Astrologie Heute Nr. 217 (Juni 2022)
Bild vergrössern
Astrologie Heute Nr. 217
Juni 2022

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 217 bestellen
Der Mythos des gemeinsamen Ursprungs von Russland und der Ukraine und wie Russland durch die Mongolen gross wurde
von Claude Weiss
 

Seit der Saturn/Pluto-Konjunktion vom Januar 2020 werden wir im Zwei-Jahres-Takt mit Situationen konfrontiert, die wir uns wenige Monate vorher kaum hätten vorstellen können. Die Welt ist unsicher geworden, und wir fragen uns, ob es noch Fixpunkte gibt, an die wir uns halten können. Immerhin hilft uns die Astrologie zu verstehen, warum wir es seit Kurzem, sowohl im Falle von Covid-19 als auch im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, mit Mars-Entsprechungen zu tun haben: Als der progressive Mars im Menschheitshoroskop im Februar 1918 an der gleichen Stelle stand wie jetzt, war die Menschheit bereits mit dem Thema des Krieges in Kontakt, und es trat mit der Spanischen Grippe eine zweite Mars-Entsprechung auf den Plan, die sich in Form einer verheerenden Seuche manifestierte. Bald raffte diese mehr Menschen dahin, als im ganzen Ersten Weltkrieg bisher umgekommen waren.

In Anbetracht des Streits, der in den letzten zwei Jahren zum Thema der Corona-Massnahmen zwischen verschiedenen Gruppen ausbrach – auch Streit ist eine Mars-Entsprechung – war es mir ein Bedürfnis, mit dem Artikel «Übeltäter Mars: Lieber Corona als Krieg» (September 2020) daran zu erinnern, dass es schlimmere Mars-Entsprechungen gibt als jene, die uns, wegen einer Impfung, den Verstand zu rauben schienen. Inzwischen sind wir (leider) an schmerzlicher Erfahrung reicher, und wir fragen uns besorgt, wohin die gegenwärtigen Entwicklungen noch führen werden.

Um zu verstehen, wie wir an diesen Punkt gelangen konnten, und wie es so weit kommen konnte, dass wir Zeugen von Grausamkeiten werden, wie sie uns bis vor kurzem kaum vorstellbar erschienen, müssen wir uns mit bisher wenig vertrauten Elementen der Vergangenheit verschiedener Völker beschäftigen. Im Zusammenhang mit Russland und der Ukraine werden wir gar aufgefordert, bis ins 13. Jahrhundert zurückzugehen, als sich aufgrund des Mongolensturms die beiden Nationen auf unterschiedliche Wege begaben. Waren sie beide früher einmal Brüder, wurden sie zu jener Zeit dadurch, dass sich die einen bald der imperialen Rolle verschrieben, während sich die andern häufig in der Rolle des Opfers Mächtiger erlebten, auseinandergerissen, sodass sie seither Mühe haben, sich auf einem gemeinsamen Weg wiederzufinden. In diesem Artikel wird beleuchtet, wie es dazu kommen konnte und welche Konsequenzen sich daraus für den offensichtlichen Bruderzwist ergeben.

Zu Beginn seines Artikels ruft Claude Weiss das im Juli 2021 von Putin veröffentlichte Pamphlet in Erinnerung. Dieses verkündete seine territorialen Ansprüche und machte deutlich, dass er die Unabhängigkeitsbestrebungen der Ukraine schlicht ausblendet. Die anschliessende Deutung des Horoskops der ukrainischen Unabhängigkeitserklärung offenbart den darin angelegten Drang nach Freiheit, aber auch die Grenzüberschreitungen von Seiten «eines Nachbarn». Im Kontrast dazu enthält das Horoskop Putins die Signatur des Weiterführens von Stalins Erbe.

Das nächste Kapitel behandelt die Geschichte Russlands, die gemäss Putin mit der Kiewer Rus begann. Allerdings musste die Kiewer Rus als Gründungsmythos für Russland und die Ukraine herhalten, wie der Artikel deutlich macht. Dabei geht es auf russischer Seite vor allem um die Kontinuität der Dynastie und der Kirchenorganisation. Dies führt zu einem weiteren zentralen Punkt, nämlich, dass ohne den «Rus-Mythos» Russland «nur» noch eine asiatische und keine europäische Macht mehr ist. Daraus folgt, dass es sich beim heutigen Konflikt im Grunde um einen alten Streit zwischen den Erben der Kiewer Rus sowie jenen der Goldenen Horde handeln könnte.

Ein eigenes Kapitel wird dem in Russland verehrten Nationalhelden Alexander Newski und seiner nicht durchgehend klaren Rolle in der «Zusammenarbeit» mit den Mongolen gewidmet. Während seiner gesamten Herrschaftszeit war Russland der Goldenen Horde tributpflichtig. Anders verhielt sich die Kiewer Rus, die keine Kollaboration eingehen wollte: Mit dem Mongolensturm wurde eine Stadt nach der anderen eingenommen, zuletzt Kiew in 1240.

