Astrologie Heute Nr. 214 (Dezember 2021) - Bücherschau
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Astrologie Heute Nr. 214
Dezember 2021

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 214 bestellen

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Reflektierte Beratungspraxis

Bernhard Firgau:
Grenzen astrologischer Deutung.

Ist eindeutiges Deuten aus dem Horoskop möglich?

Pb., 64 S., € 9,95 / sFr. 18.– fPr
Verlag www.astronova.de,
D-Tübingen 2021
 

Bernhard Firgau nimmt sich in Grenzen astrologischer Deutung eines heiklen Themas an. Heikel, weil es an den Machbarkeitsansprüchen unserer Zunft kratzt. Er geht der Frage nach, was tatsächlich aus dem Horoskop ablesbar ist: In welche Bereiche kann der Astrologe vorstossen, an welche Grenzen stösst er, was entzieht sich seinem deuterischen Zugriff?

Firgau beginnt das schmale Büchlein mit einem bekannten Vexierbild – eine Zeichnung, in der man, je nach Standpunkt, unterschiedliche Motive sehen kann. Sie illustriert die Wichtigkeit der persönlichen Perspektive: Jede Deutung ist immer vom Deuter abhängig, aber auch vom Deutungsmaterial. In unserem Fall vom Horoskop, sei es selbst gezeichnet, ausgedruckt, mit farbigen Aspektbildern versehen, mit Asteroiden oder lediglich mit den sieben klassischen «Planeten».

Fallbeispiele schliessen sich an. Firgau untersucht – in knapper Form – die Geburtsbilder von Zwillingen, listet Gemeinsamkeiten auf, aber auch Unterschiede in Sachen Aussehen, Lebensweg etc. Es folgen «astrologische Zwillinge», also Menschen, die am selben Tag geboren sind: Patti Smith/Berti Vogts, Adriano Celentano/Elizabeth Teissier oder George W.Bush/Peter Singer/Sylvester Stallone.

Der Autor nimmt in der Frage der Aussagegrenze eine defensive Haltung ein, betont immer wieder, dass man aus dem Horoskop nicht alles ablesen kann – getreu dem Kepler-Wort «Die Sterne zwingen nicht, sie machen nur geneigt». Ein Standpunkt, der durchaus diskussionswürdig ist. Leider kommt die Gegenmeinung nur rudimentär vor. Ein anderes Vorgehen hätte dem Buch wohl etwas mehr Ausgewogenheit verliehen.

So ist der Text beinahe eine Streitschrift für Demut geworden, für mehr Reflexionsvermögen und Klientenorientiertheit in der astrologischen Praxis. Denn – so Firgau – was nützt es dem Ratsuchenden, wenn der Astrologe seine Grenzen nicht kennt, wild drauflosfabuliert und den Klienten am Ende nicht erreicht? Damit hat er natürlich recht, und so ist Firgaus Buch auch ein Plädoyer für eine seriös-selbstkritische Beratertätigkeit.

–Jörg Petersen
 
   

     

Eine Biografie über Thomas Ring

Elmar Schübl:
Ich denke in Farbe, Form und Klang.
Thomas Ring 1892–1983

Hc., geb., 416 S., 51 Abb. s/w., 43 Farbabb., € 48,– / CHF 48.–
Chronos Verlag, CH-Zürich 2021

Elmar Schübl, Historiker und Philosoph, widmet mit Ich denke in Farbe, Form und Klang dem Jahrhundertmenschen und astrologischen Pionier Thomas Ring eine ausführliche Biografie.

Ring führte ein wechselvolles Leben. Als Sohn eines unsteten Erfinders und Fabrikdirektors geboren, bricht er mit den Konventionen und schlägt eine künstlerische Laufbahn ein. Anfang der zwanziger Jahre tritt – durch die Schriften Johannes Keplers – die Astrologie in sein Leben. Zuvor ein «ungläubiger Thomas», wandelt sich Ring zum Forscher und Praktiker in Sachen Sterndeutung.

Immer wieder gegen die Unbill des Schicksals ankämpfend, unter materiellen Schwierigkeiten leidend, aber auch von den Wechselfällen der Politik hin- und hergestossen – er ist KPD-Mitglied, verlässt 1932 Deutschland –, schafft er ein tiefgründiges und vielseitiges Werk. Als Dramatiker, Zeichner, Maler, politischer Publizist – und als Astrologe.

Rings «Astrologische Menschenkunde», seit Jahrzehnten ein Standardwerk, hat mehrere Auflagen erlebt und ist das Kernstück seiner «revidierten Astrologie». Mit ihr grenzt er sich vehement gegen Vulgärformen wie populäre Zeitungshoroskope ab.

Die vorliegende Biografie trägt Rings umfassendem Œuvre Rechnung, streut hier und da Passagen aus seinen Gedichten und Theaterstücken ein, lässt Mitstreiter und Weggefährten wie Hans Bender oder Hannah Höch zu Wort kommen, präsentiert Fotos, ebenso Gemälde, Zeichnungen und Drucke.

Schübl zitiert ausgiebig die eigenen Lebensbeschreibungen Rings, erweckt so nicht nur das Bild eines faszinierenden Philosophen und Künstlers zum Leben, sondern bietet auch ein anschauliches Panorama des 20. Jahrhunderts. Dem astrologischen Schaffen Rings wird ebenfalls breiter Raum geschenkt, unter anderem mit einer Selbstdeutung im Anhang.

Jörg Petersen
 


     

Das Lebenswerk von Bruno und Louise Huber

Barry & Joyce Hopewell:
Durchbruch zu geistigen Horizonten.
Astrologische Psychologie und der Lebensweg ihrer Begründer Bruno und Louise Huber

Pb., 224 S., 92 Abb., € 24,80 / sFr. 33.40 fPr
Verlag www.astronova.de, D-Tübingen 2021

Mit dem Buch Durchbruch zu geistigen Horizonten ehren Barry und Joyce Hopewell das Lebenswerk von Bruno und Louise Huber. Ihr Lebensweg und die gemeinsame Arbeit wird dabei im jeweiligen Zeitkontext präsentiert: Zahlreiche biographische Anekdoten, Interview-, Artikel- sowie Buchauszüge der Protagonisten selbst sowie von einem grossen Netzwerk von Huber-Kontakten ziehen sich einem roten Faden gleich durch das Buch.

Nach einer einleitenden Zusammenstellung der wichtigsten Merkmale der Huber-Methode werden in parallelen Erzählsträngen die frühen Jahre der Hubers dargestellt und wie sie zur gleichen Zeit, jedoch unabhängig voneinander, die Faszination der Astrologie für sich entdeckten. Der Bogen spannt sich dann weiter über ihre erste Begegnung, wie sie «ihre gemeinsame Sprache in der Astrologie fanden», ihre Heirat und erste gemeinsame Zeit in Zürich. Danach wird beschrieben, wie sie die menschliche Psyche erforschten und ihre eigene, später weltweit bekannte Methode ausformten. Es folgen Kapitel zur Gündung und Weiterentwicklung des Astrologisch-Psychologischen Instituts (API), von der internationalen Verbreitung der Lehre mit Schulen in England und Spanien bis zum «API-Endspiel» und dem Übergang in die Astrologisch-psychologische Gesellschaft bis 2020 respektive dann in die Mitgliedervereinigung APA bis heute.

Das Buch schliesst mit zahlreichen Danksagungen und persönlichen Erinnerungen von «Huber-Familie»-Mitgliedern und einem Kapitel mit Gedankenanregungen zur Hinterlassenschaft.
 

– bk