K A L E N D E R
Mitte Dezember 2019 bis Mitte Februar 2020
von Verena Bachmann
Die kommenden Monate haben es in sich, sind sie doch mit einigen lange wirkenden astrologischen Konstellationen bestückt. Neben den vertrauten alljährlichen Feiertagen mit Wintersonnenwende, Weihnachten, Jahreswechsel und Dreikönigsfest, gibt es in diesen zwei Monaten auch mehrere Planetenzyklen, die neu starten. Sie setzen wichtige und über lange Zeit wirkende Impulse. Viele der in dieser Zeit stattfindenden Ereignisse und Erfahrungen können daher als Initialzündung für einen längeren Prozess oder als erstes Kapitel einer neuen Geschichte gesehen werden.
Den Spitzenplatz in dieser Reihe von wichtigen Konstellationen nimmt die von vielen Astrologen seit Längerem mit sehr gemischten Gefühlen antizipierte und auch in Astrologie Heute ausführlich diskutierte Saturn/Pluto-Konjunktion ein. Weitere wichtige Impulse werden durch die Konjunktionen von Sonne und Merkur mit Jupiter, Saturn und Pluto gesetzt. Das Ganze wird ergänzt durch die in dieser Phase ebenfalls stattfindende Sonnenfinsternis am absteigenden Mondknoten sowie die darauffolgende Mondfinsternis.
Neben Saturn und Pluto spielt aber auch Jupiter eine nicht zu unterschätzende Rolle. Vor allem im Dezember dürfte er das Geschehen massgeblich mitbestimmen: Am 2. Dezember wechselt er aus seinem eigenen Zeichen Schütze ins Saturn-Zeichen Steinbock, bewegt sich in der Folge im Bereich des absteigenden Mondknotens und bildet ein Quadrat zu Chiron (genau am 9. Dezember). Auch die Sonne bewegt sich zunächst im Schütze-Zeichen, wechselt am 22. Dezember in Steinbock (Wintersonnenwende) und bildet am 23. Dezember ebenfalls ein Quadrat zu Chiron. Die Sonnenfinsternis (ringförmig) vom 26. Dezember steht in Konjunktion zu Jupiter (genaue Konjunktion am 27. Dezember).
|
Neumond
26. 11. 2019 – 15:05 GT
|
|
Vollmond
12. 12. 2019 – 5:12 GT
|
|
Neumondeklipse
26. 12. 2019 – 5:13 GT
|
|
Vollmondeklipse
10. 1. 2020 – 19:21 GT
|
|
Neumond
24. 1. 2020 – 21:42 GT |
Diese Konstellationen nehmen alte Geschichten auf und lassen Gespenster der Vergangenheit aufleben. Mythologisch/archetypisch gehört der Sturz von Kronos/ Saturn durch seinen Sohn Jupiter/Zeus ebenso dazu wie die Geschichte von Prometheus, der den Göttern das Feuer stahl und dafür mit ewigem Leiden bestraft wurde, sowie jene des Chiron, der bereit war, sich für die Erlösung von Prometheus zu opfern und zu sterben, damit auch sein eigenes Leiden enden konnte. In der Gegenwart dürften daher Vater-Sohn-Themen, Nachfolgeregelungen und Herrschaftsansprüche aktuell werden; allenfalls werden in dieser Zeit alte Rechnungen beglichen. Auch Unrechtsgeschichten aller Art, die Konfrontation mit den Folgen von Übereifer, zu grossen Erwartungen und Risiken, Bigotterie oder Fanatismus dürften zum Thema werden. Gemäss anderen Entsprechungen könnten Ereignisse und Erfahrungen dieser Zeit aber auch eigentliche Sinn-, Glaubens- und Vertrauenskrisen auslösen; möglicherweise rückt auch eine Figur in den Fokus, die durch ihre Menschlichkeit und Opferbereitschaft Heilung und Versöhnung ermöglicht.
Im Gesamtkontext des Geschehens können diese Ereignisse und Erfahrungen vom Dezember als Vorbereitung für die im Januar anstehenden Entwicklungen gesehen werden. Sie bieten die Gelegenheit, Altlasten zu erkennen und zu entsorgen, sich mit schmerzlichen Erfahrungen zu versöhnen und daraus für die Zukunft zu lernen. Wo dies gelingt, stehen die Chancen für eine positive und fruchtbare Entwicklung, einen echten Neubeginn gut. Heikel oder gar gefährlich wird es, wo Führungs- und Machtfiguren (solche, die noch an der Macht sind, und solche, die schon gestürzt wurden) auf ihren alten Rechten und Ansprüchen beharren, wo mit allen Mitteln versucht wird, die in der Vergangenheit gültigen Weltbilder und Ansprüche zu bewahren.
