Astrologie Heute - Themen der Zeit

Sonne, Mars und Jupiter: Der Sheriff, der "Ritter" und das Recht des Stärkeren
Letztes Update: 13.6.2001

Für die Amerikaner begannen die wichtigen Ereignisse der Woche vom 11. – 17. Juni um 07.00 Uhr morgens in Terre Haute, Indiana. Für diesen Zeitpunkt war nämlich die Hinrichtung des folgenschwersten Attentäters der amerikanischen Geschichte vorgesehen. Am 19. April 1995 hatte Timothy McVeigh einen Bombenanschlag in Oklahoma City verübt, welcher 168 Menschen das Leben kostete. Gemäss Plan wurde um 07.10 Uhr die erste Giftspritze injiziert (Fig. 1), und bereits nach vier Minuten war Timothy McVeigh tot. Der amerikanische Präsident George W. Bush, der als Gouverneur zahlreiche Hinrichtungen in Texas genehmigte, meinte dazu: "Heute kann jede lebende Person, die unter dem in Oklahoma City angerichteten Unheil zu leiden hatte, ruhen, wissend, dass es eine Abrechnung gegeben hat. Die Angelegenheit wurde im Rahmen der Gesetze unseres Landes zu einem Abschluss gebracht."

Für die Europäer begannen hingegen die markanten Ereignisse der Woche erst um 11.01 Uhr MEZ, als in Rom mit dem Schwur des neuen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi die 59. italienische Nachkriegsregierung vereidigt wurde. Obwohl die Vereidigung aller Minister 20 Minuten dauerte, wählen wir als Horoskop für die neue italienische Regierung die Zeit von 11.01 (Fig. 2), da dies der Moment der Vereidigung Berlusconis war.

Da die beiden Horoskope weltzeitmässig nur drei Stunden auseinander liegen, weisen sie mit Ausnahme des Häusersystems ähnliche Konstellationen auf. Markant ist die Sonne/Jupiter-Konjunktion, die in Opposition zum Mars steht. Die exakte Sonne/Mars-Opposition findet dann am Mittwoch, 13. Juni statt, mit gradgenauer Konjunktion zwischen Sonne und Jupiter. So ist überhaupt die Woche vom 11. Juni von markanten Jupiter-Aspekten zu männlichen Planeten gekennzeichnet: Dienstagabend rückläufiger Mars Opposition Jupiter, Mittwochabend Sonne Opposition Mars unter Mitwirkung Jupiters, Donnerstagnachmittag Sonne Konjunktion Jupiter. Gibt es dafür eine überzeugendere Entsprechung als die Vereidigung des "Cavaliere" (Ritter) Berlusconi zum Staatschef, und die erste grosse Reise des "Kleinen Sheriffs", wie der Spiegel George W. Bush in seiner Ausgabe vom 23. April kürzlich bezeichnet hat, der nach Überwindung des Bösen und Wiederherstellung der Gerechtigkeit nach Europa kommt. Ist es bei so viel Jupiter und entschlossenem männlichen Durchgreifens nicht bloss recht und billig, nicht so genau hinzuschauen und für einen Moment zu vergessen, dass der "Sheriff" bloss mit Hilfe des obersten amerikanischen Gerichtshofs an die Macht gekommen ist und der "Ritter" sein neues Amt dringend braucht, um nicht weiter von der Justiz belästigt zu werden? Der Symbolik entsprechend wählte George Bush auch als erste Etappe das Schütze-Land Spanien, welches zwar innerhalb Europa keine prominente Rolle spielt, aber über eine konservative Regierung verfügt, und wie es in den Medien heisst, er sich dort auch heimischer fühlen kann, weil er als einzige Fremdsprache etwas spanisch spricht. Berlusconi, ein Bewunderer Bushs, hätte ihn eigentlich gerne dort getroffen, aber er musste auf Grund eines dort gegen ihn laufenden Verfahrens, wie "Newsweek" in seiner neuesten Ausgabe schreibt, befürchten, in Spanien verhaftet zu werden.

