Astro-logische Merk-Würdigkeiten
Damals...
von Barbara Egert
Schaut man etwas genauer hinter die Kulissen seiner frühen Jahre und reist, von einem Duft oder Song verführt, in seine verklärte oder geschmähte Vergangenheit, tauchen Bilder in einem auf, die längst vergessen schienen: Bilder einer sonnigen Welt, weit entfernt von der, in der man jetzt lebt und in der man sich oft nur noch gefangen fühlt. Gerne übersieht man alles Dunkle, das es damals auch gab. Und wie farbig malte man sich einst die Zukunft aus! Nichts schien unmöglich, die Welt lag einem zu Füssen. Hätte man sein Umfeld damals astrologisch betrachten können, was hätte man voller Staunen gesehen? Einen unbändigen Mars, der sich zu allem fähig fühlte. Eine Expedition zum Nordpol unternehmen und mit den Eisbären tanzen? Kein Problem! Man verachtete jeden, der einem erzählen wollte, «die Welt sei komplex und undurchschaubar», anstatt sich die Mühe zu machen, einen wirklich zu verstehen.
Die Familie ist nun mal ein Sammelsurium aus Eltern mit oder ohne Kinder, Grosseltern väter- oder mütterlicherseits, reichen Neffen und verarmten Tanten. Da gibt es den untergetauchten reichen Onkel aus Amerika, den jeder gern beerben würde, das schwarze Schaf und einen, «der es mit den Nerven hat». Natürlich gibt es unendlich viele Ahnen. Über solche Ahnen wird immer wieder getratscht, gemunkelt und geflüstert, denn sie waren anders, als man es sich gewünscht hätte. Wie soll man da astrologisch noch den Überblick behalten?
Die Schule des Lebens beginnt im Haus der Eltern. Und was lernt man dort? Die Etikette der gesellschaftlichen Schicht, der man entstammt, zu beachten. Früh schon erlernt man die Kunst der Verstellung, um nicht anzuecken und unangenehm aufzufallen. Es gilt, Widerworte zu vermeiden und im Interesse des internen Familienrechts auf eine abweichende Meinung zu verzichten. Verlässt man die Sphäre des Elternhauses und besucht die Verwandtschaft, egal ob zweiten oder dritten Grades, sind gewisse Regeln zu beachten. Es ist noch gar nicht lange her, dass man, wenn einem ein Stück Kuchen angeboten wurde, sagen musste, man sei leider schon satt. Die Verwandtschaft könnte ja meinen, man nage am Hungertuch.
Ein Kind ist unbesiegbar, solange es auf einen Zauber vertraut, den es später jedoch leider verlernt: Jeder Stein, jede Muschel, eine unscheinbare Puppe – alles kann magisch aufgeladen sein. Astrologisch benutzt es für diesen Zauber eine Mischung aus Mond, Venus und Neptun. Für den, der auf diese Weise zaubert, aus der Sicht des Kindes also, ist das Leben der Erwachsenen eine einzige Regression.
Da es die tyrannische Macht des Geldes noch nicht durchschaut, aber früh schon lernt, lediglich durch lautes Schreien jeden tyrannisieren zu können – Pluto erwacht! –, fragt es sich nämlich schon bald, warum
Erwachsene solche riesigen Umwege auf sich nehmen, um glücklich zu werden. Einige, die nicht wieder «werden müssen wie die Kinder», sind die Künstler, da sie ewig Kinder bleiben: neugierig, sorg- und hemmungslos ehrlich. Aus irgendeinem Grund kann man sie nicht domestizieren. Zum Glück, weil ihre Art zu leben das Machtgehabe jedes ach so Würdevollen herzerfrischend ad absurdum führt. Und nicht selten sind genau sie die schwarzen Schafe in der Familie.
Eine Kindheit, fast zu schön, um wahr zu sein. Denn es kann auch ganz anders kommen: Die Mutter, gefangen im Drama ihrer eigenen Kindheit (Mond/Saturn, Mond/Uranus und Chiron), wird dem Kind ihre eigenen Zweifel und Ängste mitgeben. Der Vater, immer noch traumatisiert durch sein eigenes katastrophales Elternhaus (Sonne/Saturn, Sonne/Pluto und Chiron), wird es verunsichern, und seine Geschwister werden es lieben oder tyrannisieren (drittes Haus). Es befindet sich inmitten eines Labyrinths und wird alle Kraft der Welt brauchen, um diesem zu entkommen und hoffentlich einen Astrologen finden, der ihm hilft, den richtigen Weg zu sich selbst zu entdecken!
Viel später wird dieses Kind, von Uranus beflügelt und gemeinsam mit Neptun, in Woodstock den Traum von Güte, Liebe und Gerechtigkeit träumen. Jede Generation hat ihr eigenes Woodstock, diese Mischung aus Neptun, Uranus und natürlich Mars, die stets an der Auflehnung gegen jede Art von Establishment beteiligt sind.
Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV, jahrzehntelange Astrologieerfahrung; Bücher: «Astro-logische Merkwürdigkeiten – Kolumnen» (2017, nur bei Amazon erhältlich), «Wenn die Kindheit Schatten wirft: Beziehungen, Hochsensibilität, Narzissmus» (2014), «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE, E-Mail: Barbara Egert