Astrologie Heute Nr. 228 (April 2024)
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Astrologie Heute Nr. 228
April 2024

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Astro-logische Merk-Würdigkeiten

Umgang mit irren Chefs

von Barbara Egert

Schon lange muss ich mich nicht mehr mit meinen Vorgesetzten auseinandersetzen, sie ertragen, zum Teufel wünschen oder ermattet hinnehmen. Allerdings ist «ermattet» die schlechteste Voraussetzung, ein Chefsekreta­riat zu leiten. So war ich nun immer am Wochenende matt und mit Spannungskopfschmerzen gesegnet, und ab Montag ging das Karussell von vorne los. Oftmals habe ich mich gefragt, warum gerade ich, die immer gerne gearbeitet hat und von den meisten Vorgesetzten sehr geschätzt wurde, meine letzten berufstätigen Jahre mit solchen teils skurrilen, irren, jedoch leider auch unerträglichen Vorgesetzten verbringen musste. Ich erklärte meiner Kollegin, dass die einen Kindheitsschaden haben, was sie ausgesprochen lustig fand. Ich meinte es aber ernst.

Nun erschien Ende vergangenen Jahres in DER SPIEGEL ein Beitrag mit der Überschrift «Umgang mit toxischen Chefs – Mindestens die Hälfte ist leicht irre, es gibt aber auch schwere Fälle» und dem Untertitel «Wie man mit irren Chefs umgehen sollte – und wann nur die Flucht hilft». So einfach ist das nicht, Herr Hesse (Autor), man kann mit sechzig Jahren nicht einfach die Flucht ergreifen und eine Kündigung provozieren! Also Augen auf und durch und Strategien mit Selbstschutz-Massnahmen ersinnen. Es waren nicht der im ICE vergessene Mantel, die verlorenen Smart­phones und Schlüssel oder seine brennende Zigarette im Papierkorb – er warf sie einfach hinein –, das Hauptproblem. Ebenso wenig waren es Anrufe vom Flughafen München beispielsweise mit Fragen wie «Was er denn da jetzt soll, wohin er müsse?» Es stehe alles im Reiseplan, und die Unterlagen für die Besprechung seien dort auch zu finden. Die Mappe habe er wohl im Taxi zum Flughafen vergessen, ich solle sie ihm sofort per UPS schicken. Nein, es waren die unterschwellig abgeschossenen Giftpfeile, die jeden trafen, der sich in seine Nähe traute. Da ich nur durch ein Zimmer von ihm getrennt war, landeten sein Zynismus und seine unberechenbaren Anwandlungen bei mir.

Psychopathen kann man medizinisch behandeln, die meisten gehören eingesperrt, aber wie entgiftet man einen toxischen Chef, der auch noch seine Sonne mit Merkur und Mars in Skorpion (!) hatte (und in meiner Erinnerung zudem eine Mond/Saturn-Verbindung)? Auch ohne Geburtszeit kann man sich schon ausmalen, wie Pluto hier seine Macht demonstriert. Was einem Täter erst richtig Spass macht, sind die Verrenkungen seiner Opfer. Häufig kamen Angestellte niedergeschlagen aus dem Allerheiligsten, wo der Herrscher hinter seinem Schreibtisch thronte. Nur mit mir hatte er nicht gerechnet: Lächelnd nahm ich seine Frechheiten zur Kenntnis und antwortete amüsiert ironisch, zuckte mit den Schultern und gab auch noch Widerworte. Kein Wunder, dass er mich nicht mochte (zu selbstbewusst), und ich ihn sowieso nicht.

Wie kann ein gestandener Mann mit einer hervorragenden Berufslaufbahn so wenig souverän sein und seinen Mangel öffentlich kompensieren? Interessant hierbei: als der allerhöchste Boss aus dem Mutterkonzern anreiste, räumte er seinen ansonsten chaotischen Schreibtisch so auf, dass kein Vorgang, kein Blatt mehr zu sehen war. Nach oben buckeln, nach unten treten. Wessen Geistesgrössen sind solche Professoren?

Er und sein Nachfolger (noch schlimmer, obwohl das kaum geht) redeten mich zeitweilig mit «Madame» und «gnädige Frau» an oder unterschwellig vergiftet mit «Sind sie so liebenswürdig, Gnädigste…». Machte ich einen Fehler, dann war die Freude gross und mir wurde eine Strafrede gehalten. Ich lächelte und antwortete: «Na so was, tss tss tss…»! Und dann kam die Rache: Schreiben sie sofort das Protokoll, buchen sie gleich diese Flüge, geben sie mir augenblicklich die folgenden Herren ans Telefon und beantworten sie umgehend die letzten E-Mails. Alles auf einmal also. Bitte und Danke sind bei diesen Irren nicht zu erwarten. Wenn ich auf Nachfrage antwortete, er habe ein Geduldsproblem, erntete ich einen wütenden Blick. Am meisten amüsierte mich, als ich in einem Schreiben an die Regierung das Bundeskanzleramt mit den Initialen BKA (Bundeskriminalamt!) abkürzte. Mein Chef war «not amused»…

Während eines Gespräches mit meinem Mann über Lilith meinte er, die können die Lilith in dir nicht ertragen, guck dir doch mal deine Fotos von den Empfängen und Konferenzen an, was du da ausstrahlst! Die Lilith steht bei mir in Skorpion im ersten Haus, im Quadrat zu Pluto und Trigon zum aufsteigenden Mondknoten. Ich war (bin) also diese dunkle Frauengestalt, die mit den Waffen der Frau (oder meines dominanten Merkurs) männermordend in Sekretariaten mit toxischen Chefs ihr Unwesen getrieben hat. Soviel ich weiss, haben sie mich überlebt…


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV, jahrzehntelange Astrologieerfahrung; Bücher: «Astro-logische Merkwürdigkeiten – Kolumnen» (2017, nur bei Amazon erhältlich), «Wenn die Kindheit Schatten wirft: Beziehungen, Hochsensibilität, Narzissmus» (2014), «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE, E-Mail: Barbara Egert