Insgesamt dürften jedoch Saturn (direktläufig, 19–26 Grad Steinbock) und Pluto (direktläufig, 21 ½ – 24 Grad Steinbock) das Geschehen dieser Monate dominieren. In ihrem seit der Konjunktion von 1982 (26 Grad Waage) laufenden Zyklus erreichen sie am 12. Januar mit der (einzigen) genauen Konjunktion (22.46 Grad Steinbock) den Abschluss des bisherigen Zyklus und setzen den Impuls für den nächsten.
Im Zentrum des neuen Zyklus stehen die folgenden Themen und Prozesse: Umgang mit Macht und Autorität, vor allem in Bezug auf gesellschaftliche, politische, soziale und wirtschaftliche Strukturen, Institutionen und deren Repräsentanten. Die diesbezüglichen seit 1982 geltenden Regeln, Gesetze und Sicherheiten haben zwar schon seit einiger Zeit an Bedeutung und Wirkung verloren, wurden aber bisher oft mit allen Mitteln hochgehalten und verteidigt – nun geht es darum, neue, dem generellen Zeitgeist und den technologischen, kollektiven und geistigen Entwicklungen der Gegenwart besser entsprechende zu schaffen.
Der damit in Gang gesetzte kollektive Prozess erhält nun durch Konjunktionen von Merkur und Sonne mit Saturn/Pluto eine individuelle und wohl für alle auch konkret wahrnehmbare Note. Besonders betroffen sind vor allem Autoritäts-, Macht- und Führungsfiguren aller Art, aber auch die Macht der Informationsmedien und der Wissenschaft sowie Machtthemen in den Bereichen Handel, Reisen und Verkehr sowie die mit dem jeweiligen Verhalten verbundenen Konsequenzen. Persönlich betroffen sind zudem all jene mit Geburtstag in den Jahren 1947/48 und 1982 sowie jene mit Konstellationen in der dritten Dekade der Zeichen Steinbock, Widder, Krebs und Waage. Dabei gilt: Die mit dieser Mehrfach-Konjunktion verbundenen Ereignisse und Erfahrungen dürften auf der mundanen Ebene ebenso wie auf der persönlichen die Qualität eines Gongschlags mit einer bis zu 34 Jahren nachhallenden Wirkung haben. Immer wieder geht es auch um Verantwortung, Austerität, Einschränkung und Verzicht, (Selbst-) Disziplin, Kontrolle, Gesetze, Strafe und Konsequenzen.
Weitere astrologische Faktoren gehen im Allgemeinen angesichts der starken Bilder und Energien dieser wichtigen Konjunktion oft etwas unter – sie prägen aber die Geschehnisse ebenso und bestimmen über die damit verbundenen Themen mit. In diesem Zusammenhang zu berücksichtigen ist etwa das recht genaue Quadrat von Eris (23 Grad Widder) zu Saturn/Pluto. Auch der Umgang mit den bereits im Dezember in allen Varianten angesprochenen Jupiter-Themen sowie den durch die Sonnenfinsternis aktivierten Vergangenheitsgeschichten dürften einen nicht zu unterschätzenden Miteffekt haben. Passend zu Saturn beschränke ich mich im Folgenden auf Hinweise zu diesen ergänzenden Faktoren:
Die Entdeckung von Eris im Jahr 2003 bringt eine neue Dimension des Weiblichen ins Bewusstsein. In der griechischen Mythologie galt sie als Göttin des Zanks. Aus einer tieferen und wertneutraleren Sicht steht sie zum einen für die im Patriarchat unterdrückten, von der Beteiligung am gesellschaftlichen Geschehen ausgeschlossenen machtvollen und auch kämpferischen Aspekte des Weiblichen. Eris hat aber auch etwas mit Sinn für Ausgleich, Unterscheidungsfähigkeit und Wählen zu tun. Ihr Erscheinen deutet in der Regel auf eine Situation hin, wo es zwischen verschiedenen Möglichkeiten zu wählen und danach mit den Konsequenzen dieser Wahl zu leben gilt.
