Astrologie Heute - Themen der Zeit

Russische Wahl als Plebiszit für Putin
Update vom 24.3.2000

Am 26. März wählen die Russen ihren neuen Präsidenten. Die Wahl Wladimir Putins steht praktisch fest, wenn nicht im ersten, dann spätestens im zweiten Wahlgang. Damit kommt ein ehemaliger Spion demokratisch gewählt an die Macht. Dies geschieht, ohne dass das russische Volk wirklich klar wüsste, worauf es sich einlässt. Spätestens seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise im August 1998 (Sonnenfinsternis vom 22.8.98 im Quadrat zum Pluto und mit einer Spannungsfigur zwischen Mars, Saturn und Neptun) sehnen sich die Russen nach dem "starken Mann", der für Ordnung im Lande sorgt. In jenem merkwürdigen August wurden, während die Amerikaner die Beichte ihres reuigen Präsidenten am Fernsehen erlebten (Lewinsky-Affäre), die Russen wirtschaftlich völlig durchgeschüttelt. Das Finanzsystem des Landes brach zusammen, Geschäfte schlossen und Lebensmittelläden wurden leer gekauft. Das Land wartete vergeblich auf ein dezidiertes Handeln seines Präsidenten Jelzin.

Mit der Nato-Osterweiterung und mit dem Kosovokrieg im Frühjahr 1999 gingen die erlebten Demütigungen vom wirtschaftlichen auf den politischen und militärischen Sektor über. Russland fühlte sich vom Status einer Weltmacht definitiv in die zweite Liga verdrängt. Die Zahlen sprechen für sich. In einem Artikel vom 18. März 2000 berichtet die Neue Zürcher Zeitung: "Das Brutto Inlandprodukt (BIP) Russlands hat sich seit Beginn der neunziger Jahre halbiert. Der amerikanische Wert ist zehnmal, der chinesische fünfmal höher. Das Bundesinstitut für ostwirtschaftliche und internationale Studien in Köln betont freilich, dass die Kluft noch viel grösser sei. Dem russischen Wert von 500 Milliarden Dollar stünden 8000 Milliarden Dollar in den USA und 4000 Milliarden Dollar in China gegenüber." Im Zuge der Finanzkrise im Jahr 1998 ist das Pro-Kopf-BIP Russlands laut Putin auf bloss 3500 Dollar gesunken. Dies liegt weit unter einem Zehntel jenes der reichen Industrieländer wie beispielsweise den USA, und es ist zur Zeit nicht erkennbar, wie Russland einen solchen Rückstand aufholen sollte.

In dieser Situation kommt das Wahlmanifest, welches Putin am 25. Februar im Internet verbreiten liess, in welchem er seine Hauptaufgabe in der Stärkung des Staates sieht, gut an. In einem "Offenen Brief an die russischen Wähler" zeichnet er ein düsteres Bild vom Zustand Russlands: Eine schlecht funktionierende Staatsmaschine mit unterbezahlten und käuflichen Beamten, ein erfolglos geführter Kampf gegen Kriminalität und Korruption, der Markt von Bürokraten und Kriminellen ausgebeutet, die Bevölkerung verarmt. Putins Fazit: "Russland ist ein reiches Land mit armen Leuten." Die Ueberwindung dieses Zustands erfordere "Wille" und "Vision". Russland diese Qualitäten wieder einzuflössen, betrachtet Putin als seine "historische Mission".

Die Aussicht auf eine solche Erneuerung lässt die Wähler bei drohender Beschränkung individueller Freiheiten und einer bereits stattfindenden Gängelung der Presse wegschauen. Viele sind zu sehr mit dem materiellen Ueberleben beschäftigt, als dass sie sich um die Aufrechterhaltung demokratischer Formen kümmern würden. Spiegel Online vom 22. März 2000 bringt dies mit der Aussage einer Wählerin auf den Punkt: "Wenn da oben gesagt wird ‚Putin‘, dann gewinnt auch Putin, egal, was wir machen und für wen wir stimmen." Das Lebensprinzip der Moskauer Machthaber wird beschrieben als "einmal an der Macht – immer an der Macht".

Da nützt es auch nichts, wenn russische Astrologen vor dem am 7. Oktober 1952 geborenen Putin warnen. In einem Artikel "Wladimir Putin: Die Warnung der Astrologen" im Februar auf der Site www.astrologer.ru erschienen, beschreibt eine Gruppe von St.Petersburger Astrologen den neuen russischen Leader mit Anlagen zur "Gewalttätigkeit, Kälte und Destruktivität". "Wenn er etwas in Angriff nimmt, kann er nicht aufhören, bis das Problem gelöst ist, und dabei interessiert ihn nichts anderes", meinen die Astrologen Alexei Waenra, Semira und Witaly Wetash, Alexander Gromow und Albert Timaschew. Sie betonen, dass ein problematischer Aspekt zwischen Sonne und Saturn bei Putin Gewalttätigkeit schüren und sein "negativer Jupiter" ihm diktatorische Tendenzen vermittelt, welche diplomatische Entscheidungen erschweren. Sein "markanter Pluto" in Konjunktion mit dem "Schwarzen Mond" "lässt ihn bei den Massen niedrige Instinkte wecken und befriedigen". Sie sehen seine Kandidatur als destabilisierenden Faktor, und die Wähler werden gewarnt, dass Putin nicht nur ihre Hoffnungen enttäuschen wird, sondern ihren Interessen ernsthaften Schaden zufügen wird. Interessant ist, dass von regierungsfreundlicher Seite schon kurz nach Erscheinen des Artikels am 3. Februar reagiert wurde. Pawel Schemeret, ein Kommentator des Kreml-freundlichen Fernsehsenders ORT kritisierte den Artikel als "von Leuten geschrieben, die sich ‚St.Petersburger Astrologen‘ nennen, im Bestreben, Putin zu diskreditieren. Der Artikel sei Ausdruck "schmutziger, politischer Tricks". Die Astrologen wehrten sich dann, "sie hätten diesen Artikel nicht verfasst, wenn nicht Wahlen anstehen würden... Wir kamen zum Schluss, dass es für das Land schlecht sei, wenn Putin gewählt werde", und sie hätten ihre Analyse rein auf Gund des Horoskops gemacht und ganz unabhängig von ihrer persönlichen Einstellung zu ihm.

