Astrologie Heute - Themen der Zeit


Israel und Arabien: 60 Jahre Kampf als Schwierigkeit, Saturn/Pluto-Aspekte konstruktiv zu leben
 
von Claude Weiss

27. Juli 2006
 
Der Staat Israel (Fig. 1) ist ebenso wie Indien und Pakistan zur Zeit der Saturn/Pluto-Konjunktion von 1947/48 entstanden. Die Geschichte seiner Auseinandersetzungen mit den Palästinensern und seinen arabischen Nachbarn ist eine dramatische Illustration der Schwierigkeit, Saturn/Pluto-Aspekte konstruktiv zu leben, wenn es nicht gelingt, Feindbildprojektionen zu überwinden.
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Fig. 1
Israel
14.5.1948, 16.00 LT, 14.00 GT
Tel Aviv IL (32N04, 34E46)
Koch

Zu den Saturn/Pluto-Aspekten sagte Liz Greene einmal: „Mit Freunden wie diesen braucht man keine Feinde.“ Dies war natürlich psychologisch gemeint, und es bringt zum Ausdruck, dass diese Planetenverbindung in besonderem Masse den Schatten an die Oberfläche bringt und man seine dunkelsten Seiten im Antlitz des andern erkennen kann. Ist man bereit, seine Projektion zurückzunehmen, so kann man an der Begegnung wachsen, indem man ganzheitlicher wird und erkennt, dass man nicht nur helle Anteile hat, sondern aus Licht und Schatten besteht. Die in diesem Aspekt verborgenen Chancen kommen auch über den gescheiten Satz zum Ausdruck: „Ueber seine Feinde kann man am meisten über sich selbst lernen.“ Leider ist diese Art, fundamentale Gegensätze anzugehen, wenn man von den löblichen Ausnahmen der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg und der Annäherung zwischen USA und der Sowjetunion Ende der achtziger Jahre absieht, nicht sonderlich verbreitet. Im Nahen Osten scheint dies besonders schwer zu fallen, wenn man bedenkt, dass jene, die eine Aussöhnung mit dem Feind in Gang setzten, wie der aegyptische Präsident Sadat im Jahre 1978 und der israelische Ministerpräsident Rabin im Jahre 1993 – notabene im Abstand von 15 Jahren, einem halben Saturnzyklus – beide später von Fanatikern umgebracht wurden. Den Friedensnobelpreis, den sie erhielten, mussten sie mit dem Leben bezahlen.

Der Saturn-Mythos
Mythologisch symbolisieren beide Prinzipien – Saturn und Pluto – das „Ende der Dinge“, der Tod des Alten, verbunden mit der Möglichkeit, dass aus dem damit verbundenen Loslassen etwas Neues entsteht. Saturn tut dies, indem er uns vor Augen führt, dass wir für jedes Haften einen Preis zahlen müssen. Freiheit erlangen wir durch Selbstdisziplin, indem wir uns das, was uns wichtig ist, selbst erarbeiten, statt es als Geschenk oder Zuwendung von den andern zu erwarten. Durch Selbstverwirklichung, Selbstverantwortung und Autonomie erlangen wir jene geistige Freiheit, die es uns ermöglicht, uns vom Wiederholungszwang eines Skripts oder „Schicksals“ zu befreien. Je mehr wir uns im Leben verwirklichen, desto weniger fürchten wir das Erscheinen des „Sensemanns“, wenn er uns zu seiner Zeit mitteilt, dass unsere irdische Uhr abgelaufen ist und es nun darum geht, diese Welt zu verlassen. Indem wir uns weder gegen unser „Schicksal“ sträuben noch dieses passiv erleiden, sondern es „sehend erfüllen“ – wie Thomas Ring dies einmal so schön formuliert hat – wachsen wir über das hinaus, was man gemeinhin als „äusseres Schicksal“ bezeichnet. Wir werden zum Regisseur unserer Lebensgeschichte, und die Zeit, die uns der Sensemann mitteilt, ist uns nicht fremd, denn es ist auch „unsere Zeit“.

