In memoriam Zum Tod von Papst Johannes Paul II 05. 04. 2005
Karol Jozef Wojtyla wurde am 18. Mai 1920 im polnischen Wadowice (südwestl. von Krakau) Fig. 1 geboren. Seine Mutter, litauischer Abstammung, starb, als er neun Jahre alt war, seine jüngere Schwester starb kurz nach ihrer Geburt und der 14 Jahre ältere Bruder Edmund, der Arzt am Krankenhaus in Bielsko war, starb 1932 an Scharlach. Karol Wojtyla wird als lernbegeisterter Schüler mit ausgezeichneten Noten und als guter Sportler beschrieben. Neben der Schule faszinierte ihn die Schauspielerei. Im Sommer 1938 zog er mit seinem Vater nach Krakau. Er studierte zunächst Philologie und Philosophie. Seine Liebe zur Bühne führte ihn zur Gruppe "Studio 38", einem Experimental-Theater, wo er bis 1943 mitarbeitete, zuletzt im Untergrund. In den ersten Kriegsjahren hatte er Kontakt zum geheimen Gebetskreis des "lebendigen Rosenkranzes". Dort wuchs sein Interesse an der Theologie derart, dass er dieses Fach ab Oktober 1942 studierte. Das Krakauer Priesterseminar arbeitete zu jener Zeit im Untergrund. Gleichzeitig wurde er zur Arbeit im Chemieunternehmen Solvay dienstverpflichtet. Bis Kriegsende fand er Zuflucht in der Residenz des Erzbischofs Adam Stefan Sapieha. Das Studium konnte er beenden, als Krakau von der deutschen Besatzung befreit war. Am 1. November 1946 empfing er die Priesterweihe. 1953 folgte er einem Ruf der Katholischen Universität Lublin auf eine "non tenured" Professur für Ethik. 1958 wurde er nach Krakau zurückberufen. 1964 wurde er Erzbischof von Krakau, 1997 Kardinal und 1978 schliesslich Papst. Die Wahl des ersten nicht-italienischen Papstes seit dem Holländer Hadrian VI. 1522 bedeutete eine Sensation. Die ungewöhnliche Kontaktfreudigkeit, Menschlichkeit und Wärme des neuen Papstes machten ihn schon nach wenigen Auftritten populär und gaben der Kirche ein neues Selbstbewusstsein. Zum entscheidenden Instrument seines Pontifikates machte er umgehend ein immenses Pensum an Pastoralreisen. Er mobilisierte bei seinen Besuchen Menschenmassen wie keiner seiner Vorgänger. Die politische Bedeutung dieser Reisen war in den Ostblockstaaten am klarsten sichtbar. Namentlich in Polen, das er schon 1979 als Papst besuchte, trug er entscheidend zum Sturz des sozialistischen Regimes bei. Mit seiner Popularität und im kommunistischen Osteuropa wurde das Attentat vom 13. Mai 1981 in Verbindung gebracht. Ali Agca, Mitglied einer rechtsextremen türkischen Gruppe, schoss bei einem öffentlichen Auftritt auf den Papst und brachte ihm lebensgefährliche Verletzungen bei, von denen sich Johannes Paul II nie mehr ganz erholte. Neben dem Kampf gegen den atheistischen Kommunismus versuchte er auch das schwer belastete Verhältnis zwischen Christen und Juden durch Versöhnungsgesten zu verbessern. Er war der erste Papst, der eine Moschee betrat (Damaskus am 6. Mai 2001). Mit seiner restriktiven Haltung in Fragen der Sexualmoral, seiner kompromisslosen Ablehnung der Empfängnisverhütung und seinem Beharren auf dem Zölibat stiess der Papst, dem eine "heilige Starrköpfigkeit" nachgesagt wird, aber auch immer wieder auf heftige Kritik. Am 2. April 2005 um 21.37 Uhr ist Papst Johannes Paul II in Rom nach langer, schwerer Krankheit verstorben.
-ta
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Fig. 1 Papst Johannes Paul II 18.5.1920, 17.30 LT Wadowice - Bls, PL (49N53, 19E30) Koch
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