In den letzten Monaten sind in diversen Zeitschriften und im Internet mehrere Artikel erschienen, die von einem neuen Interesse an Astrologie bei jungen Menschen berichten. So ist auf orf.at zu lesen: «‹Die Astrologie geniesst derzeit eine so breite kulturelle Akzeptanz, wie es seit den 70er-Jahren nicht mehr der Fall war›, schreibt das Magazin ‹The New Yorker›. ‹Astrologie ist ein Meme›, stellt ‹The Atlantic› fest. Und: In den vergangenen Jahren habe die Astrologie ihr ‹psychedelisches New-Age-Stigma gegen moderne, instagram-taugliche Hexenvibes getauscht›, heisst es in der ‹New York Times›. Mit den Sozialen Netzwerken hat sie den idealen Nährboden gefunden.» Heutzutage würden Instagram-Profile nicht selten Emojis von Tierkreiszeichen wie Löwe, Krebs, Skorpion usw. enthalten – quasi als Zusatzkommentar zum eigenen Charakterprofil. Memes (kurze, meist gewitzte Text/Bild/Video-Botschaften, die User massenhaft teilen), welche Katzenrassen oder TV-Seriencharakteren bestimmte Tierkreiszeichen zuordnen, seien Kult. Und dass sich Junge in ihren Foren über einen «rückläufigen Merkur» beklagen, gehöre mittlerweile in instagramaffinen Kreisen quasi zum guten Ton.
Nicht nur Horoskop-Apps oder YouTube-Vorhersagen boomen, auch astrologische Beratungen würden von jungen Menschen immer mehr in Anspruch genommen und als nützliche und hilfreiche Informationsquelle angesehen. Wie 20 Minuten schreibt («Astrologische Beratungen boomen bei jungen Leuten»), glauben viele von ihnen an einen Zusammenhang zwischen Planetenkonstellationen, Sternzeichen und Charakterzügen – auch wenn es dafür keine wissenschaftlichen Belege gibt. Sie denken, dass gerade im zwischenmenschlichen Bereich sich nicht alles wissenschaftlich erklären lasse und zudem die Astrologie seit Anbeginn der Zeit existiere, somit werde da schon etwas Wahres dran sein.
20 Minuten stellt weiter fest, dass nicht nur die Klientel, welche astrologische Beratung für sich in Anspruch nimmt, immer jünger wird, auch die Astrologen und Astrologinnen selber. So wird Monica Kissling, Präsidentin des Schweizer Astrologenbundes (SAB), zitiert, die berichtet, dass es seit etwa drei Jahren im SAB eine regelrechte Welle der Erneuerung gibt: «Wir haben aussergewöhnlich viele junge, sehr motivierte Astrologinnen und Astrologen in unseren Berufsverband aufnehmen können.»
Dass es sich beim Ganzen nicht einfach um einen kurzatmigen medialen Hype handelt – schreibt orf.at –, zeige eine Umfrage des renommierten amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center: So hätten 30% der US-Bürgerinnen und -Bürger im Jahr 2017 angegeben, ihr Horoskop zu lesen.
«Neue Spiritualität ist die neue Norm» stelle das Trendvorhersageunternehmen WGSN in einem Bericht über Millennials und Spiritualität fest. Die Tatsache, dass die Astrologie jeder wissenschaftlich belegbaren Grundlage entbehre, sei dabei kaum Thema. Vielmehr würden Astro-Apps wie zum Beispiel Co-Star, Pattern oder Sanctuary von immer mehr (jungen) Menschen auf ihr Handy heruntergeladen und auch eifrig benutzt.
–Armando Bertozzi