Ebertins Pionierarbeit in der Astromedizin
Reinhold Ebertin:
Anatomische Entsprechungen der Tierkreisgrade
Pb., 110 S., € 16,95; Astronova Verlag, D-Tübingen 2024
Bestellbar über www.astronova.de
Reinhold Ebertin (1902 – 1988) zählt zu den wegweisenden Pionieren, die in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Astrologie ein Stück weit salonfähig gemacht haben, nachdem sie zuvor in den Niederungen der Jahrmarktsattraktionen versunken gewesen war. Als Begründer der Kosmobiologie wie auch als Fachautor hat er sich einen klangvollen Namen gemacht, weit über die deutschsprachigen Länder hinaus.
Eines seiner Werke ist Anatomische Entsprechungen der Tierkreisgrade, das nun erneut aufgelegt wird. Es ist ein Reprint früherer – teilweise noch hektographierter – Fassungen, gleichzeitig eine Bearbeitung von Aufzeichnungen, die seine Mutter Elsbeth Ebertin, ebenfalls eine bekannte Astrologin, jahrzehntelang zuvor gesammelt hat.
Den ersten Teil des Bandes bildet eine – etwas anekdotisch und fragmentarisch geratene – Auflistung astromedizinischer Diagnosen zu den verschiedenen Tierkreisgraden. Dem schliesst sich eine tabellarische Übersicht an, der wir z.B. entnehmen, dass 19 Grad Zwillinge dem Kehlkopfmuskel entspricht, während 13 Grad Steinbock dem linken Kniegelenk zugeordnet wird. Es folgt ein Aufsatz über «Die Entwicklung langwieriger Leiden», in dem auch auf das Kosmogramm des Schauspielers Gary Cooper eingegangen wird, sowie ein alphabetisches Register der anatomischen Entsprechungen.
Das Buch wendet sich vor allem an eingefleischte Anhänger der Kosmobiologie, stehen deren spezifische Techniken (90 Grad-Kreis, Strukturbilder etc.) doch stark im Vordergrund. Durch die informativen Tabellen spricht es jedoch auch Interessierte anderer Schulen an. Sie können sich in der Praxis selbst ein Bild davon machen, wie stimmig die Entsprechungen sind.
Hält man das schmale aber gehaltvolle Büchlein in Händen, so fällt auf, dass die Astro-Szene heute nicht mehr so reich an Gestalten wie Ebertin ist – Persönlichkeiten, die mit unermüdlichem Forschergeist sowie intellektuellem Scharfblick neue Techniken und Methoden erfanden, zugleich akribisch ihr Fachgebiet vermessten und damit die Basis schufen für eine moderne, zeitgenössische Astrologie. Umso wichtiger, dass die «Alten» auch heute noch zu Worte kommen.
–Jörg Petersen
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Das Horoskop auf neue Weise erfahren
Jana Kubatzkin
Stadtbummel durch dein Horoskop
Häuser und Planeten mit anderen Augen sehen
Pb., 289 S., € 26,– / sFr. 32.90 fPr; Chiron Verlag, D-Tübingen 2024
Bestellbar über www.chiron-verlag.de
In dem vorliegenden Buch Stadtbummel durch dein Horoskop geht es darum, das Horoskop bildhaft als eine Stadt mit Stadtvierteln und Bewohnern darzustellen und zu deuten. Die ursprüngliche Idee hatte Jana Kubatzki gemeinsam mit ihrem Kollegen Torsten Wernecke. Die beiden haben die Metapher der Astro-City umgesetzt.
Der Stadtbummel durch das Horoskop wird systematisch angeleitet, indem zuerst die Häuser als Stadtviertel in den jeweiligen Tierkreiszeichen gedeutet werden. Der Rundgang beginnt am Stadttor, dem Aszendenten und führt dann weiter ins Bankenviertel, dem zweiten Haus. Das dritte Haus entspricht dem Marktplatz.
Auf diese Weise führt uns die Autorin durch das gesamte Horoskop und seine Lebensbereiche. Sie gibt für jeden Lebensbereich und für jedes Tierkreiszeichen einen Text und immer noch zusätzlich eine konkrete Entsprechung. Dadurch wird das Buch zu einem Nachschlagewerk, in dem man zu jedem Haus dem jeweiligen Tierkreiszeichen entsprechend nachschlagen kann und lesen kann, was es in der jeweiligen Kombination aus Haus und Zeichen bedeutet. Zum Beispiel beschreibt Jana Kubatzki das fünfte Haus beginnend im Krebs als Vergnügungsviertel mit Kuschelfaktor. Es gibt Sofas, romantische Plätze, Angebote für Familien und Ähnliches. In diesem Stil führt sie uns durch alle Häuser und Tierkreiszeichen.
