E D I T O R I A L
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Einer der Höhepunkte im Jahreszyklus unseres Zentralgestirns steht im Juni an: Zu Mittsommer erreicht die Sonne auf der nördlichen Erdhälfte die höchste Mittagshöhe. Sommersonnenwende: Es ist der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres, weil der grössere Teil der täglichen Sonnenbahn oberhalb des Horizonts liegt. Seit jeher feiern die Menschen diesen hellsten Tag und das Verscheuchen seines Gegenstücks, besonders im Norden Europas in den Weissen Nächten, wenn das Licht auch nachts nicht weichen will. Seit alters gilt der 21. Juni auch als ein mystischer Tag. Das damit verwobene Johannisfeuer in der Nacht auf den Johannistag feiert das Element des heissen Lichts, die Sonne in ihrer Glorie, das Feuer des brennenden Lebens. Es ist das Fest der äusseren, der weltlichen Sonne (im Gegensatz zu Weihnachten). Der Juni-Vollmond, nur ein paar Stunden vor dem Eintritt der Sonne in das Krebs-Zeichen, weist dieses Jahr viele rote Aspekte auf [S. 5]: Oppositionen, aber auch ein Grosses Viereck: Chili im Quadrat [Titelbild].
Wir treten in eine heisse Phase. Chili-Zeit, könnte man also sagen. Mars ist noch rückläufig bis Ende des ersten Sommermonats. [S. 63] Um die Zeit der Sonnenwende formieren sich am 18. Juni Saturn und Neptun zum zweiten exakten abnehmenden Quadrat auf 12 Grad Schütze/Fische. [S. 5] Damit erreichen wir aus astrologischer Sicht einen Höhepunkt im kosmischen Geschehen des Jahres. Zwei gewaltige Kräfte, die gegensätzlicher nicht sein könnten, stehen in grosser Spannung. Materielles und Seelisches streiten sich. Begrenztes und Grenzenloses. Realität und Ideal. Wirklichkeit und Wunsch. Das Thema begleitet uns verstärkt seit Ende des letzten Jahres. Der aggressive und verbissene amerikanische Wahlkampf zwischen Machtstreben und Glaubwürdigkeit ist nur ein Müsterchen davon. Chili passt gut zum aggressiven Trump (Mars in Löwe am Löwe-AC), der kurz vor der Sommersonnenwende seinen 70. Geburtstag feiert. Der wahrscheinliche republikanische Präsidentschaftsbewerber springt von Sieg zu Sieg. Wird er der neue Präsident? [S. 16 ff.] Das Establishment seiner eigenen Partei will ihn nicht, doch seine Wähler, die er auch weit ausserhalb der Kreise seiner Parteigenossen mobilisiert, ficht das nicht an.
Auch der demokratische Kandidat Sanders, mit kaum mehr vorhandenen Chancen auf die Nominierung durch seine Partei, gibt nicht auf und treibt von Wahlveranstaltung zu Wahlveranstaltung den Stachel tiefer in das Fleisch von Frau Clinton. Mit rückläufigem Mars in Widder (Opposition Venus in Waage!) in seinem Horoskop ist er ein Kämpfer auch in aussichtslosen Fällen und fühlt sich neu befeuert, weiter gegen die schon lange beschlossene Übereinkunft seiner Partei in Sachen Kandidatur zu kämpfen, seit der Mars im April rückläufig geworden ist und vom Feuer-Zeichen Schütze wieder in den stichigen Skorpion zurückgegangen ist. Der Kampf wird immer verbissener, und wer nur die Wahlen im Auge hat, versteht die Schärfe wohl nicht ganz. Doch es ist Chili-Zeit, und es geht um die Macht (Saturn) des Ideals (Neptun). Ein grundlegendes Unbehagen und Misstrauen gegen alles Etablierte breitet sich aus. Ein Phänomen, das weitum zu beobachten ist. Es ist Feuer im Getriebe der Welt. Ob in Österreich (Präsidentenwahl), Grossbritannien (Brexit), Türkei (Erdogan, Böhmermann, Merkel [S. 12 f., S. 35]) oder Deutschland (AfD).
Noch ein Höhepunkt dieses Sommers: ASTROLOGIE HEUTE feiert sein 30-jähriges Bestehen! Ein festliches Treffen ist geplant, und Jubiläums-Workshops [siehe hier]. Mehr zu dieser Geschichte in der nächsten Nummer.
Armando Bertozzi
Redaktor
Armando Bertozzi, von 1976 bis 1981 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von «Essentia – Zeitschrift für evolutionäre Ideen»; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)