Deutschland wählt von Alexandra Klinghammmer
15. September 2005
Erstellt man für 18.00 Uhr des 18. September für die deutsche Hauptstadt Berlin, also für den Zeitpunkt, an dem die erste Hochrechnung für die Wahl des nächsten Bundestages bekannt gegeben wird, das Horoskop, erhält man eine Figur mit Neptun am Aszendenten in Wassermann in Opposition zu Lilith im Löwe-Zeichen am Deszendenten.
Diese Konstellation dürfte nicht nur die Zeitqualität für diesen wichtigen Moment entscheidend mitprägen, sondern drückt schon seit Wochen den Ereignissen rund um die vorgezogenen Neuwahlen ihren Stempel auf:
– Mit einem prominent gestellten Neptun am Aszendenten liegt es nahe, dass das entsprechende Ereignis mit Unklarheiten behaftet ist. So war lange Zeit offen, ob eine Neuwahl durch das Verfassungsgericht überhaupt genehmigt wird. Als der laufende Saturn Ende August dann eine Konjunktion mit dem Radix-Jupiter im ersten Haus des Wiedervereinigungshoroskops bildete, erteilte dann das höchste Gericht (Jupiter) der BRD grünes Licht für eine Neuwahl am 18. September.
– Mit dem unerwarteten Tod der NPD-Direktkandidatin Kerstin Lorenz, die eine Nachwahl in einem Dresdner-Wahlkreis erforderlich macht, ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor in das Wahlprozedere gelangt. Sollte das vorläufig verkündete Ergebnis am 18. September eine Patt-Situation ergeben, könnte das Ergebnis der Nachwahl in Dresden zum Zünglein an der Waage werden. Schon warnen Staatsrechtler in diesem Fall vor einer erneuten Verfassungsklage.
– Neptun als Symbol für soziale Werte und für einen starken (Versorgungs-)Staat macht sich aber auch an den zunehmenden Proklamation linker Parolen im Wahlkampf bemerkbar. Mit dem Aufkommen der Linkspartei, erfahren Themen von sozialer Gerechtigkeit auch in anderen Parteien wie der SPD und den Grünen eine neue Blütezeit. Die Bedeutung, die die neu gegründete Partei „Die Linke“, die vor allem die Enttäuschten und Frustrierten im Volk anspricht, durch ihre Anwesenheit erringt und die Entwicklung, die sie auslöst, kommt treffend über die dominante Opposition von Neptun und Lilith des Wahlhoroskops zum Ausdruck. Sogar auf die konservativen Parteien wie die CDU und die FDP hat der Linksrutsch Auswirkungen. So vermeiden sie es bereits tunlichst, das Steuerkonzept des CDU-Finanzexperten Paul Kirchhof überhaupt noch zu erwähnen. Zu erfolgreich hat Gerhard Schröder den Heidelberger Steuerprofessor zum Sozialistenschreck degradiert. „Seither ist aus dem geachteten Professor der Jurisprudenz der Lieblingsprügelknabe aller roten und grünen Politiker geworden, ein Dämon aus der Kältekammer des Kapitalismus.“ (Der Spiegel, Nr. 37, 12.09.05).
– Neptun symbolisiert des weiteren das Element Wasser. Zwar spielt es nicht eine annähernd so wichtige Rolle wie im letzten Wahlkampf, als im Sommer 2002 die Elbeflut den Kanzler in der Gunst der Bürger nach vorne spülte und ihm bei der Wiederwahl wichtige Stimmen sicherte, doch das Versagen des US-Staates bei der Bewältigung der Flutkatastrophe in New Orleans, liefert Schröder eine willkommene Steilvorlage nach dem Motto: „Seht, so etwas könnte mit einem starken Staat, wie wir ihn haben, nie passieren.“ Ach ja und dann profiliert sich der Kanzler ganz neptunisch natürlich noch als Friedenskanzler.
Wie stark zur Zeit das Neptun-Prinzip in Deutschland angesprochen ist, zeigt auch der Umstand, dass die nächste Sonnenfinsternis am 3. Oktober gradgenau auf der Sonne von Deutschland auf neun Grad Waage stattfindet, die im Wiedervereinigungshoroskop ein Quadrat zu Neptun bildet.
Eine Finsternis auf der Sonne eines Staatshoroskops symbolisiert eine sehr aufwühlende, herausfordernde Zeit, die in Berührung mit Neptun viel Unsicherheit und Angst auslöst. Dies könnte auch das Wahlverhalten der Bürger beeinflussen, das aufgrund von emotionalen Stimmungen und Schwankungen geprägt, das Abstimmungsverhalten schwer vorhersehbar macht. Sicher erscheint im Moment vor allem eines zu sein, dass nichts sicher ist.
Welche Szenarien wären nun für den Wahltag denkbar:
1.) Die Situation ist unklar und verworren. Es steht zunächst nicht eindeutig fest, wer die Wahl gewonnen hat bzw. welches Parteienbündnis eine Regierungskoalition bildet.
2.) So könnte beispielsweise eine Patt-Situation vorliegen, indem weder die amtierende rot/grüne Bundesregierung noch ein konservatives Bündnis aus CDU und FDP auf die erforderliche Mehrheit kommen. Die Partei „Die Linke“, die aufgrund ihrer politischen Ideologie eine Aussenseiterrolle verkörpert, könnte zur Mehrheitsbeschafferin für Rot/Grün werden. Da beide Parteien eine Koalition mit der Linken ausgeschlossen haben, dürften Proteste und der Ruf nach Wahltäuschung (Neptun) laut werden, sollte dennoch eine derartige Konstellation in Erwägung gezogen werden. Möglich wäre auch eine Tolerierung einer Minderheitsregierung von Rot/Grün durch die Linke.
3.) Auch unter anderen Bedingungen könnten sich die Bürger irgendwie betrogen fühlen. Vielleicht fällen sie auch eine Entscheidung, die sie später bereuen.
4.) Die Wahlforscher haben sich “getäuscht“ und es kommt zu einem anderen Ergebnis als die Umfragewerte prognostizierten.
|
|
Fig. 1 Bundestagswahl 2005: Erste Prognose 18. 9. 2005, 18.00 LT, 16.00 GT Berlin, D (52N32, 13E25) Koch
Fig. 2 Deutschland: Einheit 1990 3. 10. 1990, 0.00 LT, 23.00 GT Berlin, D (52N32, 13E25) Koch
Fig. 3 Sonnenfinsternis Oktober 2005 für Berlin 3. 10. 2005, 10.28 GT Berlin, D (52N32, 13E25) Koch
|