Astrologie Heute - Themen der Zeit

Die plutonische Sonnenfinsternis vom 20. April 2023

von Claude Weiss

20. 4. 2023

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Fig. 1
Sonnenfinsternis 20. April 2023 für Zürich
20. 4. 2023, 6:12 LT; 4:12 GT
Zürich, CH (47N22, 8E32)
Koch
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Fig. 2
Sonnenfinsternis 20. April 2023 für Berlin
20. 4. 2023, 6:12 LT; 4:12 GT
Berlin, DE (52N30, 13E22)
Koch
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Fig. 3
Schweiz
11. 9. 1848, 11:12 LT; 10:42 GT
Bern, CH (46N57, 7E26)
Koch

Die plutonische Sonnenfinsternis vom 20. April 2023

Alle 18 Jahre und 10–11 Tage ereignen sich Finsternisse, die zur gleichen Familie gehören und Ähnlichkeiten aufweisen. Die jeweilige Eklipsen-Familie oder Saros-Serie, wie sie genannt wird, begann mit einer sogenannten «Muttereklipse», deren Charakteristiken sich auf sämtliche Finsternisse der entsprechenden Familie übertragen. Im vorliegenden Fall der Sonnenfinsternis vom 20. April geht die Mutterklipse der Saros-Serie 7 Nord auf den 3. Oktober 1103 (jul. Kalender) 3.17 Uhr GMT zurück. Die Details der Mutterklipse und Finsternisperioden dieser Familie für die letzten 120 Jahre wurden im Artikel «Die Saros-Serie 7 Nord, ihre früheren Finsternisse und die Sonnenfinsternis vom 20. April» in Astrologie Heute Nr. 222 (April/Mai 2023) dargelegt. Im Hinblick darauf, dass der aktuellen Sonnenfinsternis vom 20. April eine grössere Bedeutung zukommen dürfte, möchte ich hier einige der Kernthemen in gekürzter Form nochmals in Erinnerung rufen:

Ähnlichkeiten zwischen Sonnenfinsternis vom 20. April und Muttereklipse

Als Erstes fällt auf, dass der Neumond der Sonnenfinsternis vom 20. April (in Fig. 1 für Zürich und in Fig. 2 für Berlin abgebildet) ein gradgenaues Quadrat zum Pluto bildet. (Der Neumond ereignet sich 10 Bogenminuten vor 0 Grad fix und Pluto steht 20 Bogenminuten nach 0 Grad fix, sodass der Mittelwert auf praktisch 0 Grad fix zu liegen kommt.) Eine solche Exaktheit eines Pluto-Aspektes zum Neumond einer Sonnenfinsternis ist selten. Umso eindrucksvoller ist, dass die Mutterklipse dieser Saros-Serie ebenfalls einen Neumond auf der Wider/Waage-Achse und in gradgenauer Opposition zum Pluto auf 15 Grad Widder/Waage ausbildet. Dies bedeutet, dass die ganze Saros-Serie, die von Pluto-Themen im Zusammenhang mit Durchsetzung versus Bezogenheit beziehungsweise Krieg und Frieden beherrscht wird, nun besondere Aktualität erlangt. Eine weitere Parallele zwischen der Mutterklipse und der gegenwärtigen Finsternis ist die Tatsache, dass sich in beiden Fällen Uranus im Stier-Zeichen befindet. Und dies bedeutet, dass bestehende Formen und Strukturen plötzlich verändert werden.

Beide Hauptthemen, ein Neumond auf der Widder/Waage-Achse in Spannung zum Pluto und Uranus im Venus-Zeichen Stier, legen nahe, dass wir in solchen Zeiten dazu aufgefordert werden, unsere Komfortzone zu verlassen – ein Thema, das auch Pluto in Wassermann anzeigt. Dies alles ergibt markante Parallelen zwischen damals und heute und führt zu einer starken Resonanz zwischen der Mutterklipse und der jetzigen Sonnenfinsternis.

Über die Mutterklipse heisst es in Astrologie Heute von April/Mai 2023:

«Die damit aufgeworfene Spannungsthematik zwischen Mars und Venus, die mit einem Gegensatz zwischen Widder und Waage ins Spiel kommt, wird in der Muttereklipse zusätzlich dadurch verstärkt, dass der Neumond auf 15 Grad Waage ebenso wie der Pluto auf 15 Grad Widder in der Halbsumme (im Mittelwert) von Venus und Mars stehen. Damit nimmt auf der kollektiven Ebene das Thema von Krieg und Frieden für alle Finsternisse dieser Serie eine Vorrangstellung ein.

