glückliche Zukunft bevorsteht.

Grosse Erleichterung: Nicht per Kamel durch die Wüste, sondern frei wie ein Vogel auf einem Dreieck mit Spitze nach oben segele ich durch das Element, das mir sowieso am liebsten ist: die Luft. Na, dann kann ich ja beruhigt buchen. Kaum zu glauben, was so eine Tasse Mokka bewirken kann!


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV, jahrzehntelange Astrologieerfahrung, lebt und arbeitet in Berlin; Bücher: «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009), «Wenn die Kindheit Schatten wirft. Beziehungen. Hochsensibilität. Narzissmus» (2014); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE, E-Mail: Barbara Egert