Astrologie Heute Nr. 191 (Februar 2018)
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Astrologie Heute Nr. 191
Februar 2018

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 191 bestellen

 

Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 

Weisheiten des Lebens …?
 
von Barbara Egert
 


 

Im Laufe der Jahre häuft man Weisheiten an, unterstreicht in Büchern, was man für wertvoll hält, sammelt Gedanken, die – besser als man selbst es könnte – das ausdrücken, was man empfindet. Man bedient sich ihrer im Gespräch mit anderen, nicht ganz ohne Hintergedanken, etwas von den entliehenen Weisheiten möge auf einen selbst abfärben. Man nährt sich von all den schönen Zitaten so lange, bis man eines Tages merkt, dass sie sich überlebt haben, ja dass einige sogar zu Klischees wurden. Wie peinlich! Aber auch schöne Sätze und Sentenzen haben eben ihr Verfallsdatum. Dann schon lieber verstummen? «Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben.» Stimmt zwar, ist aber auch schon ziemlich angestaubt.

Allzu Hochtrabendes sollte man lieber für sich behalten. Etwa bei Jupiter Konjunktion Merkur in Schütze im neunten Haus: Missionarische Absicht liege jenen ihrer Meinung nach zwar völlig fern. Nein, man wolle nun wirklich niemanden belehren. Doch manche ihrer «Erkenntnisse» ähneln – mit Verlaub und ohne selbst ins Belehren zu fallen – in verblüffender Weise eher Plattitüden als den sieben Säulen der Weisheit. Dass das Nonplusultra ihrer Binsenweisheiten wackelt, wenn wirkliche Experten auftauchen, stört sie nicht. Mehr Schein als Sein! – Eitel ist ja sowieso alles im Angesicht der Ewigkeit.

Jupiter/Neptun im zwölften Haus lauscht gebannt seinem weisen Schütze-Kollegen, denn er ist ja auch schon viel herumgekommen: Jede Nacht erweitert sich sein Horizont. Er fliegt im Geiste durch ferne Galaxien, liest auf der Suche nach ewigen Wahrheiten vor dem Einschlafen etwa: «Der Mann mit den zwei Leben», den Klassiker zum Thema Astral- und Seelenreisen. Er übt und übt, man weiss ja nie … Am ersten Schritt, der Körperentspannung, hat er hart gearbeitet. Sein Jungfrau-Merkur half ihm dabei ebenso wie Meditation und heisse Bäder. Dann probt er die zweite Stufe, den hypnagogischen Schlaf, der ihn aber dermassen entspannt, dass er in einen Tiefschlaf versinkt. Dort findet er zwar, was er sucht, hat es aber morgens wieder vergessen.

«Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen», das ist die Empfehlung der berühmten drei Affen, wie man sich weise verhält. In Japan bedeutet das: «Über Schlechtes weise hinwegsehen», in der westlichen Welt interpretiert man es eher als «Alles Schlechte nicht wahrhaben wollen». Ich kenne einige, die haben die drei Affen derart verinnerlicht, dass sie weder sehen noch hören, was sie verunsichern könnte: Alles ist doch gut oder wird bald gut, alles ist halb so schlimm, geht vorbei, selbst der Klimawandel.

Konfuzianisch klingt das mit den Affen so: «Schönheit ist angemessenes Verhalten. Was dem nicht entspricht, darauf schaue nicht, darauf höre nicht, davon rede nicht.» Doch was ist schon angemessen? Vielleicht die heilige Affenbande aus Wachs mit Docht zum Entflammen als Präsent für besinnliche Stunden? Wenn man Glück hat, entströmt ihnen ein Geruch der Weisheit! Blendet man alle Vorurteile aus, wird vielleicht aus der äusseren sogar eine innere Erleuchtung.

Aber zurück aus den fernöstlichen Höhen der Affen-Weisheit in die Niederungen unseres Alltags. Aus Sprichwörtern ruft uns eine uralte Weisheit zu, dass es Zeit sei, zu erwachen. Und zwar mit der unsterblichen Einsicht, dass Morgenstunde Gold im Munde habe. Neptunische Langschläfer, nun erhebt euch endlich! Und überhört nicht, was euch der heutige Himmel noch alles verkündet: «Oktoberhimmel voller Sterne hat warme Öfen gerne!» Auch nicht gerade der Weisheit letzter Schluss … Und hier noch etwas, das vielleicht sogar den konsequentesten Saturnier frösteln lässt: «Manch einer glaubt, die Schönheit eines Sternenhimmels durch das Zählen der Sterne erfassen zu können.»

Eine der tiefsten Weisheiten unserer Zeit besteht nur aus einem Wort. Es ist ein Extrakt, ein Befehl und die Rettung gestresster Therapeuten. Es lautet: «Loslassen!» Wenn jemanden die Sorgen schier erdrücken, was ruft ihm da sein bester Freund zu? …. Genau! Irgendwie sind sich darin alle einig, dass sie nun endlich den Stein der Weisen in den Händen halten. Für Uranier war das ja immer schon klar: Loslassen und auf und davon. Merkur/Hermes, der Götterbote mit seinen Flügelschuhen, trennt sich bei all dem Hin und Her sowieso dauernd von etwas. Neptun, nun ja … weiss sowieso nie genau, wann der Zustand der Auflösung besser einem Festhalten weichen sollte. Als Waage ahne ich immerhin, dass sowohl Festhalten als auch Loslassen Empfehlungen der Zeit sind. Und die rät mir gerade, diese Kolumne jetzt loszulassen.   


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV, jahrzehntelange Astrologieerfahrung; Bücher: «Astro-logische Merkwürdigkeiten – Kolumnen» (2017, nur bei Amazon erhältlich), «Wenn die Kindheit Schatten wirft: Beziehungen, Hochsensibilität, Narzissmus» (2014), «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE, E-Mail: Barbara Egert