Daraufhin werden ausführlich die Planeten als Bewohner der Stadt beschrieben, hier aufgeteilt in die Lebensbereiche und Tierkreiszeichen. Der Sonne entspricht die Regierung, dem Mars der Verteidiger, dem Merkur, der Reporter oder Berichterstatter, und so weiter.
Den Abschluss bildet die Autorin mit vier Beispielhoroskopen von Prominenten, um zu zeigen, wie man die Astro-City auf das Geburtshoroskop praktisch anwenden kann. Besonders wertvoll ist die Liste auf Seite 286 f., die zum Selbstausfüllen gedacht ist. Hier findet der Leser, die Leserin ein Formular, um die eigene Astro-Stadt-Karte praktisch umzusetzen und zusammenzustellen.
Jana Kubatzki hat mit diesem Buch einen neuen Zugang zum Horoskop geschaffen, der sowohl für Anfänger als auch für Profis eine wertvolle Lektüre ist. Ich kann die Lektüre sehr empfehlen und war selbst überrascht, welche neuen Einblicke sich bei der Anwendung ergeben können. In der Beratung ist die Astrostadt ein nützliches Instrument, um den Klienten das Horoskop auf anschauliche Weise nahezubringen.
– Ute Flörchinger
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Ein Meilenstein in der seriösen Chirologie
Charlotte Wolff, Manfred Magg:
Professionelles Handlesen
Studien der Surrealisten in Paris mit Biografien und Horoskopen
Pb., 286 S., 150 Abb., € 26,– / sFr. 32.90 fPr.; Chiron Verlag, D-Tübingen 2024
Bestellbar über www.chiron-verlag.de
Das Buch Professionelles Handlesen setzt sich aus drei Quellen zusammen: Erstens, Charlotte Wolffs «Studies in Hand-Reading» aus dem Jahr 1936, übersetzt aus dem Englischen von Manfred Magg. Zweitens, Ergänzungen von Magg in Form von Horoskopen, biografischen Angaben und astro-chirologischen Deutungen. Und drittens, ein Beitrag über das Handlesen, der 1935 in der Surrealisten-Zeitschrift Minotaure (Ausgabe 6) erschien und ebenfalls von Magg (aus dem Französischen) übersetzt wurde.
Nebst den von Wolff gedeuteten Handabdrücken von bekannten Surrealisten sind noch weitere Handabdrücke erläutert. Hilfreich sind ihre Zeichnungen der Handabdrücke, welche die wesentlichen Elemente deutlich und nachvollziehbar aufzeigen, was wegen der Qualität der Handabdrücke meist nicht direkt möglich ist.
Die Übersetzung von Magg macht den Eindruck, dass er nahe am Original bleibt und Aussagen von Wolff ungeschönt stehen lässt, wie zum Beispiel, dass bei unharmonischen Handformen und Linien dies oft direkt als Störung des menschlichen Drüsensystems diagnostiziert wurden, was aus heutigen Standards nicht mehr ohne medizinische Untersuchungen zulässig ist. Auch ihre Vergleiche von in der Hand einfach strukturierten Personen mit Primaten ist in der gegenwärtigen Chirologie nicht mehr vertretbar. In späteren autobiografischen Angaben von Wolff erläutert sie, dass sie nachträglich ihre Deutungen der Hand nicht rational begründen konnte und sie viele treffende Ereignisse aus der Vergangenheit der Klienten intuitiv erfasst habe, sodass der Titel «Professionelles Handlesen» eher andere Erwartungen erweckt.
Die Ergänzungen von Magg zu den Surrealisten machen es für Astrologen ohne Hintergrund im Handlesen dennoch zu einer interessanten Lektüre, es sind Namen wie André Breton, Maurice Ravel, Max Ernst, Aldous Huxley, Man Ray und weitere vertreten. Das gesamte Material im Buch beleuchtet einen wichtigen Entwicklungsschritt hin zur modernen, psychologisch orientierten Chirologie, zu dem Wolff einen bedeutenden Beitrag geleistet hat.
– Rolf Baltensperger
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