Neumond Opposition Pluto auf der Widder/Waage-Achse in der Halbsumme von Venus und Mars erzeugt ein leidenschaftliches Engagement, welches zusätzlich dadurch verstärkt wird, dass die Neumond/Pluto-Opposition in der Halbsumme von Merkur und Jupiter steht. Letztere Konstellation erhöht die Gefahr, dass aus einer leidenschaftlichen und gierigen Verblendung heraus, im Falle eines Krieges die Siegeschancen zu optimistisch eingeschätzt werden, sodass die Eroberung misslingt und es dann darum gehen kann, wie man – als Herrscher – aus dem fehlgeleiteten Unternehmen aussteigen kann, ohne dabei das Gesicht zu verlieren.»

Im privaten Bereich gibt es jedoch positivere Möglichkeiten, diese Konstellationen auf konstruktive Weise zu leben:

«Die leidenschaftlichen Gefühle, die Sonne/Mond und Pluto auf der Widder/Waage-Achse und in der Halbsumme von Venus und Mars erzeugen, können zu leidenschaftlichen Beziehungen führen, die den Lauf unseres Lebens verändern. Durch die Begegnung werden in uns Kräfte geweckt, die uns eine neue Motivation verleihen und uns dazu anspornen, mit frischem Elan an die Ziele heranzugehen, die uns gegenseitig beflügeln. Zwar sind auch in einem solchen Falle Verstrickungen möglich, aber wenn es zu einem Kampf kommt, so haben wir viele Möglichkeiten, diesen nicht nur als Konfrontation auf Leben und Tod zu inszenieren.

Auch im kollektiven Bereich können bei konstruktiver Gesinnung die durch die Mutterklipse geweckten Kräfte aber ebenfalls als harmoniestiftend umgesetzt werden und dementsprechend auf positive Weise zum Ausdruck kommen.»

Zusammenfassung der Finsternisperioden dieser Familie in den letzten 120 Jahren

«Ganz im Sinne der Neumond/Pluto-Opposition auf der Widder/Waage-Achse des Neumondes in der Halbsumme zwischen Venus und Mars sowie eines starken Neptun-Aspektes im Horoskop der Muttereklipse der Saros-Serie 7 Nord geht es bei den Finsternissen dieser Serie häufig um entscheidende Konfrontationen zwischen Gegnern, wobei es teilweise zu unerwarteten Versöhnungen kommt, wenn die Kontrahenten realisieren, dass der Krieg nicht gewonnen werden kann.

Bis ein solcher Punkt erreicht ist, wird mit Waffen gedroht, die ein grosses Vernichtungspotenzial haben, oder es wird die Wirkung solcher Waffen erprobt. Dabei wird mit Tabus experimentiert oder Tabus werden gebrochen.

In manchen Fällen wird die Weltherrschaft angestrebt, und es kann auch um die Nutzbarmachung oder Eroberung des Weltraumes gehen. So kommt es bei den Finsternissen dieser Familie häufig zu Vorkommnissen, die das Potenzial haben, die Welt zu verändern, oder der Weltgeschichte tatsächlich einen neuen Verlauf geben.

In einigen Fällen wird ein Gefühl von Bedrohungen durch Erdbeben ausgelöst, die aber meist kurz vor oder nach der Finsternisperiode stattfinden.»

Die Sonnenfinsternis vom 20. April 2023

«Die Sonnenfinsternis vom 20. April 2023 ist in Fig. 1 für Zürich aufgezeichnet. Der Aszendent auf 19 Grad Widder kommt zwischen Chiron und Jupiter zu liegen und der Mars ist mit 13 Grad Krebs 4 Grad von der MC/IC-Achse entfernt. Für Brüssel wandern AC und MC im Tierkreis zurück, sodass der Aszendent auf 12 Grad Widder und der MC auf 5 Grad Steinbock stehen. Damit liegen für diesen Standort Chiron und Jupiter ganz im ersten Haus und der Mars befindet sich nun im Abstand von 8 Grad vom IC. Für Berlin ist es umgekehrt, denn der Aszendent wandert für diesen Standort bis auf 4 Grad Stier, wo die Mondknotenachse liegt, sodass Neumond, Jupiter und Chiron im eingeschlossenen Widder-Zeichen im zwölften Haus zu stehen kommen, während der Mars exakt auf den IC fällt.»