Obwohl George W. Bush, ein Greenhorn auf dem internationalen Parkett, noch am Wochenende vor seiner Reise unter der Leitung seiner Beraterin Condoleeza Rice einen Crash-Kurs in internationaler Politik absolvierte, scheint es, dass einige wichtige Details im Umgang mit den Europäern übersehen worden sind. So beklagt der Herald Tribune vom 12. Juni 2001, dass das Timing für die Hinrichtung McVeighs kurz vor Bushs Reise nach Europa wohl nicht sehr glücklich gewählt war. So sei, wie Spiegel Online vom 12. Juni 2001 schreibt "Der Protest gegen die Todesstrafe in Spanien in den vergangenen Wochen zum Kern einer anti-amerikanischen Stimmung geworden". Ein spanischer Bürger, der 29-jährige Joaquin Martinez, sass nämlich wegen eines angeblichen Doppelmordes drei Jahre in der Todeszelle in Florida, und er war erst am vergangenen Mittwoch frei gesprochen worden, nachdem Tausende Spanier für ihn gespendet hatten – es kamen über $ 500.000.—zusammen -, damit Martinez seine Anwaltskosten bezahlen konnte. Ohne diese Hilfe wäre er zweifellos hingerichtet worden. Martinez war am Sonntag, zwei Tage vor Bush, auf dem Madrider Flughafen eingetroffen, und genoss einen triumphalen Empfang. Damit stahl er paradoxerweise dem selbstgerechten George W. Bush die Show. Bei dieser Gelegenheit mussten die Amerikaner, und dies war für George W. Bush ein zusätzlicher Praxis-Crash-Kurs, zur Kenntnis nehmen, dass kein Land in die EU aufgenommen wird, welches nicht vorgängig auf die Todesstrafe verzichtet hat. Dementsprechend meinte der derzeitige EU-Ratspräsident Göran Persson auch "Nach meiner persönlichen Auffassung ist die Todesstrafe etwas absolut Negatives für eine Gesellschaft. Ich glaube, es gibt viele Leute in Europa, die Herrn Bush dies vermitteln wollen".

Die Reise von George W. Bush in Europa gleicht aber auch in anderer Hinsicht einem Gang durch ein Minenfeld. Nicht von ungefähr steht die Sonne/Jupiter-Konjunktion dieser Tage in Konjunktion mit dem rückläufigen Merkur und in Opposition zu Mars/Chiron. Damit kommen Umweltbelange aufs Tapet, und die Europäer haben kein Verständnis dafür, dass George Bush das Kyoto-Umweltprotokoll ablehnt. Ein weiterer strittiger Punkt ist die Absicht George W. Bushs den ABM-Raketenabwehrvertrag von 1972 mit Moskau aufzukündigen, damit ein amerikanischer Raketenabwehrschirm, welcher die USA vor Angriffen schützen soll, entwickelt werden kann. Stossend ist an diesem Vorhaben, dass die nicht Begünstigten ihrem Schicksal überlassen werden, während sich Amerika, statt sich als solidarisches Mitglied zu verhalten, abkoppelt und abschirmt. Dies hat Parallelen mit den bewachten Burgen, in denen viele Reiche in den USA wohnen, während die weniger begüterten auf Schutz und soziale Einrichtungen weitgehend verzichten müssen. Gerade Farbige aus armen Verhältnissen landen dann häufig im Gefängnis, und wenn sie das Pech haben – zu Recht oder zu Unrecht -, eines Mordes angeklagt zu werden, droht ihnen gar die Hinrichtung, weil sie nicht das Geld haben, um einen guten Anwalt zu bezahlen. Dass diese Themen unter einer durch Sonne, Merkur und Mars aktivierten Jupiter/Chiron-Opposition dramatisch ins Rampenlicht rücken, ist nicht verwunderlich. Sie liefern einen bildhaften Ausdruck für die gegenwärtige Zeitqualität.

Anhang:

  • Die Zeit für Berlusconis Vereidigung am 11.6.2001, 11.01 in Rom wurde dem Corriere de la Sera entnommen. Das abgebildete Horoskop dürfte zusammen mit jenem Berlusconis für die Geschicke der neuen italienischen Regierung von grosser Relevanz sein.

  • Timothy McVeigh, der am 11.6.2001 um 7.10 in Terre Haute, Indiana, hingerichtet wurde, war am 23.04.1968, um 8.30 (13.30 GMT) in Lock Port (78.42 w, 43.10 n) geboren.

  • Siehe auch Artikel "Die Jupiter/Pluto-Opposition von 2000/01: Gute Zeiten für Populisten und Plutokraten".

  Hinrichtung

Fig. 1
USA - Hinrichtung

11.6.2001, 7.10 LT, 12.10 GT
Terre Haute, Indiana, USA
(39.28 N, 87.25 W)
Koch


Vereidigung Berlusconi

Fig. 2
Italien - Vereidigung Berlusconi

11.6.2001, 11.01 LT, 9.01 GT
Roma, I (41.54 N, 12.29 E)
Koch