Astrologie Heute Nr. 207 (Oktober 2020) - Bücherschau
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Astrologie Heute Nr. 207
Oktober 2020

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 207 bestellen

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In Erinnerung gerufen

Erik van Slooten:
Die Gunst der Stunde
Terminwahl mit Elektionsastrologie

Pb., 82 S., zahlr. Abb., € 17,95 / sFr. 24.50 fPr,
Chiron Verlag, D-Tübingen 2019

 

In seinem neuesten Werk Die Gunst der Stunde sorgt Erik van Slooten dafür, dass eine wichtige Technik der klassischen Astrologie nicht in Vergessenheit gerät: die Elektionen. Sie sind eine zuverlässige Methode für die astrologische Terminwahl, zwar relativ zeitaufwendig aber sehr effektiv.

Insbesondere wenn es um günstige Termine für eine Operation oder den Beginn neuer Unternehmungen geht, können Elektionen sehr hilfreich sein. Allerdings merkt der Autor auch an, dass eine gute Elektion noch keine Garantie für ein erfolgreiches Unternehmen ist, es aber sehr unterstützen kann, denn: «Elektionsastrologie ist Katastrophenschutz!». Unter diesem Motto führt Erik van Slooten den Leser Schritt für Schritt in die systematische Arbeit mit den Elektionen ein. Sehr aufschlussreich sind dabei die Mond-Elektionen, da die Aspekte des Mondes zur Sonne und den antiken Planeten auch Hinweise auf gutes Gelingen oder Scheitern des Vorhabens geben. Die Bedeutung der Aspekte stellt der Autor kurz und präzise dar.

Mit Beispielen aus dem medizinischen und historischen Bereich, Terminen für Geschäftseröffnungen und Heirat sowie Horoskopen für den Start von Reisen veranschaulicht der Autor metagnostisch seine Arbeit. Sehr hilfreich dabei ist vor allem, dass wichtiges Basiswissen der klassischen Astrologie wieder in Erinnerung gerufen wird.

–Beatrix Braukmüller
   

     

Breit angelegt und ohne Scheuklappen

Christof Niederwieser:
Prognostik 03
Trends & Zyklen der Zeit

kart., 348 S., 84 Abb., € 19,90 /sFr. 28.90 fPr, zukunftsverlag.de, 2020

Nachdem die ersten beiden Teile seiner Reihe «Prognostik» – welche sich zum Ziele gesetzt hat, diese in umfassender Weise zu erschliessen – den Themen «Zukunftsvisionen» und «Zeichendeutung» gewidmet waren, befasst sich Christof Niederwieser im dritten Band mit dem Thema Trends & Zyklen der Zeit. Im ersten Teil geht es um lineare Zeitmodelle, wie sie seit der Antike bis in unsere moderne Zeit sich in mannigfaltiger Form zeigen. Das beginnt bei Hesiods «fünf Zeitalter» und endet bei «Google Trends»; die Weltsicht und Zukunftsschau der Hopi-Indianer steht gleichberechtigt neben jenen des Club of Rome. Allein daran ersieht man, wie breit angelegt und ohne Scheuklappen der Autor ans Werk geht.

Den weitaus grössten Raum dieses Buches nehmen dann die zyklischen Zeitmodelle ein; auch diese reichen, wie der Autor zeigt, weit zurück in der Menschheitsgeschichte, bis in archaische Zeiten. Für uns selbstverständlich: Den zentralen Platz besetzen in diesem Kapitel die Betrachtungen und Darlegungen zur Astrologie. Das reicht von der «Geschichte der Astrologie» (eine knappe und kluge Zusammenfassung aller wichtigen Entwicklungen von Mesopotamien bis zum Beginn der modernen Wissenschaften im 17. Jahrhundert) über die «Astrologie in der Moderne» bis zum Thema «Empirische Studien zur Astrologie».

