Astrologie Heute - Themen der Zeit

Chaos durch Schicksal und politisches Versagen bei Erdbeben in der Türkei 

von Michael Bruijn

20. Februar 2023

     klicken Sie um das Bild zu vergrössern
   
Fig. 1
Erdbeben bei Gaziantep
6. 2. 2023, 1:17 GT
Türkei (37N05, 37E22)
Placidus
   
    klicken Sie um das Bild zu vergrössern
   
Fig. 2
Beben bei Kahramanmaras
6. 2. 2023, 10:24 GT
Türkei (38N04, 37E11)
Placidus
     klicken Sie um das Bild zu vergrössern
   
Fig. 3
Beben bei Göksun
6. 2. 2023, 12:02 GT
Göksun, TR (38N02, 36E30)
Placidus
     klicken Sie um das Bild zu vergrössern
   
Fig. 4
Recep T. Erdogan
26. 2. 1954, 4:25 LT, 2:25 GT
Istandbul, TR (41N01, 28E58)
Koch

Am frühen Morgen des 6. Februar um 04:17 Uhr Ortszeit erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,8 die Türkei (Fig. 1). Das Epizentrum lag in einem unbewohnten Gebiet unweit der Stadt Gaziantep. Ein zweites Beben der Stärke 7,4 folgte später an diesem Tag um 13:24 Uhr Ortszeit in der Nähe der Stadt Kahramanmaras (Fig. 2). Das dritte starke Beben mit einer Stärke von 6 ereignete sich um 15:02 Uhr in der Nähe von Göksun (Fig. 3).

Die Schäden und die Zahl der Toten (letzte Schätzung vom 20.2.: über 45.000 Opfer in der Türkei und Syrien) sind enorm. Nach der Klassifizierung des US Geological Survey gehören die Schäden des ersten Bebens sowohl wirtschaftlich als auch in Bezug auf die Opfer zur schwersten Kategorie (Code Red). Für das zweite Beben ist die Klassifizierung Orange und für das dritte Gelb (Wirtschaft) / Grün (Opfer).

Unterdessen werden Stimmen laut, ob das Ausmass der Tragödie auf das Versagen der Regierungspolitik zurückzuführen sei. Dies betrifft Neubauten von schlechter Qualität, die durch gross angelegte Korruption und unzureichende Gesetze und Vorschriften ermöglicht werde. Aber auch aufgrund eines systematischen Abbaus von Vorsichtsmassnahmen durch die türkische Regierung. So wurde beispielsweise der eingerichtete Earthquake Council vor Jahren abgeschafft, und die zuvor eingenommenen 40 Milliarden Euro Erdbebensteuer sind inzwischen in die allgemeinen Kassen geflossen. Und das, obwohl allgemein bekannt ist, dass die Wahrscheinlichkeit von Erdbeben in der Region relativ hoch ist: Kontinentalplatten rücken hier zusammen.

Chaos tritt in die konkrete Welt hinein

Wenn wir uns das Horoskop des ersten und schwersten Erdbebens ansehen, fällt einiges auf. Der Aszendent ist 24 Grad Schütze (Fig. 1), ein Gruppenschicksalspunkt (Döbereiner) mit Uranus/Neptun-Qualität: es entspricht einem Schock, einer Lähmung. Neptun selbst steht im funktionalen, konkreten dritten Haus im eigenen Zeichen Fische: Das ort- und zeitlose Chaos tritt in die greifbare Welt des Hier und Jetzt ein. Uranus, Planet der plötzlichen Umwälzungen, beherrscht das Zeichen Wassermann, das das ebenfalls konkrete zweite Haus (Materie im weitesten Sinne) einnimmt. Der Wassermann ist jedoch eingeschlossen: Die Spitze von Haus zwei befindet sich noch im Steinbock, und Pluto steht darauf. Alles, was mit diesem Haus, mit dem Wassermann (und mit dem Herrscher Uranus) zu tun hat, nimmt eine zwanghafte, massive und unkontrollierbare Qualität an. Sowohl die Sonne als auch der Saturn befinden sich ebenfalls in diesem zweiten Haus und zeigen noch einmal die Konkretheit des Ereignisses an. Uranus selbst steht in Haus fünf (Energie, Lebenskraft), in Verbindung mit dem Mondknoten (Schicksal) und auf 15 Grad Stier: Das Leben erfährt einen plötzlichen und fatalen Umbruch. Mit dem MC bei 14 Grad Waage ist die Wirkung von legendärer Qualität. Die Herrscherin Venus befindet sich im oben erwähnten funktionalen dritten Haus, das von Fische und Neptun geprägt ist: die gebaute Umwelt ist dem Chaos zum Opfer gefallen. Ausserdem bildet die Venus in Haus drei ein exaktes Quadrat mit dem Mars im Haus sechs der Lebensbedingungen: Eine plötzliche Änderung dieser führt zu einem Bruch des materiellen und sozialen Bindegewebes. Ausserdem steht die Venus auf zwölf Grad Fische: ein Mars/Pluto-Punkt, der eine Bedrohung für das Domizil und grosse existenzielle Probleme darstellt. Und als wäre das noch nicht genug, ist Mars, Planet der richtungslosen Energie und Aggression, scharf platziert auf zwölf Grad Zwillinge [1]: der Mars/Saturn-Gruppenschicksalspunkt für wiederum existenzielle Zäsur und Existenzkampf. Schliesslich befindet sich Chiron, immer verbunden mit dem Mythos des schuldlos verwundeten Kriegers, genau auf dem Immum Coeli (Spitze Haus vier) von Volk, Heimat und Zuhause.

