Astrologie Heute Nr. 198 (April 2019) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 198
April 2019

Inhaltsverzeichnis
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 E  D  I  T  O  R  I  A  L  

 

 

Anfang März ist Uranus unwiderruflich in das fixe Erd-Zeichen Stier eingetreten. Damit kommen astrologisch gesehen zwei gegensätzliche Prinzipien in Kontakt. Eine blitzartige, veränderungswillige und in gewisser Weise rücksichtslose Energie prallt auf die Behäbigkeit des Altvertrauten, sicher Geglaubten, in vielen Jahren mühsam Erschaffenen, lange Bewährten und arbeitsreich Verdienten. Betroffen sind alle materiellen Angelegenheiten und Absicherungen, die gut gebauten Fundamente unserer Existenz, die eingespielten Gewohnheiten und bequemen Vorteile eines währschaften Besitzstandes, aber auch unsere festen Beziehungen und zuverlässigen Partnerschaften [S. 12 ff.] sowie lange bestehende Verträge. Das alles steht auf dem Prüfstand einer Energie, die ruckzuck Schluss machen kann mit dem Liebgewordenen, aber Unzeitgemässen. Mit Uranus in Stier weht ein scharfer Wind über das Land. Es trifft hier gewissermassen Vergangenheit (Stier) auf Zukunft (Uranus). 

Und das wirft Fragen auf für die Gegenwart. Ein anschauliches Beispiel dieser Tage für Uranus in Stier ist der Brexit. [S. 26 ff.] Eine lange Partnerschaft geht in die Brüche, der eine will vom anderen nichts mehr wissen, weil er sich eingeengt und bevormundet sieht, möchte von seinen Verpflichtungen entbunden werden. Gleichzeitig will er aber die Vorteile behalten und möglichst billig davonkommen. Er wünscht ein schnelles Ende, hat aber nicht mit der Behäbigkeit der Materie gerechnet, die sich komplexer, verwachsener und zäher entpuppt als er glaubte. Zudem suhlen sich die uranisch auftretenden Protagonisten allzu gerne in ihren Eitelkeiten, denn man spielt ja den aktiven Part und glaubt sich im Recht, weil man die Hand am Stromkabel des Zeitgeistes hat. Sie vergessen aber, dass sich schon mancher am Zeitgeist die Finger verbrannte und dass auch sie in bestimmten Teilen gefangen sind vom Stier-Prinzip, indem sie eine alte Zeit wiederaufleben lassen wollen, als alles noch vermeintlich gut war, sicherer und lukrativer, als man noch führende Handelsmacht war im Schacher um die globalen Gewinne. Der verlassene, nun als nicht mehr attraktiv geschmähte Partner wiederum übt sich in heimlicher Rache, praktiziert Liebesentzug, macht Druck und präsentiert eine hohe Rechnung. Zwar verteidigt er das Stier-Prinzip des Bewahrens und sich Schützens, weil Verlust an Macht, Gewicht und Einfluss droht, und damit an Besitz, aber auch in ihm gärt und rumort es uranisch, denn die Bedenken des Abtrünnigen haben durchaus Hand und Fuss, und das Virus der Abspaltung könnte sich im eigenen Innern ausbreiten … Vergessen wir aber nicht: Mit Uranus kann auch alles ganz anders kommen als zuvor gedacht.

Und vergessen wir ebenfalls nicht: Uranus in Stier ist eine künstlerisch wertvolle kosmische Verbindung. Im April und im Mai, in der Stier-Zeit, schöpft die prachtvolle Göttin Flora [Titelbild] aus dem Vollen und wirft Blumen, Blüten, Farben und Licht über uns. Ihr Gemahl ist der Windgott Zephyr. Mit Uranus kann der Mensch die Schöpfung imitieren. Er kann es ihr nachmachen, denn jeder ist ein Künstler (Beuys), und wenn er Licht ins Dunkle wirft – mithilfe von Urania etwa, der Muse der Sternkundigen –, ist dies schöpferisch im geistigen Sinn, und auch das treibt Blüten, manchmal wunderliche oder bizarre, manchmal wunderschöne, immer aber inspirierende.
 

Armando Bertozzi
Redaktor

  


Armando Bertozzi, von 1976 bis 1981 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von «Essentia – Zeitschrift für evolutionäre Ideen»; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)