Gelungenes Plädoyer für eine eigenständige Astrologie
Richard Vetter:
Astrologische Erkenntnistheorie
Pioniere neuzeitlicher Astrologie
Pb., 90 S., € 16,95; Astronova Verlag, D-Tübingen 2024
Bestellbar über www.astronova.de
Mit Astrologische Erkenntnistheorie ist Richard Vetter ein echter Wurf gelungen. Nicht nur, dass das Buch seinem Titel gerecht wird und eine anspruchsvolle Einführung in die Art und Weise des astrologischen Funktionierens liefert – nein, es ist obendrein ein brauchbares Vademekum für jeden astrologisch Tätigen, der schon immer nach den richtigen Argumenten gesucht hat, mit dem man Zweiflern und Gegnern entgegen treten kann.
Vetter beginnt sein Buch mit einem Blick auf die Psychologie. Er arbeitet die Dichotomie zwischen natur- und geisteswissenschaftlicher Seelenkunde heraus und favorisiert eindeutig letztere als geeignete Form, dem Menschen als Subjekt gerecht zu werden. Huldigt die Naturwissenschaft nämlich dem Götzen Statistik und läuft somit immer wieder in die Irre, begreift die geisteswissenschaftliche Psychologie den Menschen ganzheitlich und damit individualistisch-persönlich.
Zudem macht Vetter am Beispiel des Paradigmenwechsels (Thomas S. Kuhn) deutlich, wie fragwürdig die Grundlagen wissenschaftlichen Denkens sind, eine «wissenschaftliche Objektivität» somit niemals gegeben ist.
Es schliesst sich ein furioses Plädoyer an: Vetter spricht sich dafür aus, dass der Astrologe eigenständig und mainstreamkritisch bleiben müsse, sich nicht den etablierten Wissenschaften anpassen und schon gar nicht ihrem Dogma unterwerfen solle. Stattdessen beschreibt er die spezifischen astrologischen Erkenntnisprozesse; basierend auf Symbolbildern, Klientengesprächen und Medialität. Danach formuliert er zwölf Antithesen zur Beweisbarkeit bzw. Wissenschaftlichkeit der Astrologie.
Abschliessend skizziert er ein eigenes astrologisches Paradigma, d. h. eine Reihe von Grundannahmen und Implikationen, die seiner Meinung nach für die Kunst der Sternendeutung entscheidend sind. Und er porträtiert die astrologischen Pioniere Marsilio Ficino (1433 – 1499), Paracelcus (ca. 1493 – 1541) sowie Johannes Kepler (1571 – 1630).
Besonders erfreulich an dem Buch ist, wie selbstbewusst sich der Autor von der Vereinnahmung durch die Wissenschaften abgrenzt, sowie der explizite Gottesbezug, den Vetter – zu Recht! – der Astrologie zuweist. Ein rundum gelungenes Buch. Kompliment, Herr Autor!
–Jörg Petersen
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Anregungen zur philosophischen Erforschung der Astrologie
Christian Sollmann
Mythos der Tierkreiszeichen
Der Wandel von Eros und Nyx im Tierkreis
Pb., 224 S., € 29,95; Astronova Verlag, D-Tübingen 2024
Bestellbar über www.astronova.de
Christian Sollmann stellt mit seinem Werk Mythos der Tierkreiszeichen eine tiefgründige Betrachtung des Horoskops vor. Dabei erforscht er die mythologischen Hintergründe aller Faktoren und zeigt auf, welche Wirkung die Tierkreiszeichen als Gesamtgefüge haben, wobei der Schwerpunkt auf dem Zyklus des ewigen Werdens und Vergehens liegt. Er will, auf der Suche nach dem Anfang und dem Ende, ergründen, woher unser Weltgeschehen stammt.
Anhand zahlreicher Fotos und Grafiken veranschaulicht der Autor sein Denkmodell, bei dem er auch die alchemistische Trinitätslehre, die Tria Principia, von Paracelsus miteinbezieht. Diese besagt, dass sich «drei Dinge» – Sulphur, Sal und Mercurius – «auf vier Elemente verteilen», die ähnliche Entsprechungen in der christlichen Lehre (Vater, Heiliger Geist, Sohn) haben.