Uranus und Mondknoten im Epizentrum

Warum ereignete sich an der betreffenden Stelle das erste, schwerste und phänomenologisch richtungsweisende der drei Erdbeben? Eine Erklärung liefern Döbereiners Ortskoordinaten. Nach diesem System hat jeder Ort auf der Erde eine Position, die einer Stufe des Tierkreises entspricht. Das Epizentrum des ersten Bebens liegt bei 12 Grad Stier. Das ist genau der Punkt, an dem der Mittelpunkt des erwähnten Uranus und des Mondknotens zum Zeitpunkt des Bebens zu finden ist. Das Epizentrum des zweiten Bebens liegt bei 2,6 Grad Stier und ist schon etwas weiter von dieser Uranus/Mondknoten-Konjunktion entfernt. Allerdings befindet sich Saturn derzeit im Spiegelpunkt zu dieser Position (bei 26-27 Grad Wassermann), was auf eine Behinderung im weitesten Sinne hindeutet. Das dritte Epizentrum liegt nicht mehr im Stier, sondern bei 22 Grad Widder und steht nicht mehr unter dem direkten Einfluss dieser Konstellation.

Wie sieht es mit der Rolle der türkischen Regierung aus? Wie viel Schaden hätte verhindert werden können, wenn das Erdbebenrisiko weiter oben auf der Verwaltungsagenda gestanden hätte? Das wird Vermutung und Mutmassung bleiben. Niemand kann sagen, wo die Grenze zwischen Schicksal und politischer Fahrlässigkeit liegt. Angesichts der erwähnten administrativen Manöver ist es jedoch wahrscheinlich, dass Präsident Recep Erdogan und seine Regierung zur Rechenschaft gezogen werden.

Das Schicksal verbindet Erdbeben und Erdogan miteinander

Erdogan hat einen Merkur/Venus/Mars/Jupiter-Cocktail in seinem Geburtshoroskop: Expansion, Selbstüberschätzung, aus dem Vollen schöpfen, grosse Ausgaben (zur Veranschaulichung: der von ihm gebaute Präsidentenpalast soll 1100 Zimmer haben und ungefähr 600 Millionen Dollar gekostet haben). Und er hat auch die Tendenz, sozial umstritten zu sein. Derzeit steht die Venus an der gleichen Stelle im Tierkreis wie bei Erdogans Geburt. Das aktuelle Mars-Venus-Quadrat berührt also direkt sein eigenes Komplex der vier genannten Planeten. Damit wird er zweifellos persönliche Erfahrungen mit der Katastrophe sammeln (Synchronizität) und die oben genannten Merkmale seiner Persönlichkeit und seines Verhaltens, die dieser Konzentration entsprechen, werden aktuell ausgelöst.

Erdogans genaue Geburtszeit ist nicht gesichert. Aber mit seiner progressiven Sonne (ein Grad pro Lebensjahr) läuft er ohnehin auf 15-16 Grad Stier zu, wo im April dieses Jahres (wieder) der Unruhestifter Uranus gradgenau zu finden ist. Das deutet für ihn auf eine ereignisreiche Zeit voller Hektik, Funktionsstörungen und (plötzlichen) Veränderungen hin.

