E D I T O R I A L
Viele von uns zieht es nach vorn, zum Aufbruch ins Neue. Aber die Verlangsamung der letzten Wochen hält an – und so mahnt der Herbst zur inneren Klärung und Neubewertung: Fast alle Langsamläufer bewegen sich rückwärts, nur Jupiter, noch bis 11. November direktläufig, und Pluto, der ab 14. Oktober wieder vorwärts läuft, bilden Ausnahmen. Solche Zeiten verlangen Geduld, Ausdauer und Flexibilität – und bereiten den Weg zur Neuorientierung im Frühjahr 2026 vor – eine Schwelle zu einem Gezeitenwechsel. [S. 4 ff.]
Vor diesem Hintergrund setzten die beiden Herbst-Finsternisse der Saros-Serie 9 Süd Akzente – mit einer Wirkung, die noch Monate nachhallt. Die Wiederkehr dieser Saros-Familie markierte in der Vergangenheit stets historische Wendepunkte. Gerade die Sonnenfinsternis vom 21. September stand unter grossem Vorzeichen: Sie fiel mitten ins Spannungsfeld des Saturn/Neptun-Zyklus – jener Achse, auf der Ideale zu Prüfsteinen werden. Mit den Horoskopen von Brüssel, Bern und Berlin verdeutlicht der Mundanastrologe Claude Weiss die Brisanz: Neumond im 5. Haus gegenüber Saturn/Neptun im 11. – die Auseinandersetzung zwischen autokratischem Führungsanspruch und den Grundsätzen der Völkergemeinschaft, die ins Wanken geraten. In der Schweiz entfaltete sich die Symbolik in aller Schärfe: Missverständnisse, verletzte Egos und resultierende «Straf-Zölle». Die Finsternis berührte darüber hinaus die Venus in den Horoskopen verschiedener EU-Länder – ja sogar des Euro und der Nato. Verträge, Wohlstand, Währungen – all das steht auf dem Prüfstand und damit die Frage, wie Europa seine Rolle neu definiert. [S. 8 ff.] Die Mondfinsternis vom 7. September 2025 beleuchtet Claude Weiss in ungewohnter Weise: Er verknüpft die von Federico Flueckiger herausgearbeiteten Deutungsvorschläge für die Mondfinsternisse dieser Serie – basierend auf der zugehörigen lunaren Muttereklipse aus dem Jahr 1304 – mit Beobachtungen zur aktuellen Zeit. So spannt sich ein Bogen von mittelalterlichen Machtkämpfen bis zu heutigen geopolitischen Verwerfungen, mit konkreten Bezügen zur Schweiz und zur EU. Dabei kristallisierte sich eine ungemütliche Dynamik heraus: «Wieder setzen sich die Mächtigen über die Schwächeren durch, ohne sich an die Regelwerke des Völkerrechts zu halten.» [S. 22 ff.]
Wie deutlich «karmische» Verstrickungen auch vor der Weltpolitik nicht Halt machen, zeigt das Beziehungsgefüge zwischen Selenski, Trump und Putin. Verena Bachmann geht ab S. 46 der Frage nach, was «karmische Beziehungen» grundsätzlich sind und wo sich im Horoskop astrologische Hinweise darauf finden. Dabei geht es oftmals um alte Geschichten, die uns bis in die Gegenwart begleiten und sich jetzt als Entwicklungsaufgaben stellen.
Wie alte Geschichten uns weiterführen, so offenbart auch die Natur ihren Wandel: Der Rückzug der Kräfte in die Wurzeln, das Verfärben und Fallen der Blätter rufen die Erinnerung wach, dass jeder Abschied zugleich ein Anfang ist. Am Himmel klingen die Eklipsen nach – getragen von uralten Mutterbildern, solar und lunar, die alte Geschichten heraufbeschwören. Dank unseres reifenden Bewusstseins erblicken wir neue Durchgänge und so wird 2025/26 zu einer Schwelle, auf der Vergangenes sich wandelt und wir das Kommende mit Kraft, Zuversicht und Verbundenheit mitgestalten mögen.
Barbara Kissling
Redaktorin
Barbara Kissling, geb. 1975, geprüfte Astrologin SFER; seit April 2021 Redaktionsleiterin ASTROLOGIE HEUTE; astrologische Beratungspraxis in Baden (AG) und Online; Studium der Persönlichkeitspsychologie (lic. phil. I); seit vielen Jahren Auseinandersetzung mit alternativen Heilmethoden und Bewusstseinsschulung; langjährige Erfahrung in Personalentwicklung und Erwachsenenbildung (E-Mail: Barbara Kissling)