Astrologie Heute Nr. 221 (Februar 2023)
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Astrologie Heute Nr. 221
Februar 2023

Inhaltsverzeichnis
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I N    M E M O R I A M

 

Nachruf auf Klemens Ludwig
 
Zum Tod des DAV-Vorsitzenden, Autors und Tibetkundlers

von Claude Weiss

Obwohl wir bereits seit Frühjahr 2021 wussten, dass Klemens Ludwig an ALS erkrankt war, kam sein plötzlicher Tod am 11. Dezember 2022 als Überraschung.

Er hatte mir wie üblich am Samstagabend noch die Übersetzung des Finanzberichtes von Raymond Merriman für die Woche vom 12. Dezember zugeschickt, mit der Bitte um Durchsicht. Den nur leicht korrigierten Text hatte ich ihm am gleichen Abend vom 10. Dezember zurückgeschickt, ohne zu wissen, dass er nicht mehr die Möglichkeit haben würde, ihn für uns aufs Netz zu stellen.

 
   

Dieser seit bald vier Jahren, jede Woche ausserhalb der üblichen Arbeitszeit stattfindende Dialog mit Klemens, bei welchem es meist um die deutschsprachige Formulierung von Wirtschafts- und Finanznachrichten ging, hat uns nähergebracht. Ich habe Klemens dabei als sehr kompetent, verlässlich und zugleich flexibel erlebt, gerade wenn es darum ging, sich über verschiedene Möglichkeiten der Wortwahl zu einigen. So war ich sehr traurig, als ich durch Benachrichtigung vonseiten seiner Familie von seinem plötzlichen Tod erfuhr. Mich hat auch zutiefst beeindruckt, wie gefasst und frohen Mutes Klemens mit seiner schlimmen Krankheit umgegangen ist. In diesem Sinne war er mir Vorbild für eine abgeklärte und philosophische Haltung dem Tod gegenüber. So kommt es mir vor, mit Klemens Tod einen sehr lieben, weisen Menschen und guten Freund verloren zu haben.

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Klemens Ludwig

23. 12. 1955, 22:55 LT, 21:55 GT
Suttrop, D (51N27, 8E23)
Koch (GZQ: Astro-Databank, A)

 
   

Dabei kannten wir uns noch gar nicht so lange. Auch wenn Klemens seit 2004 in Astrologie Heute Artikel veröffentlichte, begegneten wir uns persönlich erstmals beim 30-jährigen Jubiläum von Astrologie Heute im Oktober 2016 in Zürich. Damals standen wir beide unseren nationalen Astrologie-Organisationen vor, Klemens als erster Vorsitzender des Deutschen Astrologen-Verbandes und ich als Präsident des Schweizer Astrologenbundes. Zum Jubiläum waren die wichtigsten Autoren von Astrologie Heute eingeladen und wir trafen uns alle zu einem gemeinsamen Abendessen. Dabei begegneten sich auch unser damaliger Übersetzer der Voraussagen von Raymond Merriman, Christoph Schubert-Weller, der diese Aufgabe mit den «Voraussagen für 2019» im Herbst 2018 abschloss, und Klemens, der diese Funktion ab Anfang 2019 übernahm und von diesem Zeitpunkt an für die Übersetzung der Voraussagen-Bücher verantwortlich zeichnete. Bei den beiden, die zugleich Autoren von Astrologie Heute waren, handelte es sich um den jetzigen und den langjährigen früheren Vorsitzenden des DAV. Bis zu unserer Begegnung war mir Klemens vor allem als Autor von zahlreichen Artikeln bekannt, die in Astrologie Heute erschienen. Dabei ergibt ein kurzer Durchgang durch die Liste seiner Artikel eine Zahl von vier Dutzend Beiträgen. Ein letzter Artikel hätte sogar in dieser Nummer erscheinen sollen, wäre nicht Klemens’ Tod dazwischengekommen.

Auf den Tod war Klemens offensichtlich vorbereitet. Darüber gibt sein Artikel vom Frühjahr 2019 Aufschluss. In «Astrologie und Tod – Der Hüter der Schwelle und die Transformation», der in Astrologie Heute Nr. 198 erschien, gibt es einige interessante Passagen, die uns Klemens’ Sichtweise zum Tod näherbringen. Er zitiert dazu Platon mit den folgenden Worten:

«Niemand weiss, was der Tod ist, und ob er nicht für den Menschen das grösste ist unter allen Gütern. Sie fürchten ihn aber, als wüssten sie gewiss, dass er das grösste Übel ist.» Hinzu fügt Klemens die Aussage des Schweizer Dichters Jakob Bosshart, der im frühen 20. Jahrhundert schrieb: «Wäre der Tod nicht, es würde keiner das Leben schätzen. Man hätte vielleicht nicht einmal einen Namen dafür». Weiter schreibt er, sich auf Bosshart berufend: «Danach kann der Tod wie eine Abgabefrist für eine Prüfungsarbeit betrachtet werden. Gäbe es diese Frist nicht, würde kaum eine vollendet. Die Frist für eine Arbeit wird bekanntgegeben, vielleicht mit der Option der Verlängerung, aber sie ist kein Geheimnis. Ist diese Frist im Fall des Todes überhaupt erfahrbar? Das heisst, ist der Tod prognostizierbar? Sind seriöserweise Ereignisse überhaupt prognostizierbar?»

In seinem Artikel äussert Klemens die Ansicht, dass es keinen Grund gibt, die Frage nach dem Tod zu tabuisieren; weder in der Astrologie noch darüber hinaus. Nach welchen Kriterien in krisenhaften Situationen eine Entscheidung für oder gegen die endgültige Transformation fällt, entziehe sich menschlichem Verständnis. Es bleibe im Bereich des Neptunisch-Mystischen. Auf die Frage, unter welchen Voraussetzungen der Tod eintritt, zitiert er die Antwort eines Mediums: «Entweder wenn alle Aufgaben im Leben erfüllt sind oder wenn sich eine Person so verstrickt hat, dass sie sich ihnen nicht mehr stellen kann». Als tröstlichen Gedanken gibt uns Klemens zum Abschluss mit: «Der Friedhof ist voll von den Menschen, die glaubten, ohne sie ginge es nicht».


Claude Weiss, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die Astrodata AG, welche astrologische Textanalysen anbietet; Präsident des Schweizer Astrologenbundes (SAB) von 1987 bis 2019; gefragter Referent an internationalen Kongressen; Bücher: «Die 28 Mondphasen der Geburt», «Warum wir uns inkarnieren», «Horoskopanalyse» Bd. 1 & Bd. 2, «Karmische Horoskopanalyse», Bd. 1 & Bd. 2, Mitautor der Bücher «Pluto – Eros, Dämon und Transformation», «Die Lilith-Fibel», «Wendezeit 2010–2012», «Visionen einer neuen Zeit», E-Mail: Claude Weiss