Wenn man über Putin so wenig weiss und Biographen neben von der Regierung selbst verbreiteten biographischen Details nur sehr schwer an Informationen herankommen, ist es wenig erstaunlich, dass man von ihm keine Geburtszeit weiss. In Astrologie Heute Nr. 83 (Februar/März 2000) wurde im Artikel "Überlegungen zu Putins Geburtszeit" anhand von Lebensereignissen der Versuch einer Berechnung unternommen. Wir kamen auf 16.10 LT (13.10 GT) am 7. 10. 1952 in Leningrad (s. Fig. 1). Diese Zeit liefert überzeugende Uebereinstimmungen nach drei verschiedenen astrologischen Methoden: Alterspunkt sowie den hochgradig zeitsensitiven Progressionen der Achsen im Radix und im Solarhoroskop. Dabei resultiert ein Aszendent im 18. Grad Steinbock, für welche Gradzahl der Astrologe Dane Rudhyar folgende Deutung gegeben hat:

Das Bild: Der "Union Jack". Der Schlüssel: " Der Schutz, der von mächtigen Institutionen, die verantwortlich sind für die Aufrechterhaltung der Ordnung, einzelnen Menschen und Gruppen gewährt wird."

Dieses Symbol zeigt Zustände, wie sie in der Vergangenheit vorherrschten, wenn die britische Flotte über die Meere patrouillierte, nach dem internationalen Prinzip der Freiheit der See. Die Zeiten haben sich verändert, doch die Vorstellung bleibt gültig. Macht ist nötig, um die gesellschaftliche Ordnung und relativ friedliche, zwischenmenschliche und zwischenstaatliche Beziehungen aufrecht zu erhalten.

Doch leider kann diese Macht leicht missbraucht werden, unter dem Vorwand ‚Gesetz und Ordnung schützen zu müssen‘. Gerechtigkeit und Mitgefühl müssen Gegengewichte zum Ausgleich der sozialen Macht sein, ganz besonders der Macht privilegierter Gruppen. Wo dieses Symbol erscheint, mag die Notwendigkeit zu schützen offensichtlich sein – oder es mag eine Warnung sein, die Macht für egoistische Zwecke zu benutzen."

Progrediert man dieses Horoskop auf den 31.12.1999, als Putin von Jelzin zum amtierenden Präsidenten ernannt wurde, so kommt Putins progressiver MC auf 18.50 Grad Steinbock zu liegen, in weiter Konjunktion mit dem Radix-Aszendenten und in gradgenauer Opposition zum Radix-Uranus, welcher im Geburtshoroskop am Deszendenten steht, eine stimmige Entsprechung für die plötzliche Beförderung durch einen Partner oder Verbündeten (Jelzin). Der progressive Aszendent auf 4 Grad Zwillinge steht exakt zwischen Opposition zur progressiven Sonne Anfang Schütze und der Konjunktion mit dem Radix-Mond Anfang Zwillinge (Fig. 2). Betrachtet man andererseits die konversen (pränatalen) Progressionen, so landet in diesem Fall der progressiv-konverse Deszendent auf dem Radix-Mond, und der progressiv-konverse MC auf dem progressiv-konversen Neptun und dem Radix-Saturn (Fig. 3). Die Figur lässt erkennen, dass die progressiv-konversen Konstellationen sehr bald (Anfang September 2000) auf Putins pränatale Eklipse ausmünden, welche in Konjunktion mit Pluto und im Quadrat zum Mars stattfindet. Zu dieser Zeit steht mit der vorgeschlagenen Geburtszeit der progressiv-konverse Aszendent auch exakt auf dem Radix-MC von Putin. Konvers-progressiven Konstellationen kommt häufig ein Charakter von Unausweichlichkeit zu, und mit seinem marsischen Auftreten scheint Putin Themen dieser Mars/Pluto-Eklipse bereits vorweg zu nehmen. Bekanntlich werden pränatale Eklipsen zusätzlich zum vorgeburtlichen Neumond für eine vertiefte Deutung des Geburtshoroskops herangezogen, und der Moment, zu welchem die pränatale Eklipse durch konverse Progressionen erreicht wird, kann dann als markantester Ausdruck des in jener schlummernden Potenzials betrachtet werden.

Es erscheint auch als hochgradig signifikant, dass Putin exakt ein Tag nach der Chiron/Pluto-Konjunktion vom 30. Dezember 1999 in die Funktion des amtierenden Präsidenten gehievt wurde.

-cw

  Wladimir Putin, korrigierte Geburtszeit

Fig.1
Wladimir Putin
7.10.1952, 16.10 LT, 13.10 GT
Leningrad, RU (59.57N, 30.18E)
Koch


W.Putin progressiv für 31.12.99

Fig.2
W. Putin progressiv für 31.12.99
Leningrad, RU
Koch


W.Putin, konv.Progression für 31.12.99

Fig.3
W. Putin, Konv.Prog. für 31.12.99
Leningrad, RU
Koch