Astrologie Heute Nr. 219 (Oktober 2022) - Psychologie
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Astrologie Heute Nr. 219
Oktober 2022

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 219 bestellen
P  S  Y  C  H  O  L  O  G  I  E
 
Kairos und das Sternbild der Luftpumpe
von Barbara und Gert Egert
 

Was sich anhört wie der Titel einer meiner Kolumnen möchte auf etwas hinweisen, das uns Astrologinnen und Astrologen nicht egal sein sollte. Immer wieder entdeckt jemand einen Gesteinsbrocken, und schon beginnt ein Raunen unter den Experten, welche Bedeutung so ein Winzling haben könnte. Astronomen haben ganz andere Sorgen als Astrologen. Die Luftpumpe (Antlia) ist ein Sternbild südlich des Himmelsäquators. Was gibt es von ihm zu berichten, das uns interessieren könnte?
Etwa, dass der hellste Stern Alpha Antliae eine scheinbare Helligkeit von 4,28 mag besitzt und ein dreihundertsechsundsechzig Lichtjahre entfernter, orangefarbener Stern der Spektralklasse K4 III ist. Er dürfte sich gerade, und das ist eine Neuigkeit, zu einem veränderlichen Mira-Stern entwickeln. Am zweithellsten leuchtet Epsilon Antliae, der ebenfalls ein oranger Riese mit dem ähnlichen Spektraltyp K3 ist. Am entgegengesetzten Ende der Luftpumpe befindet sich ihr dritthellster Stern Iota Antliae, der dem Spektraltyp K0 angehört und wie die beiden vorher erwähnten Sterne als oranger Riese leuchtet.

Inspiriert von der sonderbaren Namensgebung des Sternbildes Luftpumpe philosophiert Barbara Egert über die Gefahr des drohenden Tunnelblicks bei Vertretern und Liebhabern eines Fachgebietes wie der Astrologie. Dies äussert sich auch in der Kluft zwischen der heutigen Astrologie und der Astronomie. Oftmals fehlt das Interesse an der Astronomie (von Seiten der Astrologinnen und Astrologen) respektive auch umgekehrt an der Astrologie (von Seiten der Astronominnen und Astronomen).

Den Artikel eröffnet die Autorin mit einer Beschreibung des Erfinders der Luftpumpe, Otto von Guericke. Vertiefend in seine Denke und Lebensaufgaben, relativierte sich ihr Interesse für die Astrologie zunehmend bis hin zu einem Hinterfragen der Kunst der Sterndeutung. Dabei geht es ihr um die Erforschung, ob wir Astrologinnen und Astrologen in einer Art Einseitigkeit gefangen sind. Schliesslich gingen die beiden Wissenschaften erst nach Goethe getrennte Wege.

Grundsätzlich stimmen das astrologische und astronomische Zeitmodell überein, jedoch scheitert unser Verstand in der Regel an der Komplexität der Astronomie. Die Astrologie wirkt dagegen verständlicher, aber auch etwas altmodischer – und doch hat sie Jahrtausende überlebt. Die Autorin hinterfragt, warum dem so ist. Und stösst auf einen Kern, nämlich, dass wir Astrologinnen und Astrologen an eine Beziehung von «Zeit und Ort der Geburt und der seelischen Bestimmtheit» glauben. Spätestens hier sucht ein heutiger Astronom in der Regel das Weite. Es geht also um den Glauben an etwas. Und genau hierin unterscheiden wir uns – jeder glaubt an etwas anderes.

Der nächste Abschnitt handelt von «Zufällen», die auch für C. G. Jung von grossem Interesse waren. Zufälle haben mit Kairos, dem Gott der Zeit sowie Uranus zu tun. Glaubt man an die Bedeutung von Zufällen und an die Bedeutung von Träumen, verlieren sich die klaren Grenzen. Die Welt wird zu einem Ort aus Mischungen und Zwischentönen.

Der Gott des günstigen Zeitpunktes, Kairos, ist denn auch Thema des folgenden Kapitels. Die Frage wird erörtert, warum dieser Gott in der Astrologie keine Rolle spielt, obwohl wir ständig nach dem richtigen Zeitpunkt gefragt werden? Dabei weist die Autorin auf die in der Praxis auftauchenden Schwierigkeiten hin, wenn der genaue Zeitpunkt errechnet wurde und dann an der exakten Umsetzung scheitert.

Danach befasst sich Barbara Egert mit dem Phänomen des Entscheidens. Merkur ist meist sofort zur Stelle für eine verstandesmässige Analyse. Manchmal ist Kairos das richtige Mittel. Oder dessen weibliches Pendant, die Göttin des Schicksals und der glücklichen und weniger glücklichen Zufälle: Tyche. Sie spielt im astrologischen Kontext wie Kairos ebenfalls keine Rolle. Und sie ist, anders als die Götter des Sonnensystems, planetarisch nicht real. Beziehungsweise weiss man nicht, wo Tyche sich real befindet. Kairos entspricht am ehesten dem Uranus. Und so folgt eine berührende Geschichte über ein Paar, das sich wie durch einen Blitzschlag, durch einen günstigen «Zufall», zusammenfand. Es folgen Überlegungen zu uranischen Auslösungen und darüber, dass gewisse Chancen am Schopf gepackt werden müssen oder sie für immer verflogen sind.

Die Autorin schliesst diesen von Augenblicken des Momentes geleiteten Artikel mit Überlegungen, wie plötzliche Inspirationen und Eingebungen den Weg zu uns finden. Was es dazu braucht? Den richtigen Augenblick und jenen magischen Wind, über den wir wenig wissen, aber viel mutmassen.

Aus dem Inhalt:
– Der Einseitigkeit entgegenwirken
– Eine Welt aus Mischungen
– Gott des günstigen Zeitpunktes
– Vom Blitz getroffen
– Berührt vom geheimnisvollen Wind


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV, jahrzehntelange Astrologieerfahrung; Bücher: «Astro-logische Merkwürdigkeiten – Kolumnen» (2017, nur bei Amazon erhältlich), «Wenn die Kindheit Schatten wirft: Beziehungen, Hochsensibilität, Narzissmus» (2014), «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE, E-Mail: Barbara Egert

Gert Egert, Studium der Malerei bei Prof. Kadow in Krefeld, diverse Ausstellungen, lebte und malte in Berlin und Lissabon.