Jörg Haider: Solidarisch mit Saddam Hussein 15. Februar 2002
Den Besuch Jörg Haiders Anfang Woche zur Zeit des Wassermann-Neumondes in Konjunktion mit Uranus bezeichnete das US-Aussenministerium als "Schlag ins Gesicht der westlichen Welt." Soeben hatte Bagdad die folgenden Zeilen verbreitet: "Haider überbrachte dem Präsidenten die Grüsse des österreichischen Volkes und der Freiheitlichen Partei wie auch deren Solidarität mit dem Volk vom Irak und seiner weisen Führung."
Es hiess, Haider habe bei seiner unangekündigten Begegnung auch den Wunsch geäussert, die Beziehungen zwischen dem Irak und Österreich sowie zwischen den Freiheitlichen und der Baath-Partei zu vertiefen." Daraufhin habe Hussein Europa aufgerufen, Amerika "Weisheit" zu lehren.
Nicht nur in den USA rief der Besuch entsetzte Reaktionen hervor. Auch in Österreich sprach die Opposition von einem "enormen Schaden" für das Land, den Haider angerichtet habe. Österreich werde durch Haider "in die Nähe eines unberechenbaren Schurkenstaates" gestellt (Der Spiegel). Der Vorsitzende der Grünen, Alexander van der Bellen, meinte, Haider sei "vollkommen durchgeknallt." In Anbetracht von Haiders neuer Peinlichkeit versuchte die FPÖ-Führung durch Relativierung des Besuches zu einer "rein privaten Angelegenheit" den Schaden zu begrenzen.
Astrologisch erstaunt der Besuch allerdings nicht besonders, auch wenn dies sicher nicht als Rechtfertigung zu verstehen ist. Einerseits schockiert Haider gerne, und dazu dienen ihm Kontakte mit zweifelhaften arabischen Figuren, wie dem Sohn von Gaddafi, mit welchem er kurz vor seinem Abstecher nach Bagdad gesichtet wurde. Andererseits besitzt er, wie wir im Artikel "Jörg Haider: Die Entstehung des Lebensskriptes ‚Lieber berüchtigt als unbemerkt‘" in AH Nr. 84 (April/Mai 2000) ausführten, durchaus Affinitäten zu Saddam Hussein. Wir schrieben damals:
"Saddam Hussein verbindet eine seltene Spannungsfigur zwischen rückläufiger Venus, Jupiter und Pluto (Fig. 2) mit Jörg Haider (Fig. 1). Wie bei letzterem (Ausgrenzung der Familie wegen aktivem national-sozialistischem Engagement) ist bei Saddam Hussein die Herkunft belastet. Geboren als Kind einer Kleinbauernfamilie, wächst er nach dem Tod seines Vaters und der Wiederheirat seiner Mutter im Hause seines Onkels auf. Westlichen Recherchen zufolge entstammt Saddam einer ausserehelichen Beziehung seiner Mutter, was ihn als Kind schwer belastet. Nach dem Besuch der Schule beginnt er ein Studium der Rechtswissenschaften in Kairo, welches er in Bagdad abschliesst. Schon zur Schulzeit begeistert er sich für national-revolutionäre Ziele und gelangt nach diversen Putschversuchen mit seiner Partei an die Macht. Typisch für seine Entwicklung ist sein Drang, der Reihe nach jeden, der in der Hierarchie über ihm steht, zu bekämpfen. So soll er nach (unsicheren) Quellen einen Lehrer, der ihn bei der Prüfung durchfallen liess, umgebracht haben. Klar dokumentiert ist seine Beteiligung am Anschlag gegen den irakischen Staatspräsidenten. Kaum hatte er im Irak seine Macht gefestigt, startet er einen Krieg gegen das viel grössere Nachbarland Iran, welches damals unter der Herrschaft des geistigen und weltlichen Führers Ayatollah Khomeini steht. Kurz nach Abschluss dieses verheerenden Krieges nimmt es Saddam mit dem "grossen Satan", den USA, auf und wird trotz voraussehbarer Niederlage von einem grossen Teil der arabischen Welt als Held gefeiert.
Was veranschaulicht das Skript von Saddam Hussein im Hinblick auf Motivationen, welche Jörg Haider mit ähnlichen Konstellationen ebenfalls haben dürfte? Sicher nicht die Tendenz, andere umzubringen oder einen Krieg anzuzetteln. Diese Entsprechungen sind höchstens auf dem Hintergrund mangelnder demokratischer und republikanischer Einrichtungen, wie wir sie in der arabischen Welt häufig antreffen, erklärbar. Beiden gemeinsam dürfte jedoch der Drang sein, nicht zu ruhen, bis im eigenen Land die oberste Machtstellung erreicht ist. Von Menschen mit solchen Skripts geht aber auch danach eine ständige Unruhe aus; sie haben auch eine Neigung, nicht nur im eigenen Land, sondern auch gegenüber dem Ausland Strafpunkte auszuteilen und Sündenböcke zu identifizieren, gegen die im Namen der "Wahrheit" oder der "Gerechtigkeit" vorgegangen werden müsse."
Was Haider und Saddam Hussein jetzt zusammenrücken lässt, ist wohl die Arroganz, mit welcher die USA auftreten, wenn sie vorgeben zu bestimmen, wo das "Böse" angesiedelt ist. Sowohl Haider wie auch Saddam Hussein würden dies lieber selbst definieren und die Macht, mit welcher die USA auftreten, reizt sie zu einer rebellischen Haltung, die typisch ist, wenn sich jemand mit einer Spannungsfigur zwischen rückläufiger Venus, Jupiter und Pluto herausgefordert fühlt. Im besagten Artikel schrieben wir anknüpfend an die Aussage eines Mitschülers, wonach Haider "geltungssüchtig, machtgierig und einsam" sei und nicht spüre, "dass die Lawine, die er in Gang bringt, ihn selber vernichten wird", dass dieses Verhalten mit der oben erwähnten bei Haider und Saddam Hussein gemeinsam vorhandenen Konstellation zu tun habe:
"Wir erkennen hier unschwer die Signatur der rückläufigen Venus, die auf eine schwere Selbstwertproblematik hinweist, ein Thema, welches aufgrund der Konjunktion mit Jupiter und der Opposition zum Pluto über ‚gefallen wollen‘ und – wenn dies nicht gelingt – ‚gefürchtet werden‘ kompensiert wird." Wir machten uns keine grossen Illusionen darüber, dass Haider diesen psychologischen Mechanismus je in den Griff bekommen würde, "so dass man, wenn er angegriffen und in die Ecke gedrängt wird, stets mit abwegigen Ausfällen rechnen muss." Wir meinten, das Problem würde mit aller Wucht dann aufbrechen, wenn Haider einmal zuvorderst an der Macht sein sollte. Zwar ist dieser Drang bei ihm vorhanden, "aber es sei unwahrscheinlich, dass er innerhalb einer demokratischen Ordnung eine solche Position für einige Zeit bekleiden könnte, ohne an allen Seiten anzuecken." Was ihm nun an Saddam Hussein gefallen dürfte, ist die Tatsache, dass sich letzterer rücksichtslos durchsetzen konnte, ohne durch demokratische Spielregeln behindert zu werden.
-cw
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Fig. 1 Jörg Haider 26.1.1950, 14.25 LT Bad Goisern, A (47.39 N, 13.37 W) Koch
Fig. 2 Saddam Hussein 28.4.1937, 12.00 LT Tikrit, IRK (34.36 N, 43.42 W)
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