Als Parallelen zwischen der Sonnenfinsternis und der Muttereklipse lassen sich zusätzlich zu den oben beschriebenen Entsprechungen folgende Merkmale anführen:

«Jupiter [steht] im gleichen Zeichen wie der Neumond, Saturn im Sextil zum aufsteigenden Mondknoten, Mars im Aspekt zum Merkur und im harmonischen Aspekt zum Uranus ... Die Neptun-Themen wirken etwas widersprüchlich: In der Muttereklipse steht er gut integriert im harmonischen Aspekt zur Neumond/Pluto-Opposition, während er im Horoskop der Sonnenfinsternis vom 20. April unaspektiert ist [oder lediglich in einem schwachen Sextil zum Pluto], woraus man den Schluss ziehen kann, dass er, schlecht integriert, ein Eigenleben entwickelt. Eine gewisse Hilflosigkeit im Zusammenhang mit Angelegenheiten, die Vertrauen erheischen würden, kann somit angenommen werden. Vielleicht steht dies auch im Zusammenhang mit der Tatsache, dass der Chiron (für einige mitteleuropäische Standorte in Konjunktion mit dem Aszendenten) Schwachstellen von Pluto in Spannung zum Neumond im Horoskop der Muttereklipse aktiviert, die dem gegenseitigen Verständnis im Wege stehen und alte Themen von Herrschen und Beherrscht-Werden aufs Tapet bringen. Dabei ist auch von Interesse, dass die Lunation vom 20. April die erste Sonnenfinsternis darstellt, die uns mit Themen von Pluto in Wassermann in Kontakt bringt. Könnte dies bedeuten, dass – auch wenn es im Moment nicht danach aussieht – neue Wege und Alternativen in der Bewältigung von Konflikten gefunden werden? Zuerst müssen allerdings die grossen Nationen, die mit Uranus in Stier die Vorstellung haben mögen, sie könnten kleinere Länder ohne grössere Probleme durch einen Überraschungscoup ‹einsacken›, realisieren, dass die ‹Kleinen› sich verbissen wehren, weil es ihnen darum geht, sich ihre Freiheit zu erhalten. Das Thema ist deshalb besonders aktuell, weil Uranus in der Muttereklipse und erneut in der Sonnenfinsternis vom 20. April im Stier-Zeichen steht.»

Aufschlussreiche Entwicklungen seit dem Verfassen dieser Zeilen

Die weiter oben zitierten Stellen aus dem in der April/Mai 2023-Nummer von Astrologie Heute veröffentlichten Artikel zur Finsternis vom 20. April und der zugehörigen Saros-Serie 7 Nord wurden Anfang März geschrieben und das Manuskript bis zum 10. März eingereicht. Wie lange eine Sonnenfinsternis im Voraus wirkt, ist Gegenstand von Diskussionen. Ich selbst gebe dafür meist eine Vorlaufzeit von anderthalb Monaten an, was bei der Finsternis vom 20. April Anfang März als mögliche Startzeit für Entsprechungen ausweist. Die wichtigsten Entsprechungen dieser Zeit hatten mit dem Zusammenbruch von Banken zu tun, was sich speziell in den USA und der Schweiz abspielte. Die bekanntesten Banken, die nicht weiter bestehen konnten und aufgekauft oder gerettet werden mussten, waren dabei die kalifornische Silicon Valley Bank, die am 10. März 2023 vom US-Einlagensicherungsfonds Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) übernommen wurde, und die Credit Suisse, die am 19. März 2023 unter dem Druck der Schweizerischen Nationalbank und der Eidgenossenschaft von ihrer Konkurrentin UBS geschluckt wurde. Neben geopolitischen Machtspielen und kriegerischen Eroberungen von Ländern hat der Niedergang einer Bank viel Ähnlichkeiten mit der Kapitulation eines Landes im Anschluss an einen verlorenen Krieg. Wie dies als typische Macht/Ohnmacht-Thematik ebenfalls mit dem Pluto zu tun hat, möchte ich in der Folge zeigen. Dabei gehe ich von der Sonnenfinsternis vom 20. April aus, die meines Erachtens bereits seit Anfang März ihre Schatten vorauswarf.

