Astrologie Heute Nr. 202 (Dezember 2019)
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Astrologie Heute Nr. 202
Dezember 2019

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I N    M E M O R I A M

 

André Barbault †
 
1. Oktober 1921 – 8. Oktober 2019

von Claude Weiss
 

André Barbault war der bekannteste Astrologe Frankreichs und gilt weltweit als Pionier der modernen Mundanastrologie. Im Alter von 15 Jahren begann er auf Anraten seines Bruders Armand, planetare Zyklen zu studieren. Dabei war es seine Art, das, womit er sich befasste, bis ins Detail zu untersuchen, bevor er dazu überging, Gesetzmässigkeiten zu postulieren.

Entsprechend hinterlässt Barbault eine grosse Zahl von Artikeln und zirka 50 Bücher zum Thema der Astrologie, wenn man die Tierkreiszeichenbücher dazurechnet, die er verfasste. Auch wenn er grundlegende Werke zur Verbindung zwischen Astrologie und Psychologie schrieb, wie das auch auf Deutsch übersetzte Buch «Von der Psychoanalyse zur Astrologie. Die Brücke zwischen Seele und Kosmos» (1961), galt sein Interesse in besonderem Masse der Mundanastrologie, und seine Erkenntnisse zu diesem Thema sind in das Werk von Michael Baigent, Nicholas Campion und Charles Harvey «Mundan-Astrologie – Handbuch der Astrologie des Weltgeschehens» aus dem Jahr 1984 eingeflossen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Forschungen von André Barbault zum Saturn/Neptun-Zyklus als jenem Rhythmus, der die Geschichte des Sozialismus und Kommunismus prägt, aufgrund welcher es ihm bereits im Jahre 1955 möglich wurde, im Zusammenhang mit der Saturn/Neptun-Konjunktion von 1989 «eine tiefgreifende Umkrempelung der sowjetischen Führung» vorauszusagen und im Hinblick darauf, dass in der Zeit von 1988 bis 1993 eine grosse Konjunktion von Saturn, Uranus und Neptun stattfand, zu antizipieren, dass um 1990 herum die beiden Richtungen des Kommunismus (Saturn/Neptun) und des Kapitalismus (Saturn/Uranus) zusammenfliessen würden.

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 Fig. 1
André Barbault (Korr.)
1. 10. 1921, 16:54 LT, 15:54 GT
Champignelles/Yonne, F (47N47, 3E04)
Koch (GZQ: Korr. André Barbault)

 
   
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Fig. 2
Barbault: Karmischer Neumond
1. 10. 1921, 13:26 LT, 12:26 GT
Champignelles/Yonne, F (47N47, 3E04)
Koch
 

Als Mitorganisator der Internationalen Astrologie-Weltkongresse hatte ich anlässlich des Weltkongresses 1987, der in Zürich stattfand, die Ehre, André Barbault dazu einzuladen, und er beglückte uns mit seinen tiefen Einsichten zu dem, was er damals für die kommenden Jahre erwartete.Die Begegnung mit Barbault war für mich eine besondere Freude, denn er war zur Zeit, als ich mir in Indien Ende der 1960er-Jahre die Methodologie der Astrologie aneignete, einer meiner wichtigen Lehrmeister. So hatten wir anlässlich unserer Begegnung im Jahre 1987 die Gelegenheit, uns darin zu bestärken, dass die Mundanastrologie den königlichen Weg der astrologischen Kunst darstellt.

André Barbault war als starker Uranier immer an neuen Möglichkeiten interessiert, die Astrologie bekannt zu machen und sie den Menschen näherzubringen. So sagte er im Jahre 1966 zu, als er von der Computerfirma Astroflash angegangen wurde, ob er für dieses Unternehmen Deutungstexte für Computerhoroskope schreiben würde. Als Astroflash 1968 seine Boutique auf den Champs-Elysée eröffnete, war dann der Erfolg tatsächlich überwältigend. Vor dem Laden bildeten sich Schlangen, und es wurden in der Folge während Jahren pro Monat viele Tausend astrologische Deutungen verkauft.

Das abgebildete Horoskop von André Barbault (Fig. 1) wurde von ihm selbst korrigiert. Der Geburtsschein gibt die Zeit von 17 Uhr in Champignelles an. Die Geburt erfolgte kurz nach dem Neumond, der zugleich eine Sonnenfinsternis war. Das Kosmogramm für diese bilden wir ebenfalls ab (Fig. 2), und das entsprechende Horoskop zeigt, dass jemand, der kurz nach dieser Finsternis in Westeuropa geboren wurde, im vorgeburtlichen Neumondhoroskop ein eindrücklich besetztes neuntes Haus aufweist. Diese Konstellation charakterisiert André Barbault hinsichtlich seines Werks in ganz be­sonderer Weise. Unermüdlich forschte er nach kosmischen Gesetzmässigkeiten und informierte die Welt darüber.

Dafür zeigt sein Geburtshoroskop mit besonderer Deutlichkeit, mit welcher Kraft Barbault, mit einem Quadrat des Pluto zu seiner Sonne/Mond-Konjunktion im achten Haus, ausgestattet war. Diese enorme Lebensenergie trug zweifellos in starkem Masse dazu bei, dass er, der begeisterte Forscher und Lehrer, sich bis kurz vor seinem Tod im beinahe biblischen Alter von 98 Jahren mit ganzem Einsatz seiner Leidenschaft, der Astrologie, widmete. Wir betrauern mit dem Tod von André Barbault den Verlust eines grossartigen Kollegen, der als Trost für die Nachwelt aber ein reiches Werk hinterlässt.
 



Claude Weiss, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die Astrodata AG, welche astrologische Textanalysen anbietet; Präsident des Schweizer Astrologenbundes (SAB) von 1987 bis 2019; gefragter Referent an internationalen Kongressen; Bücher: «Warum wir uns inkarnieren», «Horoskopanalyse» Bd. 1 & Bd. 2 (Bd. 2 neu überarbeitet und erweitert), «Karmische Horoskopanalyse», Bd. 1 & Bd. 2, Mitautor der Bücher «Pluto – Eros, Dämon und Transformation», «Die Lilith-Fibel», «Wendezeit 2010–2012», «Visionen einer neuen Zeit», E-Mail: Claude Weiss