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Der niederländische Astrologe Erik van Slooten ist tot. Er starb im Alter von 83 Jahren am 10. November nach kurzer Krankheit im Beisein seiner Frau Sonja in einem Münchner Krankenhaus.
Sonja bat mich, keine astrologischen Details zur Todesstunde zu besprechen, es ist zu persönlich. So viel aber sei gesagt: Er starb friedlich, und das war auch an den Transiten zu erkennen.
Erik war einer der ganz Grossen seines Fachs, der klassischen Astrologie. Seine ganze Leidenschaft aber galt dem Bereich der Stundenastrologie. Als er damit in Berührung kam, so erzählte er mir einmal, wusste er sofort, dass das seine Art der Astrologie war, die er praktizieren und unterrichten wollte. Klare Fragen, präzise Antworten und die Technik faszinierten ihn.
Die Liebe zu Italien teilte er mit seiner Frau Sonja. Sie studierte ebenfalls Philosophie und wurde Astrologin auf dem Gebiet der klassischen medizinischen Stundenastrologie. 1968 heirateten sie und in den folgenden Jahren fuhren die beiden Abenteuerlustigen in den Sommerferien immer mit einem Scooter von Holland nach Süditalien. Seither wohnten sie mehrere Wochen im Jahr bei italienischen Freunden.
1982 zog das Ehepaar nach Deutschland. Erik arbeitete an der Europäischen Schule als Grundschullehrer, ausserdem unterrichtete er dort in den höheren Klassen Philosophie.
Die Astrologie begleitete ihn dabei immer, aber zum Mittelpunkt seines Lebens (neben Sonja), wurde sie erst ab 2002, als er in Frührente ging. Nun hatte er Zeit, sein astrologisches Wissen weiterzugeben. Er tat dies mit grosser Leidenschaft in Holland, Italien und Deutschland. Er trat dem Deutschen Astrologenverband bei, wurde geprüfter Astrologe DAV. Im Frühjahr 2008 wurde der Arbeitskreis Traditionelle Astrologie (ATA) von niederländischen, österreichischen und deutschen Astrologen gegründet, der zehn Jahre bestand. Erik gehörte mit zu den Gründungsmitgliedern. Lange Zeit gab es auch einen sehr beliebten «Stammtisch Stundenastrologie» in München unter seiner Regie.
Erik setzte sich – manchmal auch sehr vehement – für seine Ansichten und Überzeugungen der Klassik und der Stundenastrologie ein. Es gelang ihm eine Art Versöhnung zwischen klassischer und westlicher Astrologie. Die Stundenastrologie wurde wieder «hoffähig», durch ihn wurde sie in Deutschland etabliert. Für dieses Verdienst und seinen grossen Einsatz erhielt er 2014 den Goldenen Jupiter vom DAV.
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Erik van Slooten
28. 7. 1942, 18:10 LT, 16:10 GT
Eindhoven, NL (51N27, 5E28)
Koch (GZQ: Astro-Databank, AA)
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Legendär und unvergessen sind seine Auftritte im Astro-Kabarett des deutschen Astrologenverbands.
Im Laufe seiner Astrologie-Laufbahn schrieb Erik zahlreiche Artikel, auch in Astrologie Heute, wo er eine ständige Kolumne mit Fallbeispielen hatte. Ausserdem veröffentlichte er elf Bücher (Chiron Verlag), viele von ihnen wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Eines davon, sein letztes, war eine Würdigung an seinen Vater Jakob, der ebenfalls Astrologe war. Der hatte das Buch einst geschrieben, Erik überarbeitete es vollständig und veröffentlichte es erneut 2022. «Die Mondphase der Geburt» wurde wie alle seine Bücher ein grosser Erfolg.
Erik gab Seminare, Vorträge und Workshops. So war er auch Referent an meiner Schule. Er war ein begnadeter Lehrer. Klar, präzise, humorvoll und ungeheuer erfahren. Mit seiner Löwe-Sonne zog er sofort alle in seinen Bann. Er liebte den Unterricht – seine Bühne. Einmal kam er trotz angebrochenen Wirbels zum Unterricht, kurz vor einer OP. Mit einer Packung Schmerztabletten hielt er durch. Niemand bemerkte es.
Im Laufe der Jahre lernten Sonja, Erik und ich uns näher kennen. Zusammen mit einem guten Freund von mir, ebenfalls Holländer, gingen wir öfter essen. Indisch und italienisch waren unsere Favoriten. In der Begegnung mit Erik war sein Schütze-Aszendent immer spürbar. Stets hatte er Notizen oder ein Buch dabei, aus denen er Stellen vorlas von Philosophen oder Wissenschaftlern. Darüber wurde dann angeregt diskutiert. Geist und Genuss kamen auf diese Weise zusammen.
Er liebte Romane und las in drei Sprachen (holländisch, deutsch und italienisch); er kannte sich zudem sehr gut mit Tarot aus. Auch war er gläubig, ohne einer Konfession anzugehören oder zu praktizieren. Die Bibel faszinierte ihn – ist sie doch voller archetypischer Geschichten.
Bis zuletzt war er geistig aktiv. Er besass auch die Grösse, manche Erkenntnisse, die er im Laufe seines Lebens für die Stundenastrologie gewonnen hatte, zu revidieren und neu zu lehren.
Im Jahr 2023 gab er sein letztes Seminar bei mir. Er ging in den Ruhestand.
Ich bin dankbar, dass ich Erik van Slooten als Astrologe und Freund erleben durfte. Er war eine grosse Bereicherung in meinem Leben und in vielem ein Vorbild. Mit seiner Frau Sonja lasse ich derzeit Erinnerungen aufleben. Sie sagte: «Alles, was Erik anpackte, führte zum Erfolg!»
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