Astrologie Heute Nr. 79 (Juni 1999) - Kalender
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Astrologie Heute Nr. 79
Juni 1999

Inhaltsverzeichnis
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KALENDER

Mitte Juni bis Mitte August 1999

In die kommenden zwei Monate fallen jene astrologischen Ereignisse, die von vielen mit einer Mischung aus Angst und Neugier erwartet werden: die beiden Finsternisse vom 28. Juli und vom 11. August. Es ist in dieser Zeitschrift schon vieles zu diesen Konstellationen geschrieben worden, und auch in Kreisen, die nichts mit Astrologie zu tun haben, wird über das Jahrhundertereignis einer totalen Finsternis in Europa - zudem noch am Ende des Millenniums - diskutiert. Hier sollen nun die anstehenden Prozesse in ihrer Gesamtheit etwas näher beleuchtet werden, wobei auch auf die Bedeutung der nachfolgenden Ereignisse für die individuelle Entwicklung eingegangen wird.

Richten wir das Augenmerk zunächst auf die Phase anfangs Juni: Am 4. Juni wird Mars nach beinahe dreimonatiger Rückläufigkeit wieder direktläufig. Er hat seine Station auf 24°27' Widder und steht damit in Opposition zu Jupiter. Da Jupiter recht schnell läuft und Mars zunächst langsam ist, bleibt diese Opposition, die am 30. Mai und am 10. Juli genau wird, bis Ende Juli wirksam. In dieser Zeit wird sie immer wieder von anderen Planeten aktiviert und ist auch Bestandteil der Mondfinsternis vom 28. Juli. Einen Tag nach der Station des Mars, am 5. Juni, tritt Lilith ins Schützezeichen und beginnt damit die Annäherung an die Konjunktion mit Pluto, die zur Zeit der Sonnenfinsternis vom 11. August genau sein wird.

Wie schon das Sprichwort sagt, werfen grosse Ereignisse ihre Schatten voraus. So dürften wir im Juni einer wichtigen Thematik begegnen, die sich um die Richtigkeit und Gerechtigkeit unserer Handlungen dreht. Seit Plutos Eintritt ins Schützezeichen ist die Frage, was uns das Recht zur Durchsetzung unserer Interessen gibt und wodurch sich gerechte Aktionen auszeichnen, von brennender Aktualität. Gerechtigkeit, Moral und Wahrheit sind meist eine Frage der Perspektive, und es ist beinahe unmöglich, Wahrheit unabhängig von kulturellen, politischen oder religiösen Vorgaben und Prägungen zu definieren. Auf der mundanen Ebene dürften sich in der kommenden Zeit einmal mehr die Verfechter von "Wahrheit" und "Gerechtigkeit" lautstark zu Wort melden, wodurch weitere schlimme Auswüchse im Namen dieser Ideale sehr wahrscheinlich sind. Wir werden spüren, wie relativ der Begriff "Gerechtigkeit" ist und welche Bedrohung er darstellen kann. Auch auf der individuellen Ebene werden wir merken, dass unsere Handlungen und Lebensansichten auf kulturellen oder sozialen Prägungen fussen. Es ist möglich, dass wir in dieser Phase öfters in Auseinandersetzungen darüber geraten, was rechtens sei. Lilith im Schützezeichen kann unsere Haltung dabei radikalisieren, sie kann es aber auch erlauben, unsere Ansichten zu revidieren und auf eine selbständigere Basis zu stellen. Vor allem in der ersten Hälfte Juni dürfen wir auch mit grösseren Energieschüben rechnen. Nach den zähen und oft auch frustierenden Erfahrungen der Monate mit rückläufigem Mars, wo vieles nicht so lief wie gewollt, haben wir nun einen Nachholbedarf. Wir sollten allerdings darauf achten, dass wir nicht im Schwung übers Ziel hinausschiessen, zu viele Dinge zugleich in Angriff nehmen oder unsere Kräfte und Möglichkeiten überschätzen. Mit dem Wechsel von Mars (5. Juli) und Jupiter (28. Juni) in die passiven Zeichen werden sich die Energien auf andere Ebenen verlagern.