Auch die weiteren Abschnitte dieses Kapitels lesen sich spannend und sind informativ, etwa über «Wirtschaftszyklen» (recht anspruchsvoll, aber gut verständlich vermittelt), «Weltklima und Wetterzyklen» (kurz gehalten, aber sehr aktuell). Fazit: Auch der dritte Band dieser anspruchsvollen Reihe ist sehr gelungen.

Armando Bertozzi
 


     

Tor zur Astrologie der Zukunft

Johan von Kirschner:
Lehrbuch der Astrologie
Über das astrale Wesen unserer Seele

Pb., 234 S., € 12,99 / sFr. 13.– fPr, Firavarti Verlag, D-Berlin 2016
 

Immer noch kann man den Astrologen zum Vorwurf machen, dass es keine wissenschaftlich haltbare Theorie der Astrologie gibt. Der grundsätzliche Vorbehalt, den der Skeptiker gegenüber der Astrologie hegt, ist jedoch kein wissenschaftlicher, rationaler, sondern ein mentaler: Er kann sich keinen wie auch immer gearteten astralen Einfluss auf das Bewusstsein des Menschen vorstellen, weil er sich nicht vorstellen kann, dass der Kosmos oder unsere Heimatgalaxie oder auch das Sonnensystem ihrerseits «lebendig» sind und über ein Bewusstsein verfügen. Man blickt vielmehr auf «tote Materie» und konstatiert die «lebensfeindlichen Bedingungen da draussen».

Ich wage die Behauptung, dass der Skeptiker in dieser Hinsicht mit vielen Astrologen in voller Übereinstimmung ist. Auch die Astrologen sind schliesslich Kinder dieser materiell so gebundenen Zeit. Wenn freilich erst Lebendigkeit und Bewusstheit der Sterne erkannt und auf breiter, auch «wissenschaftlicher» Ebene akzeptiert sind, ist eine konsistente Theoriebildung in Sachen Astrologie kein Problem mehr.

Anzuzeigen ist hier ein Lehrbuch der Astrologie, verfasst von Johan von Kirschner. Technisch und deutungsbezogen ist dieses «Lehrbuch» guter Standard – ausführlich, systematisch, vorwiegend psychologisch, mit gelegentlichen Anleihen bei konkreten und mehr esoterischen Deutungsvarianten. Sensationelle Deutungsvorschläge oder ganz spezielle Findungen? Fehlanzeige! Die eigentliche Überraschung ist der zweite Teil dieses «Lehrbuchs»: Hier bettet Kirschner die uns so vertraute Individualastrologie ein in eine astrologisch und astronomisch begründete Kosmologie.

Kirschner versucht, ausführlich zu sein. Das beginnt beim Sonnenflecken-Zyklus und endet bei den Bedingungen für die Entstehung Schwarzer Löcher. Die Individualastrologie zeigt uns unsere geistige Bestimmung. Die Kosmologie zeigt uns, wo – gewissermassen bei welchen Müttern – wir zu Hause sind: in einem lebendigen, farbigen Kosmos, der in Geschichte und Gegenwart vielfachen gestaltenden Einfluss auf den Planeten Erde genommen hat. An einer Stelle spricht Kirschner ausdrücklich vom «Licht spendenden Lebewesen Sonne» (S. 177). Noch wissen wir vergleichsweise wenig über die Einzelheiten dieser unserer «Beheimatung». Aber Kirschner ist immer wieder bemüht, die vielfältigen Lebens- und Bewusstseinsimpulse des Kosmos und ihre Auswirkung auf Erde und Mensch aufzuzeigen. Lebendigkeit und Bewusstheit des Kosmos? Aber ja!

So ist mindestens im deutschen Sprachraum Kirschner der Erste, der sich an so etwas wie eine «ausserirdische» bzw. «extrasolare Astrologie» wagt, die zugleich etwas anderes und weitaus Grösseres meint als eine relativ starre, isolierte Arbeit mit ein paar Fixsternen im Individualhoroskop. Damit stösst Kirschner, verdienstvoll und faszinierend, ein Tor zu den weiten Räumen einer Astrologie der Zukunft auf.

– Christoph Schubert-Weller