Astrologie Heute Nr. 213 (Oktober 2021) - Psychologie
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Astrologie Heute Nr. 213
Oktober 2021

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 213 bestellen
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Lob und Belohnung
von Barbara Egert
 

Lob ist, sollte man meinen, die natürlichste Sache der Welt und auf jeden Fall leichter zu verstehen als das viel zitierte Zen-Koan vom «Klatschen mit einer Hand»: Man braucht nur mit beiden Händen zu applaudieren oder einfach «Bravo!» zu rufen. Etwas, das jemand erdacht, gemacht, ja, selbst zu tun unterlassen hat, setzt Schwingungen frei, die zum Mitschwingen einladen. Jeder Musiker weiss, dass er in Schwingung versetzten Schallwellen alles verdankt: Seine ganz spezielle Art, mit diesen Wellen umzugehen, verzaubert das Publikum derart, dass es gar nicht anders kann, als sich dafür applaudierend zu bedanken. Auf der Bühne funktioniert das, im Leben meistens leider nicht. Warum nur? Warum fällt es so ungeheuer schwer zu loben?

Einfühlsam führt uns Barbara Egert an die Bedeutung des Lobes heran, welches so wichtig sein kann für ein sinnerfüllteres Dasein eines jeden Menschen. Sie geht in ihrem Artikel den unterschiedlichsten Gründen nach, zu loben, auch sich selbst oder Lob zu verweigern, und was dies alles mit uns und anderen macht.

Das beginnende Kapitel erzählt vom mächtigen Einfluss einer lobenden Lehrerin auf den beruflichen Werdegang der Autorin selbst. Anregende Gedanken folgen, wie Eltern mit ihrem Lob (oder unterlassenem Lob) die beruflichen Entscheidungen ihres Nachwuchses beeinflussen.

Der nächste Abschnitt geht auf die Nachwehen der «Schwarzen Pädagogik» ein, die bis heute wirken. Und dies wird teils ganz bewusst beibehalten, da hier Machtthemen mithinein spielen. Die Autorin beschreibt die astrologischen Konstellationen, welche besonders vulnerabel für Kritik, Ermahnungen und perfektionistische Ansprüche machen. Und der Ort im Horoskop, wo schon früh Zurückweisung und Mangel erfahren wurde.

Im Folgenden wird für ein (oft überforderndes) Leistungs-Schema sensibilisiert, welches wir schon Kindern vorlegen und die daraufhin nicht mehr spielerisch die Welt erkunden. Anhand schlüssiger Beispiele werden die Grenzen erörtert, wo Lob endet und Manipulation beginnt, aber auch, wo letzteres nichts zu bewirken vermag. Zu jeder Dynamik gehören zwei in Resonanz gehende Systeme.

Es folgt ein erhellendes Kapitel dazu, wie Transsaturnier im Transit über wichtige Faktoren unseres Horoskops unsere Selbstwahrnehmung auf fast schon unheimlich-unbemerkte Weise zu beinflussen und verändern vermögen.

Als Konsequenz mangelnder gegenseitiger Wertschätzung, mangelnder Spiegelung durch ein liebevoll unterstützenes Umfeld, leidet der Selbstwert, auch Depressionen und Einsamkeit können resultieren. Kompensation ist der nachvollziehbare nächste Schritt: Die endlose Leere ruft nach immer neuer Bestätigung, die Entwicklung der «verwundeten Narzissten» ist eine logische Konsequenz. Wie die Dynamiken innerhalb der Familien spielen, welche diese Prozesse zusätzlich verschärfen, werden ebenfalls im Artikel aufgezeigt.

Zudem werden diejenigen astrologischen Konstellationen aufgezählt, welche besonders verletzlich und verwundbar machten. Sich dessen bewusst zu werden könnte Mut machen, die eigene Vergangenheit bezüglich Wohlwollen, Beachtung und Lob nochmals zu überdenenken. Beispiele zur Veranschaulichung runden den Abschnitt ab.

Als nächstes widmet sich die Autorin dem strategisch-berechnenden Lob: Die Schmeichelei als Grundmuster zur Zielerreichung – sei es im Privaten oder in der Wirtschaft.

Es folgen aufschlussreiche Passagen zu möglichen, und leider oft auch üblichen Bewältigungsstrategien, um die ersehnte Wertschätzung doch noch zu erhalten. Das Thema der Süchte als kurzfristige Belohnung wird vertieft. Die Strategien sind unterschiedlich, die sichtbaren erstrebten Ziele ebenso. Oft geht es im tieferen Sinn jedoch um den verkümmerten Selbstwert, um den wiederholten Kampf um Belohnung und die damit verbundenen kurzen Glücksmomente.

Auch hier werden die dazu passenden astrologischen Einflüsse beschrieben. Chiron und Neptun sind besonders prädestiniert, Voraussetzungen für stark kompensierendes Verhalten zu schaffen – wenngleich deren Mechanismen unterschiedlich ausfallen.

Diesen tiefgreifenden Artikel schliesst die Autorin mit Denkanstössen zur (zu) schnell ausgesprochenen Kritik und zur passiv agressiven Form der indirekten Kritik (hierfür kann es sich lohnen, die Kunst des Dechiffrieren zu erlernen). Nicht unerwähnt bleibt die digitale Gegenbewegung des heute grassierenden, digitalen Lob-Hypes in den sozialen Medien – dort, wo täglich um Daumen hoch und Herzchen gebuhlt wird.

Aus dem Inhalt
– Lob, auch unterlassenes, verändert Leben
– Saturn und die Nachwehen der «Schwarzen Pädagogik»
– Noch echtes Lob oder schon Manipulation?
– Veränderte Selbstwahrnehmung durch auslösende Transsaturnier
– Die «verwundeten Narzissten»: Eine missachtete Sonne fordert ihren Tribut
– Kompensationsmechanismen: Wie lässt sich die Leere füllen?
– Strategisch-berechnetes Lob zur Zielerreichung
– Ich leiste, also bin ich (etwas wert)
– (Sehn-)Süchte: Kurzfristige Belohnungsstrategien
– Veranlagte Verwundbarkeit
– Neptun: Hilfsbereitschaft und/oder Suche nach Anerkennung?
– (Indirekte) Kritik trifft auf Inflation des Lobs


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV, jahrzehntelange Astrologieerfahrung; Bücher: «Astro-logische Merkwürdigkeiten – Kolumnen» (2017, nur bei Amazon erhältlich), «Wenn die Kindheit Schatten wirft: Beziehungen, Hochsensibilität, Narzissmus» (2014), «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE, E-Mail: Barbara Egert