Den Augenblick einer Begegnung kann man maßgebend als das Horoskop einer Beziehung bezeichnen. Dieser Zeitpunkt gilt als die »Geburt einer Verbindung« zwischen zwei Menschen. Lianella Livaldi Laun erklärt in ihrem neuen Buch Das Begegnungshoroskop, wie aus dem Horoskop des ersten Treffens die Themen und Entwicklungen einer ganzen Beziehung erkannt und gedeutet werden können. Ebenso wie in einem Geburtshoroskop die Anlagen und zeitlichen Entwicklungen abzulesen sind, ist dies auch im Begegnungshoroskop möglich.
Da für diese Technik keine exakten Geburtszeiten der beteiligten Personen verwendet werden, ist die Methode auch praktizierbar, wenn die erforderlichen Daten für eine Synastrie oder ein Combin nicht vorliegen. Jedoch sollte der Zeitpunkt des ersten Treffens bekannt sein. Alternativ ist auch der Moment einer Eheschließung verwendbar, da die Erfahrung der Autorin zeigt, dass sich in diesem Ehehoroskop auch immer die Hauptthemen eines vorliegenden ersten Begegnungshoroskopes wiederholen.
Frau Livaldi Laun liefert eine gründliche und gut nachvollziehbare Anleitung, in dem sie zuerst auf die einzelnen Häuser im Horoskop und dann auf die Planeten und deren Planetenverbindungen in Bezug auf partnerschaftliche Schwerpunkte eingeht. Abgerundet wird die Einführung in die Deutung mit einem speziellen Augenmerk auf Aszendent und Deszendent. Bei diesen Ausführungen legt Lianella Livaldi Laun immer den Hauptdeutungsschwerpunkt auf Beziehungsmuster und wie sich welche Themen im Horoskop auf die jeweilige Beziehung auswirken werden.
Um das Dargestellte zu vertiefen, folgen zahlreiche Beispiele, im für die italienische Autorin typischen lebendigen und emotionalen Stil, sodass es dem Leser leicht fällt, sich in die Horoskope und der dahinterstehenden Lebensschicksale einzufühlen. In dieser Sammlung gibt es sowohl glückliche Begebenheiten, als auch nicht funktionierende Beziehungen, um die dargestellten Fälle zu untermauern. Frau Livaldi Laun zeigt anhand der vorliegenden Beispiele die Unterschiede und Besonderheiten der jeweiligen Beziehungen. Fast kann man als Leser erschrecken, dass alles von der ersten Minute an festgelegt ist, und es schwer zu sein scheint, dem vorliegenden Muster zu entrinnen. Aber sie macht auch Mut und zeigt die Stärken jeder Partnerschaft und welche Möglichkeiten die zeitlichen Auslösungen geben.
In den zwei abschließenden Kapiteln geht sie auch auf die Tatsache ein, dass sowohl Eltern-Kind, als auch Geschäftsbeziehungen mit einem ersten Treffen beginnen.
Speziell bei Eltern-Kind-Horoskopen ist dies das Radix des Kindes, welches der ersten Begegnung mit den Eltern entspricht. Sehr faszinierend ist die Tatsache, dass das erste Treffen des Paares und die in diesem Horoskop enthaltenen Themen sich fast immer auch im Radix des aus dieser Beziehung geborenen Kindes wiederholen, was einer schicksalhaften Fügung entspricht und darauf hinweist, dass alles zur richtigen Zeit geschieht.
Dank des vorliegenden, gut lesbaren Deutungsbuches von Lianlla Livaldi Laun gelingt es dem astrologisch versierten Leser die Hintergründe und Muster einer Beziehung leichter zu entschlüsseln und die Hauptthemen zu erkennen. Das Buch ist sehr empfehlenswert und es lädt zum Experimentieren mit eigenen Beispielen ein.
–Ute Flörchinger
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In der Astrologie stehen seit jeher Einzelhoroskope im Mittelpunkt. Ob Menschen, Staaten, Organisationen oder Mundankonstellationen, in der Regel analysiert man sie allein. Will man mehrere von ihnen miteinander in einer Zusammenschau deuten, so gestaltet sich das bisher sehr kompliziert.
Vor diesem Hintergrund hat Dr. Christof Niederwieser eine neue Darstellungsmethode für die astrologische Deutung von Gruppen entwickelt, die er über viele Jahre in seiner Praxis als astrologischer Unternehmensberater erfolgreich testete. In ASTROLOGIE HEUTE Nr. 180 (April/Mai 2016) und in mehreren Vorträgen und Seminaren hat er die Methode schon vorgestellt, nun macht er sie mit einem Buch allen zugänglich: Das Gruppenhoroskop.
Bei seiner Methode werden die Horoskope aller Beteiligten im selben Tierkreis eingezeichnet – bis zu 20 sind gut zu vereinigen und damit deutbar. Wie das genau geht, erläutert der Autor ausführlich und anschaulich in seinem Buch, das in einen theoretischen und einen praktischen Teil gegliedert ist. Letzterer ist in Form von «Frage und Antwort» abgehandelt, indem hier Fragen von Teilnehmern der Gruppenhoroskop-Seminare samt den Antworten des Autors stehen.
Mittlerweile ist die Methode auch in das Computerprogramm Astroplus integriert, womit das doch aufwendige Einzeichnen der vielen Planetenstellungen in den Tierkreis entfällt. Diese Tatsache und das vorliegende Buch dürften dieser besonders im Wassermannzeitalter nützlichen Methode sehr weiterhelfen.
