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Louise Huber, 1924–2016
(Foto von 1997)
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Am 13. Januar dieses Jahres ist Louise Huber in Salzbergen, wo sie die letzten Jahre ihres Lebens verbracht hat, im Alter von 91 Jahren von uns gegangen. Die letzte Gelegenheit, die ich – zusammen mit vielen andern – hatte, diese grosse Pionierin der modernen europäischen Astrologie zu sehen, war anlässlich unserer Einladung zur Feier ihres 80. Geburtstages am letzten Astrologie-Weltkongress 2004 in Basel. So beziehen sich meine Erinnerungen an Louise auf die reiche 30-jährige Zeit unserer zum Teil sehr intensiven Kontakte ab 1973 – seit ich, in der Begegnung mit Louise und Bruno Huber, erstmals die Erfahrung machte, dass man Astrologie auch anders als autodidaktisch erlernen kann und es dafür schon damals zumindest eine Schule, das Astrologisch-Psychologische Institut (API), gab.
Nur die Älteren unter uns dürften sich daran erinnern, was das für eine begeisternde Zeit war. Soeben hatte man zum Ende der 1960er- und zum Beginn der 1970er-Jahre den Mief der Nachkriegszeit abgestreift, was in der konservativen Schweiz mit der Einführung des Frauenstimmrechts im Jahre 1971 und im noch konservativeren Zürich (im Vergleich zu meiner Heimatstadt Basel) mit der Aufhebung des Konkubinatsverbots (1972) einherging. Gleichzeitig entfalteten sich in den USA mit Fritz Perls, Carl Rogers und Eric Berne und in Europa mit Roberto Assagioli moderne Formen der Humanistischen Psychologie, mit bewusstseinsfördernden Prozessen, die in Gruppen stattfanden und das Versprechen beinhalteten, viel schnellere Therapie-Resultate zu erzielen, als die bisher übliche Methode der Psychoanalyse es ermöglichte. Dabei ging es ganz massgeblich um Selbstbefreiung, indem Verhaltensmuster, zu denen wir uns im Kindesalter unter Mitwirkung unserer Eltern unbewusst entscheiden, überwunden und abgestreift werden können.
Diesen Geist brachten Bruno und Louise, die viele Jahre im Psychosynthese-Institut von Roberto Assagioli in Florenz verbracht hatten, in die Astrologie ein, die sie lehrten. So waren in den 1970er-Jahren ihre Seminarien und Ferienkurse eigentliche Experimentierwerkstätten, in denen Selbsterfahrungserlebnisse stattfanden, die für viele neu waren und es – neben der Aneignung von astrologischem Wissen – ermöglichten, neue Verhaltensmuster zu erproben. Dabei ergänzten sich Louise und Bruno hervorragend: Als Schütze war Bruno für die Lehre zuständig, während Louise als Stier für eine solide und stabile Administration sorgte. Diese weitgehende Rollenverteilung änderte sich erst in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre, als Bruno einen schweren Autounfall hatte und eine Zeit lang als Referent und Vortragender ausfiel. Louise sprang mutig in die Bresche und erwarb sich durch ihre sowohl geistig ausgerichteten als auch solide aufgebauten Präsentationen eine immer grössere Anhängerschar.
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Louise Huber
10. 5. 1924, 3:15 LT, 2:15 GT
Bamberg, D (49N53, 10E53)
Koch (GZQ: persönliche Mitteilung, A)
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Ganz besonders schätzen gelernt habe ich die hervorragenden organisatorischen Fähigkeiten von Louise im Zusammenhang mit der Veranstaltung der sieben Astrologie-Weltkongresse, die wir, gemeinsam mit Ueli Sauter, zwischen 1981 und 2000 in Zürich und Luzern veranstalteten. Wir verstanden und ergänzten uns so gut, dass zur Planung jedes dieser Kongresse – die jeweils 800 bis 1000 Besucher anzogen – zwei bis drei Sitzungen, bei vergnüglicher Stimmung und gutem Essen, völlig ausreichten. Dabei kam Louise bei all dem, was wir organisierten, eine herausragende Rolle zu. Wenn für Aussenstehende die Legende der «drei Stiere» aufkam, denen so viel gelingt, war Louise diejenige, welche aufgrund ihrer Wärme, ihres tatkräftigen Unternehmungsgeistes, ihres Realismus und ihrer Beharrlichkeit die Fäden zusammenhielt. Wir waren ihr alle sehr verbunden und verdanken ihr sehr viel.
Dies gilt auch für die Astrologie als Ganzes und die starke Präsenz der Astrologie in der Schweiz. Mit dem Hinschied von Louise geht eine Epoche zu Ende, und wir trauern nicht nur um sie, sondern auch um eine Zeit der Pioniere und des vielversprechenden Aufbruchs in eine neue, menschlichere Zeit, in der das Individuum stärker im Zentrum steht. Ich bin froh zu hören, dass Louise sanft eingeschlafen ist, und danke ihr für die schönen, aufregenden und faszinierenden Zeiten, die wir zusammen verbringen durften, und für das Vorbild, das sie mir und vielen anderen zu Lebzeiten war.
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