Durch die Beziehungsachse wird das Horoskop in den oberen Weg, den Bestimmungsweg, und den unteren Weg, den Phänomensweg, geteilt, die wiederum Bezug zu den ursprünglichen Elementen Feuer und Wasser haben, die alles Subtile bedingen.
Sollmann macht deutlich, dass nirgends nur eine Kraft allein wirkt, sondern dass alles ein ewiges Fliessen ist – voller Widersprüche und im ewigen Wandel, was durch den lebendigen Tierkreis und das individuelle Horoskop seinen Ausdruck findet und unser Leben bestimmt. Der Autor möchte «dem Himmel durch Bildwerdung einen Ort auf Erden geben» und festhalten, dass am Anfang alles gleichzeitig geschieht. Ich finde, das ist ihm gelungen, denn dieses komplexe Werk stimmt sehr nachdenklich und regt dazu an, sich in die grossen Zusammenhänge zu vertiefen, astrologische Kenntnisse zu erweitern und zu philosophieren.
–Beatrix Braukmüller
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Der Tierkreis als eine «Theorie von Allem»
Christoph Schubert-Weller:
Weltformel Tierkreis
Grundstruktur der astrologischen Menschenkunde und Weltdeutung
Pb., 109 S., 16 Tabellen, € 18,95; Astronova Verlag, D-Tübingen 2024
Bestellbar über www.astronova.de
Den Tierkreis als Weltformel betrachten? Welch ein Gedanke, ebenso kühn wie naheliegend!
Kühn deshalb, weil der Begriff Weltformel – zumindest in Physik und Mathematik – eine widerspruchsfreie Reduktion aller Naturphänomene auf eine einzige Formel bedeutet, im weitesten Sinn somit eine «Theorie von Allem» ist – ein Gedankenexperiment, dem sich z.B. Albert Einstein bis zu seinem Lebensende gewidmet hat.
Naheliegend wiederum, da uns der Tierkreis immer wieder vor Augen führt, wie darin tatsächlich die Vielfalt des Lebens in eine stimmige Form gegossen wird.
Christoph Schubert-Weller wagt mit Weltformel Tierkreis demnach eine philosophische Untersuchung, an der sich schon ganz andere die Zähne ausgebissen haben. Er wird dem hohen Anspruch aber durchaus gerecht. Wenngleich er freilich selbst einräumt, einen eher «verschwenderischen» Gebrauch des Begriffs zur Basis zu legen.
Ausgehend von grundsätzlichen Überlegungen (Heraklit, Biblischer Schöpfungsbericht, Zenon und sein Schildkrötenparadox), führt er uns durch die Zahlensymbolik des Zodiaks, erläutert dessen Erzählstruktur am Beispiel des Jahreslaufs und landet schliesslich bei den Dekanen bzw. der Frage, wie sich Leib, Seele und Geist im Tierkreis widerspiegeln. Kurze Abstecher zu den Fixsternen und zur Ufologie runden das Büchlein ab. Alles sehr versiert geschrieben und ab und an mit einem Schuss Humor versehen. Besonders gelungen sind die Passagen, in denen Schubert-Weller die Feste des Kirchenjahres untersucht sowie seine Interpretationen der christlichen Gebete.
Schade nur, dass die Bibliographie im Anhang lückenhaft ist, so dass man bisweilen rätseln muss, auf welches Werk im Text verwiesen wird. Hier wäre ein wenig mehr Sorgfalt schön gewesen.
Ob sich dem Leser schlussendlich der Tierkreis tatsächlich als Gleichung aller Dinge (Zodiak = Welt) erschliesst, mag jeder selbst entscheiden. Auf jeden Fall gilt: Ein ambitioniertes Buch, zu einem mehr als spannenden Thema!
– Jörg Petersen
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