Astrologie Heute Nr. 212 (August 2021)
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Astrologie Heute Nr. 212
August 2021

Inhaltsverzeichnis
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Astro-logische Merk-Würdigkeiten

Und was kommt danach?

von Barbara Egert

Man sollte – und ich bemühe mich ständig darum, es zu beherzigen – der Zukunft nur soviel Macht über sich einräumen, wie sie benötigt, um der praktischen Seite des Lebens gerecht zu werden. Reise- und Arzttermine sind praktische Dinge: sie abzusagen und neue zu vereinbaren, aber zu vergessen, die Sterne zu befragen und sich dann von ihnen sagen lassen zu müssen, der betreffende Tag sei eine einzige Katastrophe, ist unpraktisch, peinlich, zeitraubend und lästig.

Man muss in so einem Fall nämlich, um nicht auch noch als astrologisch verschroben zu gelten, plausibel klingende Ausreden erfinden, unaufschiebbare Reisetermine vortäuschen, charmant lächelnd Möglichkeiten des Umdisponierens erkunden, sich vor unnötig eskalierenden Befürchtungen hüten; etwa der Arzttermin könne einer eventuellen Reise des Arztes in die Quere kommen, und, wenn der Arzt absagte und man die Reise nicht verschieben könne und man sich vielleicht überhaupt nur mit den Sternen geirrt habe ... Schlimmer noch, der Arzt könne absagen, weil er tatsächlich einen wichtigen Reisetermin habe und immer so weiter bis zum bitteren Ende und noch darüber hinaus ... Oder aber, um bei den Sternen zu bleiben: «Usque ad lunam et retro – einmal zum Mond und zurück.»

Ist man endlich in der Gegenwart angekommen, könnte man frei für alles Mögliche sein, wenn einen nicht die Vergangenheit einholte, die uns ein wichtiges Detail mitteilen möchte, das erklärt, warum wir gar nicht anders konnten, als zu dem zu werden, der wir geworden sind. Wer hätte für so was nicht stets ein offenes Ohr? Auch wenn es nur eine Bagatelle aus frühester Kindheit ist, die man längst kennt. Man lädt sie also ein, in uns Platz zu nehmen und hört ihr geduldig zu, was sie zu sagen hat. Doch langsam dämmert einem, dass sich in dieser harmlosen Nichtigkeit eine Sorge verbirgt. Und keine Sorge zögert, es sich im sorgenfreien Inneren eines jeden, in den sie sich einschleicht, gemütlich zu machen.

Immerhin, es gibt Schlimmeres als Gespenster aus der Vergangenheit, die der Gegenwart ja nur mit ihrem ewigen «Weisst Du noch?» und wie bezaubernd früher alles war, auf die Nerven gehen.

Vergangenheit und nahe Zukunft lassen sich ertragen. Sinnzerstörender ist es da schon, sich auf eine weit entfernte Zukunft einzulassen, die einen nach einigen rasanten Ich-Umkreisungen aus der heimeligen Erdatmosphäre ins eisige All schleudert, den Urschrei aller Urschreie, die Frage aller Fragen ausstösst: «Was um Himmels willen soll das Ganze überhaupt?» und anschliessend völlig durchgefroren bedauert, sich derart weit aus dem kosmischen Fenster gelehnt zu haben.

Sterne mit so wunderschönen Namen wie Beteigeuze, Orion und Alpha Centauri bestehen eigentlich «nur» aus extrem komprimiertem Staub. Und doch, mir reichen die unseres bescheidenen Sonnensystems völlig aus. Man gibt der Sonne noch zehn Milliarden Jahre. Wie es nach ihrem Tod weitergeht, ist unklar. So viele Jahrtausende hat die Astrologie trotz aller Verunglimpfungen überlebt. Aber dereinst, was wird aus ihrer symbolischen Sonne, wenn die reale sich in ein riesiges Gebilde aus leuchtendem, interstellarem Gas verwandelt?

Noch wandelt König Sol als Archetypus des Bewusstseins durch die Welt des Unbewussten. Aber dann? Noch verlässt keiner das sinkende Schiff und schwirrt einfach so davon; Uranus etwa, um fremde Galaxien zu erkunden. Würden die terrestrisch gesinnten Reinkarnisten ihm folgen, auf der Suche nach einem Exil in fernen Galaxien?

Wenn dann auch noch der strahlende Morgenstern emigrierte, wäre ich, erlebte ich es noch, was unwahrscheinlich, aber karmisch gesehen durchaus möglich ist, untröstlich. Ein Leben ohne Venus, meiner Geburtsherrscherin? Undenkbar! Aber nur mal angenommen, dass sich auch noch Merkur davonmachen würde … Es gibt offenbar nichts, über das man sich keine Sorgen machen könnte.


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV, jahrzehntelange Astrologieerfahrung; Bücher: «Astro-logische Merkwürdigkeiten – Kolumnen» (2017, nur bei Amazon erhältlich), «Wenn die Kindheit Schatten wirft: Beziehungen, Hochsensibilität, Narzissmus» (2014), «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE, E-Mail: Barbara Egert