Die Zeit um den Neumond vom 13. Juni und die folgenden zwei Wochen bringen eine intensive Auseinandersetzung mit Beziehungsfragen. Venus aktiviert in dieser Zeit die sich bildende Figur von Uranus, Saturn und Mondknoten und schafft dabei auch eine Verbindung zwischen Uranus und Neptun (Halbsumme am 16. Juni). Während sich in den Tagen vor Neumond vor allem unbestimmte Sehnsüchte und Hoffnungen im Beziehungsbereich bemerkbar machen, wird in den Tagen nach dem Neumond eine Phase der Überprüfung stattfinden. Bestehende Beziehungen werden auf ihre Echtheit und Lebendigkeit geprüft, und beide Beziehungspartner werden sich fragen, ob sie in der Beziehung wirklich sich selbst bleiben können. Bei Beziehungen, die diesen Ansprüchen nicht genügen und nur noch auf Abmachungen und eingespielten Mechanismen beruhen, kann es zu Krisen kommen. Dabei besteht jedoch auch eine gewisse Gefahr, eine besonders rebellische Haltung an den Tag zu legen und gegenüber allem und jedem Widerstand zu leisten. Venus am aufsteigenden Mondknoten erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die eigenen Anliegen und Wünsche zu kennen und zu vertreten, aber auch jene des anderen ernstzunehmen. Daraus könnte sich eine Erneuerung unserer Beziehungen ergeben, die auch in einem grösseren Zusammenhang wichtig ist. Denn die oben beschriebene Thematik betrifft nicht nur den individuellen Bereich, sondern dürfte auch für die Beziehungen zwischen Nationen und Firmen gelten. Da Venus aber auch für Werte jeglicher Art steht, sind wichtige Prozesse im wirtschaftlichen Sektor denkbar. Es ist dabei zu beachten, dass die angesprochenen Themen eine Vorbereitung auf die Ereignisse im Juli und August sind.

In der Zeit um den Vollmond vom 28. Juni intensivieren sich dann die Prozesse der Vorbereitung. Am 25. Juni erreicht Merkur, am 26. Juni Venus jene Position im Tierkreis, auf die sie bei ihrer kommenden Rückläufigkeit nochmals zurückkehren werden. Alles, was wir in dieser Zeit in Venus- und Merkurbereichen unternehmen - seien dies Verträge, Verhandlungen, Handelsabkommen, finanzielle Entscheidungen oder Schritte in unseren Beziehungen - wird noch nicht zu endgültigen Resultaten führen. Merkur wird am 12. Juli und Venus am 30. Juli rückläufig; die Stellungen von Ende Juni erreichen beide Planeten erst wieder am 5. August beziehungsweise am 11. September mit der Station zur Direktläufigkeit. Am 28. Juni wechselt auch Jupiter (bis zum 23. Oktober) ins Stierzeichen. Zudem befindet sich Merkur an diesem Tag auf der gleichen Gradstellung, die er auch bei der Vollmondeklipse einen Monat später einnehmen wird. Auf einer vielleicht noch nicht sehr bewussten Ebene dürften sich also in diesen Tagen die bei der Mondfinsternis angesprochenen Themen ankündigen. Es kann sein, dass nun Dinge gesagt oder geschrieben werden und dass in den Medien Themen aufgegriffen werden, die eine sehr viel weitergehendere und nachhaltigere Wirkung haben, als es scheinen mag. In den folgenden Tagen aktivieren zunächst Merkur (bis zur Juli-Eklipse) und dann auch Mars (ab 5. Juli) die Bereiche der Mars/Saturn/Neptun-Thematik, die in der zweiten Hälfte April und bei der Vollmondeklipse vom 28. Juli aktuell sein wird (siehe auch "Kalender" in Astrologie Heute Nr.78). Der im April aufgenommene Kampf um Klarheit und gegen das Chaos, das Ringen um klare Grenzen und Strukturen dürften also in dieser Zeit in eine neue Phase treten. Da sich nun jedoch Jupiter statt Saturn in diesen Gradbereichen bewegt, wird es wohl wiederum um die bereits eingangs erwähnten Ideale von Recht, Wahrheit, Freiheit und Menschlichkeit beziehungsweise um deren verzerrte Realität gehen. Letztlich sind wir in dieser Zeit aufgefordert, unsere Toleranz gegenüber Andersdenkenden zu schulen und einen neuen Umgang mit Visionen, Idealen und religiösen Überzeugungen zu finden. Da-bei werden wir allerdings auch mit Täuschungsmanövern, Schönfärberei sowie Vorspiegelungen falscher Tatsachen konfrontiert werden, was zu Desillusionierung, Resignation sowie Glaubens- und Vertrauenskrisen führen kann. Diese Themen dürften einen Höhe- und wahrscheinlich auch Wendepunkt in der Zeit der Mondfinsternis von Ende Juli finden. Die Nachwirkungen dieser Erfahrungen dürften noch längere Zeit spürbar sein.