Die Sonnenfinsternis im Horoskop der Schweiz

Im Horoskop der Schweiz (Fig. 3) ist, mit dem Aszendenten in Skorpion, Pluto der Geburtsherrscher. Selbst steht er im sechsten Haus Ende Widder und dies entspricht auf etwas mehr als zwei Grad genau der Stellung des Neumondes der Sonnenfinsternis vom 20. April. Bei einer solchen Übereinstimmung konnte man erwarten, dass um die gegenwärtige Sonnenfinsternis in der Schweiz Prozesse stattfinden, welche die Identität des Landes stark erschüttern und es in eine Krise stürzen. Gewiss, der primäre Auslöser dürfte mit dem laufenden Saturn stattgefunden haben, der am 7. März ins Fische-Zeichen trat und bis Mitte März, als die Krise der Credit Suisse akut wurde, auf dem Neptun stand, derweil der laufende Neptun am absteigenden Mondknoten des Horoskops der Schweiz eine Konjunktion mit dem Saturn des Landes einging.

Aber auch die Sonnenfinsternis auf dem Pluto ist an der gegenwärtigen Krise des Landes beteiligt. Es steht ja nicht nur wegen seiner strauchelnden Grossbank in der Kritik, sondern auch im Zusammenhang mit einer überholten Neutralitätspolitik, die es bisher befreundeten Staaten verunmöglichte, Waffen, die ursprünglich aus der Schweiz stammen, an die Ukraine weiterzugeben. Auch sind eine ganze Reihe von anderen Ländern, insbesondere die USA, der Meinung, die Schweiz müsse sich aktiver darum bemühen, Oligarchengelder einzuziehen. Kurz, das Land kämpft mit der Sonnenfinsternis auf dem Pluto, Herrscher des Aszendenten, an allen möglichen Fronten. Schliesslich war es auch die amerikanische Finanzministerin Janet Yellen, die mitten in der Credit Suisse Krise in Bern anrief und gemäss NZZ «– je nach Quelle – mehr oder weniger vehement die Bereinigung der Krise bis Sonntagabend einforderte». Dabei geht es mit der Finsternis auf dem Pluto der Schweiz glücklicherweise nicht um einen Krieg, in den das Land selbst verwickelt ist, sondern um dessen Verhalten im Umgang mit den Kriegen anderer. Dies gehört zum Bereich der Diplomatie, für welche die Schweiz mit einer Konjunktion von Mars und Venus im elften Haus und in Waage zwar gute Voraussetzungen mitbringt, sich jedoch der Machtspiele befreundeter Nationen nicht immer adäquat zu erwehren versteht.

Dass dies mit den USA häufig besonders schwierig ist, wird verständlich, wenn man berücksichtigt, dass der Pluto der USA auf 27.33 Grad Steinbock im bogenminutengenauen Quadrat zu jenem der Schweiz im Widder-Zeichen steht. Werden durch Finsternisse und wichtige Transite somit Stellungen Ende der kardinalen Zeichen aktiviert, so lösen diese sowohl im Horoskop der Schweiz als auch in jenem der USA wichtige Positionen aus. Damit finden in solchen Zeiten häufig aus ungleichen Positionen Machtkämpfe zwischen beiden Ländern statt. Im vorliegenden Fall ist zwar die Konjunktion der Sonnenfinsternis mit dem Pluto der Schweiz eine stärkere Auslösung, denn Finsternisse in Konjunktion oder Opposition zu Radixstellungen sind bedeutsamer als Quadrate. Aber auch ein Quadrat im Orb von 2–3 Grad sollte Beachtung finden. Da im Horoskop der USA der Pluto im zweiten Haus steht, geht es bei dessen Auslösung vornehmlich um Finanzen und Revierfragen. So erscheint es durchaus kongruent, dass im Hinblick auf Bankenkrisen die USA mit der Silicon Valley Bank sowie im Anschluss daran mit anderen Finanzinstituten den Anfang machten, während die Schweiz mit ihrer exponierten Grossbank Credit Suisse, deren Bilanzsumme vor dem Aufkauf durch die UBS zwei Drittel des Schweizerischen BIP ausmachte, sich in der Situation befand, in der sie einerseits ihr eigenes Finanzsystem retten musste und andererseits, wie es aussieht, auch unter dem Druck der Amerikaner stand, alles zu vermeiden, was das Gleichgewicht der weltweiten Finanzmärkte stören könnte.

