Astrologie Heute Nr. 117 (Oktober 2005) - Bücherschau
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Astrologie Heute Nr. 117
Oktober 2005

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 117 bestellen

B Ü C H E R S C H A U




Das Tor durchschreiten

Brigitte Hamann
Chiron. Brennpunkt für besondere Fähigkeiten

Pb., 117 S., 17 Abb., Euro-D 16,50 / Euro-A 17,00 / sFr. 29.40
Astronova, D-Tübingen 2005


Wie gelingt der Durchbruch zur eigenen Persönlichkeit? – Bei der Deutung des Horoskops wird Chiron oft als Punkt deutlich, an dem wir einen Schmerz fühlen, der unheilbar zu sein scheint. Die Auseinandersetzung mit dieser Wunde ist so schmerzhaft und verletzend, das es nicht ganz einfach erscheint, sich diesem Ausmass an Gefühlen zu stellen.

Brigitte Hamann zeigt uns in ihrem neuen Buch Chiron – Brennpunkt für besondere Fähigkeiten, dass es viel Mut erfordert, sich dieser Verletzung zu stellen. Der Weg, den uns Chiron aufzeigt, gleicht einer schamanischen Prüfung. Um dies einzulösen, ist eine Art «Feuerlauf» oder eine «Feuertaufe» notwendig. Chiron fordert von uns die Entscheidung, ob wir uns diesem Schmerz stellen oder nicht. Wenn wir uns ihm nicht stellen, wenn wir das Tor zur Initiation nicht durchschreiten, wird der Schmerz grösser. Diejenigen, die sich entscheiden, durch die schamanische Prüfung des Chiron zu gehen, erfahren, dass hinter dem Schmerz die Kraft zum eigenen Durchbruch liegt.

Brigitte Hamann widmet sich ihrem Thema auf ihre spezielle Weise. Dem Stil, den wir aus ihren anderen Büchern kennen, bleibt sie treu. Im ersten Teil des Buches führt sie den Leser sanft in die Welt von Chiron ein und macht den Lesern Mut, die tiefen, mit Chiron verbundenen Wahrheiten im eigenen Horoskop zu entdecken.

Nach der Einführung erläutert die Autorin die Herrschaft von Chiron über den Tierkreispunkt 0 Grad Wassermann und zeigt die Verbindung zu Saturn/ Uranus und Jupiter/Saturn. Sehr lebendig geschrieben ist auch die Deutung von Chiron in den Häusern, mit einigen Beispielen sehr interessanter Horoskope. Sie erlaubt einen umfassenden Blick auf dieses Thema. Natürlich fehlt auch die Beschreibung von Chiron in der Mythologie nicht, woraus der Weg und die Verletzung deutlich werden.

Hoffentlich ist Ihr Mut gross genug, sich Ihrem persönlichen Feuerlauf zu stellen, um zu Ihren besonderen Fähigkeiten vorzudringen. 

–Lydia Wentzel



Ästhetik der Phänomene

Hartmut Warm
Die Signatur der Sphären. Von der Ordnung im Sonnensystem

448 S., 216 Abb., Euro-D 29,80 / Euro-A 30,70 / sFr. 52.10
Keplerstern Verlag, D-Hamburg 2001/2004

   
Hartmut Warm erbringt in seinem Buch Die Signatur der Sphären den Nachweis, dass den Abständen und Bewegungen der Planeten unseres Sonnensystems eine erstaunliche Geordnetheit und Harmonie zugrunde liegen. So offenbaren sich dem Betrachter der planetaren Strukturen über die Zeiträume hinweg eine Reihe geometrischer Figuren sowie, in Übertragung auf die Akustik, die musikalischen Akkorde der Terz, Quart, Quint usw. Damit befindet sich der Autor in der Tradition der – von Monochord und Tetraktys ausgehenden – pythagoräischen Sphärenharmonie bzw. in der Nachfolge von Johannes Kepler. Dieser hatte vor vierhundert Jahren in seinem Buch «Das Weltgeheimnis» die platonischen Körper (Dodekaeder, Ikosaeder usw.) zur Abstandsbestimmung der Planeten herangezogen und in seinem Alterswerk «Weltharmonik» jubiliert: «Die Himmelsbewegungen sind nichts als ein ununterbrochener Gesang für mehrere Stimmen!»