Vorher sind jeweils die Tage, an denen der laufende Mond die Figur anfangs fix aktiviert, von besonderer Intensität und Bedeutung (30. Juni/1. Juli, 7./8. Juli, 13./14. Juli und 20./21. Juli). Auf der individuellen Ebene sind besonders Menschen mit Stellungen zwischen 0-9 Grad fix betroffen. Sie sollten ihre Intuitionen ernst nehmen, aber auch erkennen, in welcher Hinsicht sie sich bislang Illusionen machten oder einem Phantom nachrannten. Missverständnisse, Konfusionen, unklare Kommunikation und chaotisches Geschehen können dabei wichtige Prozesse auslösen. Auf der Mundanebene ist unter anderem der Kosovo-Konflikt von diesen Stellungen betroffen, da sowohl Bill Clinton als auch Slobodan Milosevic diese Gradzahlen besetzt haben. Aber auch Saddam Hussein und der Staat Israel weisen in jenen Bereichen Planetenstellungen auf. Es ist anzunehmen, dass Prozesse, die im letzten Sommer mit der ersten Saturn/Neptun-Quadratur ihren Anfang nahmen und im April einen Höhepunkt erreichten, nun einen vorläufigen Abschluss finden, in jedem Fall aber in eine neue Phase kommen.

Diese Mondfinsternis wird zu einer tiefgreifenden Veränderung unserer Art, die Welt zu sehen und zu verstehen, führen. Die Erkenntnis, dass niemand die Wahrheit für sich gepachtet hat, kann ein neues Weltbild, einen neuen Umgang mit philosophischen und spirituellen Themen hervorbringen. Da auch Venus zwei Tage später rückläufig und im Quadrat zu Pluto/Lilith stationär wird, müssen wir auch in persönlichen Beziehungen die Machtverhältnisse nochmals überdenken und auf eine andere Ebene bringen. Erst Mitte Oktober werden die Konflikte, die dadurch entstehen, wirklich verstanden und gelöst werden können.

Am 11. August findet die vielerwähnte Sonnenfinsternis statt. Die ihr zugeordnete Thematik ist jedoch bereits zwei Wochen vorher zu spüren. Die genauen Aspekte der am grossen Quadrat der Sonnenfinsternis beteiligten Planeten - mit Ausnahme der Mars/Saturn-Opposition - finden alle bereits vor dem 11. August statt (Saturn/Uranus am 18. Juli, Sonne/Uranus, Sonne/Mars und Mars/Uranus am 7. August und Sonne/Saturn am 9. August). Die Finsternis ist also nur der Höhepunkt einer Entwicklung, die schon vorher einsetzt. Es ist schon so viel über diese Sonnenfinsternis geschrieben worden, dass ich mich an dieser Stelle vor allem auf einige weiterführende Gedanken beschränken möchte. Zunächst sei nochmals betont, dass die Finsternis am aufsteigenden Mondknoten stattfindet, also einen wichtigen Entwicklungsschritt bedeutet. Wir sollten zu einem neuen Selbstbewusstsein gelangen, das sich auf unsere eigene Individualität gründet und nicht von Idealen und Konzepten, die uns von Mächtigen und Autoritäten vorgegeben werden, abhängig ist. Die in dieser Zeit stattfindenden Machtkämpfe, Umbrüche und aufrüttelnden und erschütternden Erfahrungen dienen dazu, eine Art Quantensprung unseres Bewusstseins zu unterstützen. Die Stellungen dieser Zeit haben sehr viele Parallelen mit jenen der Renaissance, als ebenfalls alte Weltbilder durch neue Erkenntnisse und Erfahrungen aufgebrochen wurden. Was für die damalige Zeit revolutionär war, gehört heute zu unserem Alltag. Wir sollten die Finsternis als Geburtsmoment einer neuen Zeit sehen, die sehr viele Möglichkeiten in sich birgt, auch wenn ihr Entstehen mit Schwierigkeiten verbunden ist. Es sei im übrigen auch darauf hingewiesen, dass die zum Zeitpunkt der Finsternis stattfindende Lilith/Pluto-Konjunktion in genauer Opposition zur Neptun/Pluto-Konjunktion von 1892 stattfindet; diese stellte den Beginn eines neuen Evolutionszyklus dar. (Das sogenannte "Menschheitshoroskop", das für die unmittelbar vor der letzten Neptun/Pluto-Konjunktion stattfindende Sonnenfinsternis vom 26. April 1892 erstellt wird. Siehe dazu die diversen Artikel in Astrologie Heute, insbesondere "Das Horoskop der heutigen Menschheit" in Nr.39.) Die nun zum letzten Mal stattfindende Lilith/Pluto-Opposition zu der erwähnten Neptun/Pluto-Stellung von 1892 dürfte für die ganze Menschheit einen Bewusstseinsschritt bedeuten, der sichtbar macht, was damals gesät wurde, und uns in den nächsten 400 Jahren begleiten wird.

In der nächsten Ausgabe von Astrologie Heute, unmittelbar vor der Finsternis, werden an dieser Stelle einige weitere Gedanken zu den angesprochenen und zu weiterführenden Themen beleuchtet.

-Verena Bachmann


Neumond vom 13.6.1999, 19.03 GT



Vollmond vom 28.6.1999, 21.38 GT



Neumond vom 13.7.1999, 2.24 GT



Vollmondeklipse vom 28.7.1999, 11.25 GT



Neumondeklipse vom 11.8.1999, 11.09 GT