Wie die Medien die astrologische Krisenkonstellation der Schweiz reflektieren

Als der letzte Teil dieses Artikels am 19. April geschrieben wird, reflektieren die Schweizer Medien die Sonnenfinsternis, die auf dem Pluto der Schweiz im sechsten Haus stattfindet, so zuverlässig, dass sie uns beinahe einen Astrologiekurs geben. So liest man in der Online-Ausgabe der NZZ vom 19. April als «Das Wichtigste am Morgen»: «Vorwürfe aus den USA: Credit Suisse soll Untersuchung zu Nazi-Konten behindert haben.» Und weiter: «Oberster US-Beamter für Sanktionen besucht Schweizer Banken und Behörden: Tut Bern genug, um Oligarchengelder aufzuspüren? Die USA und die G-7-Staaten haben den Druck stark erhöht.» Am gleichen Tag titelt der Tages-Anzeiger «Die USA sanktionieren Schweizer – und erhöhen den Druck!»

Mit direktem Bezug zum sechsten Haus veröffentlicht Eric Gujer, Chefredakteur der NZZ, mit «Ein Hauch von Identitätskrise umweht die Schweiz» gar eine – wie er sie nennt – bisweilen «ironische Spurensuche»: «Der Untergang der Credit Suisse und das internationale Entsetzen über die Neutralitätspolitik nagen am Stolz der Eidgenossen. Gibt es so etwas wie eine helvetische Krankheit?»

Gujer meint: «Die zögerliche Reaktion auf die Krankheitssymptome der CS und die Trägheit in der Neutralitätsdebatte hängen zusammen. Beide speisen sich aus derselben Quelle: dem Schweizer Selbstbild, das nicht immer mit der Realität übereinstimmt.»

Bemängelt wird, dass sich in der Neutralitätspolitik Regierung und Parlament auf den Wiener Kongress vor 200 Jahren beziehen. «Er muss herhalten, um zu begründen, warum Bern Deutschland und Dänemark untersagt, in der Schweiz hergestellte Rüstungsgüter weiterzugeben.»

Das Regelwerk, das nach der Finanzkrise 2008 und der Rettung der UBS entstand, sollte sicherstellen, dass eine Grossbank geordnet abgewickelt werden kann. So war die Absicht, dass es nie mehr zu einer «Feuerwehrübung mit Steuermilliarden» kommen sollte.

«Nicht nach 200, sondern schon nach 15 Jahren ist alles anders. Bundesrat, Nationalbank und FINMA interessieren sich nicht für ihr Geschwätz von gestern. Was in der Neutralitätsdebatte unmöglich sein soll, nämlich die Anpassung der Politik an die aktuellen Erfordernisse, war bei der CS an einem Wochenende problemlos möglich.»

Das Beispiel zeigt, dass bei entsprechendem Willen den Schweizer Behörden kein Regelwerk heilig ist. «In der Ukraine-Frage pochte der Bundesrat darauf, dass die Schweiz ein Rechtsstaat sei. Deshalb sei es unmöglich, Notrecht anzuwenden. Wenige Monate später wandte er zur Bankenrettung Notrecht an. Es geht also doch.»

Eric Gujer beschliesst seinen Kommentar mit einem Aufruf zu mehr Demut und Bescheidenheit, aber auch zu mehr Kritikfähigkeit, um Fehlentwicklungen aus eigenem Antrieb früh zu bekämpfen und nicht erst, wenn nur noch Notrecht und viel Geld zielführend sind. Seine Folgerung:

«Wir brauchen keine andere Schweiz, wohl aber eine, die sich nicht abkapselt gegenüber der Welt, bis der Untergang einer Bank … sie zum Handeln zwingt. Wir brauchen eine Schweiz, die sich den Herausforderungen der Zeit stellt, ohne Selbstzufriedenheit und ohne Selbstgerechtigkeit, und die zugleich offen ist für Neues.»