Um die Zerstörung Kiews astrologisch einzuordnen, wird das Geburtshoroskop der Kiewer Rus analysiert. In dieser Sequenz zeigt Claude Weiss auf, welchen Zeitpunkt er als Geburtshoroskop von Kiew annimmt. Ergänzend wird das Horoskop der Zerstörung von Kiews analysiert – ein Zeitpunkt, der als Ende der Kiewer Rus betrachtet werden kann. Als weiteren (Vergleichs-)Punkt auf der Zeitachse wird das Horoskop der Unabhängigkeitserklärung der Ukraine von 1991 analysiert. Auffällige Auslösungen finden sich rund um Uranus und Chiron.

Beim Vergleich dieser Horoskope betont der Autor die Wichtigkeit der Grade von 16 bis 25 Steinbock für die Ukraine. Sie symbolisiert die Vorreiterin des bevorstehenden Epochenwechsels, welche den Übergang von Steinbock zu Wassermann vorwegnimmt. Und an ihrer Spitze steht Wolodimir Selenski, der die starken Uranus-, Wassermann- und Löwe-Themen der Ukraine aufgreift, wie der folgende Abschnitt beschreibt. Der Staatslenker übernimmt eine entscheidende Rolle in der Bildung des Zusammenhalts von demokratischen Ländern gegen die autokratischen Regimes.

Auch der Aufstieg Moskaus und die Entwicklung Russlands wird im Beitrag beleuchtet. So erwies sich das mongolische Joch als förderlich betreffend der Organisation, Durchschlagskraft und Effizienz von Russland und liess sie als vereinte Nation zunehmend stärker werden. Zudem schützten die Mongolen die Institutionen der orthodoxen Kirchen – ein weiterer geschickter Schachzug, um auch von dieser Seite «Freunde» zu gewinnen. Nach zwei Jahrhunderten wusste sich Russland von diesem Joch zu befreien.

Das folgende Kapitel thematisiert das erste bekannte Horoskop für die Rus; dieses wurde auf denjenigen Zeitpunkt berechnet, zu dem sich die verschiedenen slawischen Stämme zu einer einheitlichen Struktur vereinten. Dieses Horoskop für die Rus entspricht somit auch dem Ursprungshoroskop der Ukraine (vor der Differenzierung durch die Christianisierung der Kiewer Rus).

Im letzten Teil bespricht Claude Weiss die Gemeinsamkeiten der russischen Horoskope. So wird das oben erwähnte Ursprungshoroskop mit späteren Russland-Horoskopen verglichen. Das Thema von Krieg und Frieden ist präsent. Und die Loyalität zu einem Oberhaupt gehört zu einer der wichtigsten Regeln. Und somit stehen sich die autoritären Systeme aus anderen Zeiten den Systemen der Gleichwertigkeit gegenüber, wie der Autor abschliessend folgert.

Aus dem Inhalt:
– Russische Aneignung der Geschichte der Kiewer Rus
– Eine um 2–3 Jahrhunderte gekürzte Geschichte
– Wichtig, um sich als europäische Macht zu qualifizieren
– Ein Kampf zwischen den Erben der Kiewer Rus und der Goldenen Horde?
– Alexander Newski als Schlüsselfigur
– Mongolen und Goldene Horde
– Newskis Zusammenarbeit mit der Goldenen Horde
– Die Eroberung der Rus und die Zerstörung Kiews
– Kiewer Rus: Vom Höhepunkt zur Zerstörung und Wiedergeburt
– Gemeinsamkeiten der Horoskope der Ukraine
–Der Held der Ukraine Wolodimir Selenski
– Die Mongolen und der Aufstieg Moskaus
– Das Mongolische Joch
– Die Entfaltung des russischen Reiches und dessen Gründungsmythos
– Gemeinsamkeiten russischer Horoskope


Kasten: Ein ehemaliger finnischer Geheimdienstoffizier zur russischen Autoritätsgläubigkeit:

  • Russlands strategische Kultur
  • Vier Epochen prägen die Geschichte Russlands
  • Lügen und Bandengarantie
  • Die Grundangst, dass «der Feind vor den Toren steht»
  • Russlands Auftrag gegenüber Europa

Claude Weiss, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die Astrodata AG, welche astrologische Textanalysen anbietet; Präsident des Schweizer Astrologenbundes (SAB) von 1987 bis 2019; gefragter Referent an internationalen Kongressen; Bücher: «Die 28 Mondphasen der Geburt», «Warum wir uns inkarnieren», «Horoskopanalyse» Bd. 1 & Bd. 2, «Karmische Horoskopanalyse», Bd. 1 & Bd. 2, Mitautor der Bücher «Pluto – Eros, Dämon und Transformation», «Die Lilith-Fibel», «Wendezeit 2010–2012», «Visionen einer neuen Zeit», E-Mail: Claude Weiss