Astrologie Heute Nr. 185 (Februar 2017)
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Astrologie Heute Nr. 185
Februar 2017

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 185 bestellen

 

Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 

Immer nur lächeln …
 
von Barbara Egert
 


 

Manch einer (vielleicht mit Venus/Jupiter am Aszendenten) wird schon so geboren: Sein seliges Lächeln verzaubert alle, die sich über seine Wiege beugen. Seine Lebensfreude steckt an: Selbst das Unmögliche, wir werden es schaffen! Möge ihm dieses Lächeln nie vergehen, sein Schicksal es gut mit ihm meinen und helfen, alle Sorgen einfach fortzulächeln. Und der Himmel erspare ihm einen Job in der Servicekultur, denn das dort beruflich verordnete Lächeln bereitet Stress, Kreislaufprobleme und Melancholie, genau wie in der Politik, wo zum Wohle aller und der eigenen Karriere die Wahl des richtigen Lächelns strategisch bedeutsam ist. Und so probt der arrivierte Löwe schon mal seine neue Grinsemixtur aus arrogant und jovial, selbst wenn weit und breit noch keiner zu sehen ist, den er beeindrucken könnte.

Leider bleibt vom Lächeln des Neugeborenen im Laufe der Jahre kaum etwas übrig. Die Planeten bemächtigen sich seiner, so ist das nun mal, und kneten sein Angesicht: Falten entstehen, und nur selten sind es willkommene Lachfalten. Erst recht nicht bei jenen Riten der Mannbarkeit unter Saturns Ägide: Alle finden einen komisch, nur man selbst weiss nicht wieso. Man möchte mitlachen, aber es wird nur ein hilfloses Grinsen daraus. Dann schon lieber Unterweisung durch Pluto! Der lehrt ein distanziertes, vielsagendes, zynisches Lächeln. Und auch – oh Wunder – wie man die Kunst erlernt, es an- und abzuschalten. Ganz anders als das elegische Mond/Neptun-Lächeln, das wie ein langer, sanfter Hilferuf klingt; nur ja keiner komme auf die Idee, ihm, dem Hyper-Sensiblen, jemals ein Leid zuzufügen. Darüber können Uranier nur lächeln, doch dabei zwinkern sie derart, dass man nie weiss, ob es sich vielleicht eher um einen nervösen Tick handelt.

Wer das Lachen verlernt im Laufe des Lebens, kann es wiederbeleben: Der Mund sei leicht geöffnet, sodass die oberen Zähne sichtbar werden. Man murmle nicht etwa das überholte «Cheese», sondern etwas, das auf «a» endet, wie «Panda» oder bei einer Lachattacke «Abrakadabra», jene Zauberformel, die bewirkt, dass selbst jene zu schmunzeln beginnen, die einem ansonsten nicht wohlgesonnen sind. So wird das Werk gelingen: Der Blick sei offen, die Lider etwas zusammengekniffen. Na, klappt doch schon – oder? Ist zwar nicht ganz der Mona-Lisa-Look, aber immerhin …

Warum neigen manche später zu solch einem entsetzlichen Grinsen, wenn doch alles so vielversprechend begann? Was lief da schief? Ihr Lächeln scheint wie eingefroren, besonders wenn sie vor Wut kochen (Mars/Pluto). Skorpione zücken überdies noch ihre Bodyguard-Sonnenbrillen, wenn es brenzlig wird. Ein anderes Grinsen, das eigentlich als nettes, harmloses Lächeln gedacht ist, will sagen: In mir habt ihr einen, der keiner Fliege was zuleide tut. Aber Vorsicht, das gilt nur für Fliegen!

Als homerisch bezeichnet man das laute, nicht enden wollende Gelächter der Götter. Solch ein Lachen ist selten geworden. Sorbas muss so gelacht haben, als seine Seilbahn zerbrach. C. G. Jungs dröhnendes Lachen bei den Eranos-Tagungen auf dem Monte Verità soll man schon von Weitem gehört haben: ein Triumph der guten Laune über alle Zweifel und Widrigkeiten der Welt.

Nun ja, das ist nicht jedem gegeben. Doch wie wäre es immerhin mit vielsagendem Schmunzeln oder ironischem Zwinkern? Nein, klappt nicht angesichts der Weltlage? Dann räuspere man sich eben vehement, um seinem Erstaunen Ausdruck zu geben (nicht vergessen, die Augenbrauen hochzuziehen!). Klappt auch nicht? Und die notorischen Dauerlächler des positiven Denkens, Jupiter mit Neptun, ist ihnen das Lächeln nach der Trump-Wahl vergangen? Wie finden sie, die jeden Konflikt Scheuenden, zurück zu ihrem penetranten Gleichmut? Einige versuchen, in metaphorisch stockdunklem Wald durch lautes Pfeifen ihre Contenance wiederzugewinnen. Angst kann ja, wenn man völlig verzweifelt ist, in Gelächter umschlagen. Jeder Bestatter kennt solche schaurigen Lachanfälle am offenen Grab.

Ganz egal, wie es drinnen aussieht, der Versuch eines Lächelns ist besser, als zu erstarren, saturnisch zu versteinern. Wenn nichts mehr hilft, bleibt manchem nur noch der Sprung in die Operette. Wehmütig summt er dann vor sich hin: «Immer nur lächeln, immer vergnügt», wie Prinz Sou-Chong in Lehárs «Land des Lächelns». Und schon wird wieder alles gut. Ganz bestimmt. 


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV, jahrzehntelange Astrologieerfahrung, lebt und arbeitet in Berlin; Bücher: «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009), «Wenn die Kindheit Schatten wirft. Beziehungen. Hochsensibilität. Narzissmus» (2014); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE, E-Mail: Barbara Egert