Astrologisch haben wir dazu kaum etwas hinzuzufügen. Dies sind auch die Empfehlungen, die man jemandem geben würde, der die Sonnenfinsternis im fordernden Aspekt zum Pluto im sechsten Haus hat. Unter solchen Konstellationen muss man die Maske der Selbstgerechtigkeit ablegen, um zu verstehen, was schiefgegangen ist – eine erste Voraussetzung, um in Zukunft negativen Entwicklungen vorzubeugen. Dies ist auch das, was im Horoskop der Schweiz der aufsteigende Mondknoten im Jungfrau-Zeichen fordert. Es ist zu hoffen, dass die Selbstkritik, die dieser bei aufrichtiger Haltung erzeugt, dafür sorgt, dass die Schweizer rechtzeitig das Steuer herumdrehen, nachdem sie mit dem Übergang des Saturn auf dem Radix-Neptun im Fische-Zeichen und des Neptuns auf dem Radix-Saturn am absteigenden Mondknoten der Schweiz mit einer wichtigen Lektion konfrontiert wurden. Sie lautet, dass man auf Abwege geraten kann, wenn man sich im seinem Tun nicht mehr von hehren Prinzipien leiten lässt. Mit dem aufsteigenden Mondknoten in Jungfrau lauten diese: «Schuster, bleib bei deinen Leisten.»

Die Sonnenfinsternis im eigenen Horoskop

Keine lebende Person wird wie die Schweiz den Neumond der Sonnenfinsternis vom 20. April auf dem Pluto ihres Geburtshoroskops haben, denn diese Stellung gab es letztmals im 19. Jahrhundert. Um beim Pluto Ende kardinal und Anfang fix zu bleiben, können aber die Jahrgänge von 1936–1941 ein Quadrat der Sonnenfinsternis zu ihrem Pluto Ende Krebs oder Anfang Löwe erleben. Dies findet gleichzeitig in Form einer Pluto/Pluto-Opposition, die man heute in seinen Achtzigern erleben kann. Mehr Menschen dürfte jedoch die Konstellation von 1983–84 interessieren, die sich ereignete, als Pluto sich Ende Waage oder Anfang Skorpion befand. In diesem Fall macht die gegenwärtige Sonnenfinsternis dazu eine Opposition, während der laufende Pluto zu seiner Radixstellung ein Quadrat bildet. Menschen, die dies erleben, sind um die 40 Jahre alt. Haben Sie den Pluto im sechsten Haus Ihres Geburtshoroskops, könnte Sie die gegenwärtige Sonnenfinsternis mit ähnlichen Themen konfrontieren wie jene, die die Schweiz gegenwärtig herausfordern.

Eine Sonnenfinsternis auf oder im Aspekt zum Pluto ist allerdings ein seltener Spezialfall. Ansonsten lautet die Regel bei der Deutung der Entsprechungen einer Sonnenfinsternis, dass man schaut, in welches Haus bzw. auf welche Häuserachse diese fällt. In diesem Horoskopbereich ist in einer Zeit, die vor anderthalb Monaten begonnen hat und weitere vier bis fünf Monate andauert, einiges los, das den plutonischen Charakter des Loslassens, der Erneuerung und der Wandlung verkörpert. Fällt die Finsternis als Konjunktion oder Opposition auf Planetenstellungen des Geburtshoroskops, so kann dafür ein Orb von 4–5 Grad zugelassen werden. Berührt sie hingegen Radixplaneten in Form eines Quadrates, sollte man sich auf einen Orb von 2–3 Grad beschränken.

Ich wünsche Ihnen interessante und bereichernde Erfahrungen mit der Sonnenfinsternis vom 20. April.


 
Claude Weiss beschäftigt sich seit über 50 Jahren mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die Astrodata AG, welche astrologische Analysen anbietet; von 1988 bis 2019 Präsident des Schweizer Astrologenbundes (SAB); gefragter Referent an internationalen Kongressen. Bücher: «Die 28 Mondphasen der Geburt - Eine inspirierende Erweiterung des klassischen 8-Phasen-Mandalas»,«Warum wir uns inkarnieren - Das Geheimnis des karmischen Neumondes», «Horoskopanalyse» Band 1 und 2 (Band 2 ist in einer überarbeiteten und stark erweiterten Neuauflage erhältlich), «Karmische Horoskopanalyse», Band 1 und 2, Mitautor der Bücher «Pluto – Eros, Dämon und Transformation», «Die Lilith-Fibel», «Wendezeit 2010-2012», «Visionen einer neuen Zeit», E-Mail an Claude Weiss