Astrologie Heute Nr. 196 (Dezember 2018)
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Astrologie Heute Nr. 196
Dezember 2018

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 196 bestellen
Bericht vom DAV-Kongresses vom 28. bis 30. September 2018 in Bad Kissingen
 
Der bestirnte Himmel über mir ...
 
von Karin Hepperle
 

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Fig. 1
DAV-Jubiläumskongress 2017
6. 10. 2017, 20:15 LT, 18:15 GT
Würzburg, D (49N47, 9E56)
Placidus

   

Das laufende Mars/Uranus-Quadrat markierte den Beginn des Kongresses (Fig. 1): Eines Unfalls wegen sprang der DAV-Vorsitzende Klemens Ludwig für Erich Bauer ein, der Gott sei Dank unverletzt seinen Beitrag am Sonntagvormittag zum Besten gab. Mit Transit-Pluto als Anzeiger für einen möglichen Todeszeitraum verdeutlichte Klemens Ludwig, dass unter Umständen das Gelöbnis des Astrologen, nichts in Bezug auf das Lebensende zu prognostizieren, relativiert werden kann. Sofern zwischen Klient und Astrologe bei diesem sensiblen Thema ein Vertrauensverhältnis besteht und ein angegebener Zeitraum dem Sterbenden die Zuversicht geben kann, essenzielle Anliegen noch zu verwirklichen.

Das Horoskop des Kongresses zeigt passend dazu den MC in Steinbock, mit Saturn – als Hüter der Zeit – in neun. Mit Zeit als massgebliche Weltanschauung kann also verantwortungsbewusst grosszügig gerechnet werden. Und Pluto fast auf dem MC, aber noch bzw. bereits im neunten Jupiter-Haus, könnte hier andeuten, nicht mehr zwingend als unabänderliches Ende von Zeit und äusserer Realität zu wirken.

Neuer Ort und neue Zeit oder auf dem Weg in neue Sphären
Der Kongress fand das erste Mal am letzten Septemberwochenende und erstmals in Bad Kissingen, im Hotelkomplex Sonnenhügel, statt. Inmitten der Natur (Krebs-IC) hatte man hier wohl in den Siebzigern riesige Hotelbunker mit Parkhauscharme (Steinbock mit Pluto am MC) gebaut. Innen waren die Räumlichkeiten grosszügig (Mond in Stier Opposition Jupiter) und die Vortrags- und Pausensäle allemal besser als das Kongresszentrum in Würzburg.

Der Stier-Mond nahe am AC als Herrscher von vier in Opposition zu Jupiter als Herrscher von acht bedeuten hier seelenmotivierte und erkenntniserweiternde Schmankerl mit Tiefgang: Der Schweizer Astrologe Harry Tobler illustrierte am Samstagvormittag die verblüffenden Zusammenhänge zwischen astrophysikalischen Gegebenheiten und astrologischen Bedeutungen der Planeten Venus, Saturn und Jupiter. Rolf Liefeld überzeugte die Zuhörenden dahingehend, dass die Integration des Kuipergürtels, also die Sphäre jenseits von Neptun und Pluto, für Astrologen durchaus spannend und sinnstiftend sein kann. Pluto ist eben nicht das Ende unseres Sonnensystems, denn Eris bis hin zu Sedna lassen schon grüssen!

Unter den fünf Workshops wählte ich Manfred Maggs Einführung in das Handlesen. Souverän und humorvoll vermittelte er, dass reiche Lebenserfahrung und Menschenkenntnis auch hier Voraussetzungen sind, um ein guter Handleser zu werden.

Am Samstagnachmittag und -abend funkelten uns die Fixsterne zu: Bernadette Brady war der Stargast aus England und stellte ihr Steckenpferd mit ansteckender Begeisterung und profundester Kenntnis vor. Schon rein optisch ist nachvollziehbar: Die Ekliptik ist ein Teil, aber eben nicht das ganze Himmelszelt. Am Horoskop des Dalai Lama illustrierte Brady überzeugend, inwiefern die durch Parane ermittelten Fixsterne den Planeten und Konstellationen eine sehr präzise Hintergrundfärbung verleihen, welche allein aus dem Horoskop so nicht ersichtlich ist.