 

Anmerkungen und Ergänzungen durch die Redaktion (Claude Weiss):

Die in Fig. 4 für Erdogan zugrunde gelegte Zeit von 4.25 Uhr stammt, gemäss Astro-Databank, von Manfred Gregor, der sie einer türkischen Website entnommen hat. Da jedoch keine präzise Quelle für die Information angegeben wird, ist die Qualifikation der Information als «DD» (Dirty Data) charakterisiert. Gemäss unten stehenden Angaben liefert die angegebene Zeit, wie wir feststellen konnten, allerdings gute Resultate. Dies scheint auch im vorliegenden Fall zu gelten: Mit der angegebenen Zeit von 4.25 Uhr kommt der progressive MC in diesem Jahr nämlich zusätzlich auf 17+ Grad Steinbock zu liegen, eine Stellung, die innerhalb eines Orbs von 1 Grad von Erdogans Radix-AC und progressivem Mondknoten liegt. Im Weiteren wird damit durch den progressiven MC auch Uranus, der auf 19+ Grad Krebs am absteigenden Mondknoten steht, ausgelöst.

Mit der Zeit von 4.25 Uhr stand am Tag des Erdbebens (6. 2. 2023) Erdogans progressive Sonne auf 14.59 Grad Stier, während Uranus auf 15.02 Grad Stier in enger Konjunktion dazu transitierte. Die bogenminutengenaue Konjunktion fand bloss fünf Tage vor dem Erdbeben, am 1. Februar 2023, auf 14.59 Grad Stier statt. Dass sich der Uranus-Transit derart stark manifestierte, hat aber auch mit einer Station zu tun, die der transitierende Uranus am 22. Januar 2023 auf 14.56 Grad ausführte, während die progressive Sonne bogenminutengenau auf der gleichen Stelle stand.

Putsch- und Erdbebengefahr als Uranus-Entsprechungen

Unter solchen Umständen scheint das Titelblatt des «Economist» für die Ausgabe vom 21.-27. Januar 2023, «Turkey’s looming dictatorship» (Die drohende Diktatur in der Türkei), die Zeitqualität gut einzufangen. Am 22. Januar erklärte Erdogan, die kommenden Präsidentschaftswahlen auf den 14. Mai, zusammen mit der Parlamentswahl, ansetzen zu wollen. Dabei musste man befürchten, dass im Falle einer drohenden Niederlage Erdogan zu einem Coup greifen könnte, um die Macht zu behalten.

Nun stellt sich allerdings die Frage, ob der türkische Präsident in Anbetracht möglicherweise recht negativer Wahlaussichten wegen der Erdbeben die Wahlen absagen könnte, um einfach weiterzuregieren. Dies befürchtet zumindest die türkische Opposition, die sich auf einen «drohenden Staatsstreich» gefasst macht. Unter diesen Umständen steht der Türkei nach dem katastrophalen Erdbeben vom 6. Februar, mit Tausenden Nachbeben, leider eine weitere schwierige Zeit bevor.

Ein detaillierter Artikel zum Erdbeben und zu den Implikationen für Erdogan und die Türkei folgt in der nächsten (April/Mai-)Nummer von Astrologie Heute. Hinweis: Die hohe Plausibilität der Geburtszeit von 4.25 Uhr von Erdogan wird durch folgende Artikel in früheren Nummern von Astrologie Heute belegt: «Erdogan auf Putins Spuren – Die demagogischen Entsprechungen der Lunationen vom 10./11. August», Astrologie Heute Nr. 171 (Okt./Nov. 2014, Sternengeflüster, AH Nr. 181, Juni/Juli 2016) und «Erdogan, die Türkei und der Westen: Mit einem solchen Freund braucht man keine Feinde mehr», Nr. 183 (Okt./Nov. 2016).  

 

Fussnote:

[1] Gruppenschicksalspunkte laut Wolfgang Döbereiner.


Michael Bruijn, Betriebswirt (MBA) und psychologisch ausgebildet, ist seit Jahrzehnten als Coach, Mentor und Astrologe tätig. Seine astrologische Ausbildung erhielt er vor allem von Wolfgang Döbereiner. Er führt seine Praxis in Bloemendaal, Niederlande. Siehe https://astropraxis.nl/index.php/deutsch/. Ausserdem hat er einen Online-Service zur Studien- und Berufswahl entwickelt: www.jobhoroscope.com.