–Armando Bertozzi
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Bühne frei für den Kultur- und Wissenschaftsfreak Hans-Jürgen von der Wense, der sich in die Astrologie eingefuchst hat! Äh, wer? – Wense (1894 bis 1966), so in Wikipedia (Zugriff 7. August 2017) nachzulesen, ist nach dem Ersten Weltkrieg so etwas wie ein Linksintellektueller, außerdem experimenteller Komponist atonaler Musik. Ab 1920 zieht Wense sich in selbstgewählte Exile zurück und besinnt sich ganz auf seinen formidablen Querkopf: „Er widmete sich dem Studium der Meteorologie, Geologie, Mineralogie, Astronomie und Astrologie, begann mit den Übersetzungen außereuropäischer Literatur und beschäftigte sich mit vielen universellen Themen. Wense plante eine Geschichte des Wetters, die aber über Materialsammlungen nie hinauskam, sowie Spruch- und Aphorismensammlungen. … Er war ein leidenschaftlicher Wanderer und legte mehr als 40.000 Kilometer zu Fuß zurück.“ Wense, so verstehe ich, ist ein universaler Geist, der nichts (und den nichts) unberührt lässt, der möglicherweise an seiner enzyklopädischen Sammellust gescheitert ist, freilich auf höchstem Niveau. Ganz seinem akribischen und poetischen Inventarisieren und Verknüpfen verpflichtet, hat Wense zu Lebzeiten wenig veröffentlicht. Auf ein Publikum angewiesen? Wohl nicht. Finanziell scheint er nicht in Not gewesen zu sein. Offenbar ein Kernsatz seines Schaffens ist dieser: „Wahre Wissenschaft aber heißt: Alles für möglich halten!“
So einer entdeckt also die Astrologie, „die aber, dies muss mit aller Schärfe gesagt werden, nicht auch nur das allermindeste zu tun hat mit Okkultismus oder Geisterseherei oder Wahrsagen aus dem Kaffeesatz, sie ist vielmehr die älteste Wissenschaft und überhaupt geistige Offenbarung der Menschheit, ja das insgesamte geistige und religiöse Leben aller Kulturvölker von Urzeit an ist aus ihr entstanden und ist auf ihr aufgebaut.“ (S. 24) – Das ist der wuchtig formulierte allererste Satz Wenses zur Astrologie.
Im übrigen hat Wense einfach Horoskope erstellt und so ein hohes Maß an Erfahrungen gesammelt. Aus seiner Erfahrung heraus kann Wense schreiben: „Man erkennt aus einem Horoskop in jedem Fall den Charakter mit unfehlbarer Sicherheit. Vom Schicksal sicher nur das was aus dem Charakter folgert, ferner Ehe, Freunde und Feinde, Geld, weite Reisen, Lebensstellung, Macht, Ruhm und Schande, Geheimnisse, Gefängnis, gewaltsamer Tod. Schwieriger sind Eltern, Geschwister, Kinder, Kollegen, Prozesse, Begabungen, Religion, geistiges Leben und Liebesleben. Sehr schwierig: nicht gewaltsamer Tod, Gewohnheiten, Liebhabereien, Meinungen (etwa politische), Beruf und Geschäfte. Dass einer gut segeln könnte, kann man sehen, nicht aber ob er gerne und überhaupt segelt. Am schwierigsten zu erkennen sind Krankheiten, weil unerforscht, sie seien denn seelischer Art und im Charakter begründet“ (S. 44).
Wense erklärt dann: „Das Horoskop zeigt also verschiedene Schichten der Seele auf, die sich durchwachsen und überschneiden. Dabei ergeben sich nun die seltsamsten Widersprüche, etwa so:
1. Aszendent wäre Waage: ausgeglichen, ruhig, duldsam, idealistisch
2. Sonne in Skorpion: unduldsam, herrisch, gespannt, polare Natur
3. Mond in der Jungfrau: sachlich, praktisch, kritisch, materiell
4. Sonne Quadratur Neptun: weltfremd, in Illusionen, ohne Selbstkritik
5. Mond Trigon Jupiter: edelmütig, sich schenkend
6. Mond Quadratur Saturn: scheelsüchtig, misstrauisch, unnahbar – …
Diese Vielfalt ist es, die den meisten das astrologische Arbeiten wieder verleidet. Sie sagen: Zuviele Möglichkeiten! Wie sollen wir da unterscheiden! Und doch: unsere Seele ist so, eine Nation, unendlich reich gegliedert und doch eine Gemeinschaft.“ (S. 45)
Diese von Wense angeführten Deutungsbausteine kommen für den heutigen Astrologen etwas holzschnittartig einher, anflugweise eben doch wahrsagerisch. Wenses Bild von der Seele als reich gegliederter Nation, die dennoch eine Gemeinschaft ist, kennzeichnet freilich genau die Aufgabe, die sich dem abwägend deutenden Astrologen stellt.
So offenbart Wenses Traktat über die Astrologie einerseits tiefe Einsicht um Reichweite und Größe der Astrologie, andererseits klare praktische Orientierung. Manchem Astrologen wäre so viel Klarheit zu wünschen. Wenses Text bietet sachlich nicht wirklich Neues. Aber er bietet eine heute selten gewordene Haltung an: Nüchterne Weisheit, ehrfurchtsvoller Pragmatismus und tiefe Dankbarkeit für dieses kostbare Instrument der Selbst- und Welterkenntnis. Allein dafür lohnt sich die Lektüre.
Das Vorwort von Dieter Heim bleibt leider in der Fassungslosigkeit des Intellektuellen darüber stecken, dass ausgerechnet der hochverehrte Wense sich an dieser Pseudo- und Schmuddelwissenschaft Astrologie kontaminiert hat. Da hätte man sich mehr Unvoreingenommenheit und mehr Neugier gewünscht.
–Christoph Schubert-Weller
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