Spannend auch der Kurzvortrag von Martin Moritz über Kaiser Wilhelm II. und sein achtes Haus (Sonne/Chiron). Dessen unbehandeltes Trauma, verstärkt durch die damals übliche grausame Erziehung, war sehr wahrscheinlich ein wesentlicher Grund, seine auch äusserlich sichtbare Schwäche (verkrüppelter Arm) durch extremen Militarismus zu kompensieren und dadurch den Ersten Weltkrieg mit in die Wege zu leiten. Könnte man doch nur alle Kriegstreiber dieser Welt einfangen und – wie Gertraud Krause-Traudes anschliessend im intensiven Schnelldurchgang vortrug – traumatologisch so lange behandeln, bis die Harmonie der Schöpfung, unter anderem über Fraktale und Astrologie, ihr Gemüt besänftigt!

Der Goldene Jupiter erging dieses Mal an drei Kandidaten, die sich um die Astrologie wahrhaft verdient gemacht haben: an Martin Garms, Markus Jehle und Reinhard Stiehle. Erstaunlich, dass diese nicht schon längst den Preis erhalten hatten! Besser spät, als nie – so ähnlich lautete auch der mild-ironische Kommentar von Markus Jehle.

Christian König liess den Samstagabend mit seiner stimmungsvollen, aus Bild, Text und Musik gestalteten Abendmeditation über die Fixsterne ausklingen.

Meine geistigen Verschnaufpausen fielen am Sonntag mit den beiden Vorträgen von Erich Bauer und Bernhard Firgau zusammen. Beide Präsentationen über die Astralmythen (Bauer) und über sogenannte Gruppenschicksalspunkte bei Katastrophen (nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort?) waren laut Zuhörer gleichermassen die Highlights vom Sonntag.

Ilona Picha-Höberth trug unnachahmlich Gänsehaut erzeugend das schamanische Märchen «Die Mos-Frau» vor, das sie anschliessend auch astrologisch deutete. – Seelennahrung pur!

Dass Vedische Astrologie in Kombination mit Bildern sowie altbabylonischen und biblischen Texten wie der Johannesoffenbarung sehr inspirierend sein kann, bewies Rafael Gil Brand mit seiner Darstellung und Deutung der Mondknoten als Sinnbild von Schlange und Drachen. Laut altorientalischen Schriften erfährt die Mondknotenachse auf 7 ½ Grad Schütze ihre Erhöhung. In Verbindung mit dem seit zirka 2005 darüberstehenden Wintersonnenwendpunkt der langsam eiernden Präzessionsachse bekommen diejenigen, die es vernehmen wollen, zirka 100 Jahre lang wesentliche Fingerzeige zu globalen Lernaufgaben, nämlich neutralen Fakten und subjektiver Wahrnehmung – in Relation zu Zeit, Ort, Individuum und Kollektiv – die entsprechende Bedeutung zu geben und einen kulturübergreifenden Zusammenhang zu ermöglichen, der gerade auch über eine verantwortungsbewusste Astrologie herzustellen ist!

Gelingt es uns, dass die Wissenschaft uns Astrologen wieder ausreichend ernst nimmt, sodass die Brücke zwischen Glauben und Wissen wiederaufersteht? Dann könnte der Traum einer uranischen Menschheitsfamilie (Mars, Lilith, absteigender Mondknoten als Stellium in Wassermann im zehnten Haus des Kongress-Horoskops) wahr werden, wie sie Gotthold Ephraim Lessing literarisch in seinem hochaktuellen «Nathan der Weise» vorweggenommen hat! Und in diesem Sinne habe ich mir den Schweizer Kongress «Reset Astrology – Auftakt zu einer neuen Ära» (www.astro2020.ch) am 11./ 12. Januar 2020 – pünktlich zur Saturn/Pluto Konjunktion – fest vorgemerkt.