Auf die heutige Zeit übertragen, dürfte es daher in den kommenden Monaten und im ganzen Jahr 2020 immer wieder darum gehen, einen neuen Zugang zum Thema machtvolle Weiblichkeit / Frausein zu finden, auch darum, zwischen verschiedenen Wegen und Möglichkeiten zu wählen, klare Prioritäten zu setzen und die damit verbundenen Konsequenzen zu akzeptieren. Mundan geht es dabei wohl um den Platz und die Rolle von Technologie und Wissenschaft im Alltagsleben sowie das Streben nach Macht und Kontrolle, aber auch um die Kraft der Liebe im Sinne einer ganzheitlichen, empathischen Haltung (die sowohl die Menschen als auch die Natur umfasst). Es dürfte in der kommenden Zeit für den Einzelnen daher immer wieder Situationen geben, in denen es um die Frage geht, welche dieser drei Schwerpunkte im eigenen Leben Priorität haben soll bzw. ob und wie eine gesunde Balance zwischen ihnen gefunden werden kann.
Die Eris-Thematik wird ergänzt durch Lilith, die Ende Januar ins Widder-Zeichen tritt. Das Thema Geschlechterkampf sowie das Weibliche in der Rolle der Kriegerin oder Amazone dürften damit ebenfalls an Bedeutung gewinnen.
Auf der konkreten Ebene stehen in diesem Zusammenhang die folgenden Themen zur Diskussion: Nutzen und Gefahren der modernen Technologien, die Wahl zwischen den alten, patriarchalen Hierarchiesystemen, ihren Macht- und Kontrollmechanismen und einem für viele wenig vertrauten neuen Umgang mit Machtstrukturen, in welchem Macht als Aufgabe im Dienste und zum Schutz des Ganzen, des individuellen Lebens als solches verstanden wird. Oft geht es wohl auch um die Bereitschaft zum bewussten Verzicht des Einzelnen zugunsten des (Über-) Lebens des Ganzen. Dies im Gegensatz zur alten Haltung, die besagt: Der Stärkere bestimmt und nimmt nach seinem Willen. Im Idealfall sorgen Ereignisse, Erfahrungen und bewusste Entscheidungen in dieser Zeit für eine umfassende Neuorientierung, die zur Basis für Strukturen wird, welche sowohl die Interessen und Bedürfnisse des Einzelnen würdigen als auch jene des Ganzen (der Systeme) berücksichtigen.
Selbst wenn dies gelingt, dürften in dieser Zeit des Umbruchs parallel dazu auch die mit diesen Konstellationen verbundenen Zerrformen und Probleme deutlicher zum Ausdruck kommen. Denkbar sind folgende Themen: Verschärfung von Grenzkonflikten und Grenzüberschreitungen; Streben nach (absoluter) Dominanz und Kontrolle, Einengung der individuellen Rechte im Namen von Sicherheit, Populismus oder autoritären Regimes sowie persönliches Machtstreben unter dem Deckmantel einer Volksbefreiung, aber auch eine Tendenz, alles Männliche perse abzuwerten und seine Potenz zu kastrieren, oder Versuche, alle modernen Errungenschaften und Entwicklungen zu leugnen und zu verteufeln.
Hinweis: In diesem «Kalender» nicht explizit erwähnte Konstellationen wurden entweder in der Deutung berücksichtigt oder werden im «Wochenkalender» von Verena Bachmann auf www.astrodata.com aufgegriffen, wo die laufenden Konstellationen für die jeweils kommende Woche detailliert beschrieben sind.
Verena Bachmann, pädagogische Ausbildung; seit 1982 astrologische Beratungspraxis in CH-Zürich; Aus- und Weiterbildung in humanistischer Psychologie (Psychosynthese und Gestaltarbeit); Leiterin der Schule für Erwachsene (SFER); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE; internationale Vortragstätigkeit; Bücher: «Mondknoten. Lebensweg und Entwicklung im Geburtshoroskop» (2008/2012); «Die Macht des Weiblichen. Astrologische Symbolik im Spiegel des Wandels» (2011); «Visionen einer neuen Zeit» (2010, Mitautorin); «Die Chiron-Fibel. Brückenbauer zwischen Geist und Materie» (2009); «Pluto – Eros, Dämon und Transformation» (1989, Mitautorin); E-Mail: Verena Bachmann