Astrologie Heute Nr. 190 (Dezember 2017)
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Astrologie Heute Nr. 190
Dezember 2017

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 190 bestellen
Jubiläumskongress des Deutschen Astrologenverbandes, 6.–8. Oktober 2017 in Würzburg
 
Der DAV feierte den 70. Geburtstag
 
von Karin Hepperle
 

Motto: «Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne»

Das Sturmtief «Xavier» brachte es mit sich, dass ich den Kongressanfang am Freitagabend nicht miterleben konnte. Eva Stangenberg und Ernst Ott nahmen das 70-jährige Jubiläum des Deutschen Astrologenverbandes (DAV) zum Anlass, teilweise veraltete und abstruse Prüfungsaufgaben humoristisch aufs Korn zu nehmen. Gut so, denn auch für Astrologen und den DAV bleibt das Leben eine lebendige Baustelle (Saturn/Uranus), die gekonnt anzugehen den Unterschied ausmacht zwischen glaubwürdig, konstruktiv herausfordernd, zeitgemäss oder veraltet.

   
   
   

Der Zauber blitzte in vielen Vorträgen und Veranstaltungen fast durchgehend auf. Zum Beispiel im wunderbaren Vortrag von Ulrike Voltmer über die «Geburt als Eintritt in kosmische Rhythmen», die sie mit sehr gut ausgewählten Zitaten von Rudolf Steiner und Johannes Kepler untermalte.

Viel Kompetenz und Humor liess Wulfing von Rohr in seinem Vortrag über den 28-jährigen Häuserdurchlauf aufscheinen: «Und jedem Umlauf wohnt ein neuer Zauber inne». Und der von mir gewählte Workshop bei Heidi Treier über «Die Magie des dritten Saturnumlaufs», die sie mit Aufstellungen von zwei Teilnehmern nachhaltig illustrierte, war ebenfalls ein bezaubernder Volltreffer.

Jüngere Astrologen wie Monika Preuss und Christiane Hinterleitner demonstrierten anschaulich, dass sie sich auf der Achse 3/9 noch vor dem Übergang von der Infozusammenstellung (Zwillinge) zur reifen Deutung (Schütze) befinden und dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Die zahlreichen Meister, die es schon gibt, werden jedes Jahr aufs Neue nicht wenige Zuhörer auf den Gedanken bringen, dass der unendliche Schwingungsumfang der Astrologie letztlich durch Menschen mit Persönlichkeit lebendig weiter tradiert wird und dass hinter jeder noch so ausgefeilten Technik hoffentlich auch in Zukunft ein reflektierter, entwicklungsfreudiger Mensch stehen wird. Denn in welch einer Welt könnten wir leben, wenn jene menschlich und fachlich hervorragend aufgestellten astrologischen Persönlichkeiten auch an Schulen, Universitäten, Firmen, offiziellen Fernsehsendern oder gar in Parlamenten regelmässig und diskussionsfreudig ihr Wissen weitergeben könnten – oder gar sonntags von der Kanzel predigen würden? Im Sinne Gustav Mahlers, dass Tradition nicht Anbetung der Asche, sondern Weitergabe des Feuers ist. Gerhard Höber zog am Sonntagmorgen just den humorvollen Vergleich zwischen seinem Vortrag und der Sonntagspredigt, tiefgründig dabei den geistigen Hintergrund des Beginns der Genesis aufschlüsselnd.

Wie jedes Jahr hatte der DAV auch Vortragsredner aus dem Ausland eingeladen; dieses Mal erfrischten das dänische Astrologenpaar Louise Kirseboom und Johan Hjelmborg gegen Ende die Kongressteilnehmer mit der Darstellung des Sonnenhoroskops und dem Thema «Der Klient als Wahrsagekarte». Die von Louise Kirseboom entwickelte Technik des Sonnenhoroskops ist verblüffend einfach und treffsicher. Denn letztlich ist jeder Geborene Zentrum seines Universums, wie die Sonne das Zentrum unseres Planetensystems ist!

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Fig. 1
DAV-Jubiläumskongress 2017
6. 10. 2017, 20:15 LT, 18:15 GT
Würzburg, D (49N47, 9E56)
Placidus

   

Die präzisen Beobachtungen und hintergründig-humorvollen Schlussfolgerungen von Johan Hjelmborg verdeutlichten, dass hinter der offiziell gestellten Frage des Klienten oft eine andere Frage steckt, die dem Klienten selbst oft nicht bewusst ist. Das Sein hinter dem Schein. Dieses geistesgegenwärtig aufzuspüren, ist der Arbeit eines Detektivs oder gar Zauberers vergleichbar und nur mit gutem Stehvermögen, Menschenkenntnis und unter Einbeziehung des Stundenhoroskops als kosmischem Anhaltspunkt durchführbar.

Im Nachhinein sind Konstellationen immer am besten zu deuten. Abgeschlossene, öffentlichkeitswirksame Biografien wie diejenigen von Hermann Hesse und Niki de Saint Phalle bildeten den Hintergrund der Vorträge von Martin Trosbach und Anita Ferraris.

Setzt man nun den Ort des Kongresses mit Saturn gleich – der momentanen Realität –, so kommt man zur optimistischen Diagnose: «Es bleibt noch viel zu tun.» Erstmals fand der Kongress in Würzburg statt. Der fensterlose Vortragssaal, farblich-stilistisch geschmacklos in den Siebzigern angesiedelt, hatte eine dumpfe, drückende Atmosphäre. Dementsprechend steht im Ereignishoroskop (Fig. 1) der Saturn als Herrscher von zehn in acht. Der neonbeleuchtete Saal nebenan lud eher nicht dazu ein, mit den Kongressteilnehmern ins Gespräch und damit in die so wichtige Reflexions- und Verdauungsphase zu kommen (defizitäre Jungfrau). Das Mittagessen und die Kaffeepausen fielen extrem karg aus. Vielleicht die Entsprechung zu Mars und Venus in Jungfrau.

Ich rufe dem DAV deshalb zu: Wollt ihr denn nicht auch Sorge dafür tragen, die wunderbaren Inhalte in einem atmosphärisch zauberhaften und nährenden Ambiente unterzubringen? Die Astrologie als Brücke zwischen Himmel und Erde – als Symbol für Neptun/Uranus/Saturn – hat es mehr als verdient!