Der ehemals kaiserliche Hofmathematiker wird im vorliegenden Buch durch Warm ergänzt und korrigiert – wobei dessen mit modernsten astronomischen Berechnungsmethoden gemachten Entdeckungen nicht weniger phänomenal sind als die des Ahnherrns der heutigen Astronomie und Astrologie: So zeigen Venus und Erde in ihrer Interaktion am Himmel ein wunderschönes Pentagramm, während Mars dazu ein Quadrat bildet. Zwischen Jupiter und Uranus enthüllt sich über die Jahrhunderte ein Hexagramm, die Konjunktionen von Jupiter und Neptun bilden über die Jahrtausende ein nahezu perfektes Zwölfeck.

Natürlich wäre es für einen Astrologen nahe liegend, den im Verhältnis der Planeten zueinander auftretenden Zahlenwerten jeweils bestimmte Bedeutungen zuzuordnen. Doch Warm – ganz Naturwissenschaftler – enthält sich hier weit gehend der zahlenmystischen Deutung bzw. metaphysischen Spekulation. Dies mag dem Esoteriker auf den ersten Blick befremdlich und unbefriedigend erscheinen, ist aber gar nicht schlecht: So kann nämlich unser Verstand offen bleiben für die Ästhetik der Phänomene, kann sich unser Herz – ungehindert von voreiligen Interpretationen – vom Zauber der Figuren und Proportionen anrühren lassen …

Dass die in unserem Sonnensystem herrschende wundersame Ordnung ein Produkt blinden Zufalls sei, mag man nach der Lektüre dieses Buches jedenfalls nicht mehr glauben. Insofern gibt uns Warm – in einer von den Naturwissenschaften über weite Strecken sinnentleerten Welt – das Gefühl der Geborgenheit, einer existenziellen Verankerung im Kosmos zurück.

Die hier behandelten mathematischen Berechnungen, gerade die statistischen Abschätzungen der Unwahrscheinlichkeit bzw. Nichtzufälligkeit der gefundenen Himmelsfiguren, sind zugegebenermassen anspruchsvoll, stellen hohe Anforderungen an die intellektuellen Fähigkeiten der Leser. Auch die Ausführungen zur Harmonielehre sind für einen Laien bzw. Nicht-Musiker nicht gerade einfach. Doch – die Mühe lohnt sich!

–Richard Vetter


Chronologie des Älterwerdens 

Norbert Giesow
Astrologie und der Altersfaktor

brosch., 192 S., Euro-D 17,90 / Euro-A 18,40 / sFr. 31.70
Books on Demand, Norbert Giesow, D-Kronshagen 2004

   
In jedem Lebenslauf sind nach genauer Analyse verschiedene Rhythmen zu erkennen. Und in einem bestimmten Lebensalter sind einige Themen einfach «dran». Die Rhythmik eines individuellen Lebens hängt einerseits von den Transiten ab, andererseits auch von festgelegten Prozessen. Norbert Giesow stellt sich diesem Thema in seinem Buch Astrologie und der Altersfaktor. Nach der Erläuterung von Zyklen im Allgemeinen – dem Grundzyklus und seinen Stationen –, behandelt er die Harmonielehre. In Anlehnung an moderne pränatale Untersuchungen geht er auch auf die Stadien vor der Geburt ein und integriert die Zeit der Schwangerschaft in seine Rhythmenbetrachtung. Ein nicht ganz neuer Ansatz, aber eine Sichtweise, die noch viel Potenzial für die astrologische Forschung enthält.

Dieses Buch macht die Chronologie des Älterwerdens auf einer anderen als der üblichen Ebene verständlich, die Auseinandersetzung mit Zeitqualität und -quantität führt zu einer neuen Sichtweise. Neben der vertieften Darstellung der Planeten und ihrer Rhythmik behandelt Giesow auch die spirituelle Ebene der Planetenrhythmen – eine Weiterentwicklung von Rupertis «Kosmischen Zyklen».

Als Beispielhoroskop hat sich der Autor das Radix von Gerhard Schröder ausgesucht. Er beschreibt die Auswirkungen der zweiten Wiederkehr des Saturns im Jahr 2002 auf das Leben und die Amtszeit des Bundeskanzlers. Kurz nur ist die Interpretation des Altersfaktors bei Schröder – die Möglichkeiten, den Altersfaktor in der astrologischen Beratung zu deuten, sind jedoch vielfältig und der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Was kann man einer Gesellschaft, die den unaufhaltsamen Jugendwahn lebt und von allen fordert, Besseres entgegensetzen, als ein Buch zum Verstehen des Älterwerdens? Die hier dargestellten wertvollen Ansätze aus der Rhythmenlehre können Missverständnisse und Unklarheiten zwischen den Generationen beseitigen helfen, können dazu dienen, das Du in seiner Einbettung in die kosmischen Rhythmen besser zu verstehen.

–Lydia Wentzel