Saturn bereitet uns schon früh darauf vor, dass wir Freiheit erlangen können, indem wir lernen, uns innerhalb bestehender Grenzen zu entfalten. Diese sind uns mit unserem Körper, durch die Umstände, in die wir hineingeboren wurden, und ganz besonders durch die Ansprüche der andern gegeben, Dinge, die es zu integrieren gilt, damit wir fähig sind, als Individuum harmonisch in der menschlichen Gemeinschaft zu leben. Die Tatsache, dass Saturn über das Steinbockzeichen herrscht und in der Waage erhöht steht, legt einerseits Selbstkontrolle, Selbstverantwortung und Selbstverwirklichung, aber auch jenen „kategorischen Imperativ“ nahe, wonach „wir nicht anderen antun sollten, was wir nicht möchten, dass sie uns antäten.“ Positiv gelebt bedeutet Saturn also Gewissen, Bewusstsein (Qualitäten, welche in den lateinischen Sprachen unter dem gleichen Begriff „conscience“ oder „con-sciencia“ zusammengefasst werden, was auch „gemeinsames Wissen“, „gemeinsames Erkennen“ oder „gemeinsame Weisheit“ bedeutet) und Selbstbeherrschung statt Herrschaft über andere. Durch sein Anerkennen vorhandener Realitäten steht Saturn auch als Garant für das Ueberleben unter widrigen Umständen, indem man sparsam mit seinen Kräften umgeht und Durchhaltevermögen zeigt. Für dieses Prinzip liefert uns die Natur das Bild des Zwergwuchses der Vegetation in höheren oder kargen Lagen.

Es erstaunt auch nicht, dass Saturn astrologisch mit dem Judentum in Verbindung gebracht wird, denn die aufgeführten Qualitäten beschreiben historisch die Geschichte des jüdischen Volkes, welches es verstand, durch Selbstdisziplin, Arbeit und Entwicklung ausgeprägter intellektueller Qualitäten widerwärtigen Bedingungen zu trotzen. Dabei kann man verstehen, dass die Vorstellung, „auserwähltes Volk“ zu sein, in vielen Fällen hilfreich war, um die Mühsale zu ertragen, die in diesem Lichte als von Gott auferlegte „Prüfungen“ betrachtet werden konnten. Darin liegt aber bereits ein Keim Grandiosität und Hybris, der dazu führen kann, dass andere nicht als gleichwertig betrachtet werden. So kennen wir den Schatten des Saturn mythologisch auch im Symbol des alten Kronos, der aus Angst, dass eines seiner Kinder ihm etwas antun könnte, diese kurz nach der Geburt auffrisst, damit ihm keines sein Reich streitig machen kann. Diese Starrheit und Sturheit, die aus einer tiefen Angst hervorgeht, verbindet sich mit einem häufig pathologisch gesteigerten Bedürfnis nach Kontrolle, denn man denkt, dass man sich vor den gefürchteten Gefahren nur schützen kann, indem man alles "im Griff" hat. Man behandelt dann andere wie Kinder und erhebt die eigenen Prinzipien zu allgemein gültigen, wovon es keine Abweichungen geben kann. In diesem Moment fängt man an, gefährlich zu leben, auch wenn man ursprünglich mit seinem Tun möglichst alle erdenklichen Gefahren bannen wollte. Zum Stein erstarrt, verbreitet man um sich herum ein Klima der Kälte und Unnachgiebigkeit, man nimmt die andern in ihrer abweichenden Vielfalt nicht mehr wahr und läuft damit Gefahr, hintergangen und gestürzt zu werden. Dies ist im Mythos die Geschichte von Kronos, der so unsensibel geworden war, dass er es nicht einmal merkte, als man ihm statt seinem neuesten Kind Zeus/Jupiter einen Stein zum Frass anbot. Ohne zu zögern schluckte er diesen herunter und meinte, sich damit seines möglicherweise aufmüpfigen Sohnes entledigt zu haben.

Pluto als Symbol des Werdens und Vergehens
Bis zur Entdeckung des Planeten Uranus im Jahre 1781 war Saturn der langsamste und damit letzte der bekannten Planeten, was seine Entsprechung zum Schicksal, zum Bewusstsein der Vergänglichkeit und des Todes rechtfertigte. Inzwischen sind im Pantheon der Planeten drei weitere dazu gekommen, wovon seit 1930 Pluto der letzte ist. (Dass dieser inzwischen - während seines Transits auf dem absteigenden Mondknoten und von Mars und Lilith quadriert - als Planet von den Astronomen entthront wurde, ist eine andere Geschichte.) Bekanntlich war Hades – wie Pluto bei den alten Griechen hiess – der Planet der Unterwelt und des Reiches der Toten. Damit nimmt er in einem neuen – erst in Entwicklung begriffenen – Bewusstsein als letzter die Rolle ein, die bisher Saturn innehatte. Er legt uns aber in dem Sinne ein neues Bewusstsein nahe, als er uns in Kontakt bringt mit einem Verständnis zyklischer Abläufe. Während unsere Vorstellungen über Saturn Zielgerichtetheit und Kausalität nahelegen – was im Konzept der monotheistischen Religionen durch ein alles entscheidendes, eines Leben von Geburt zu Tod zum Ausdruck kommt – löst Pluto diese gerichtete Zielstrebigkeit auf. Er scheint anderen Werten verpflichtet. So können wir immer wieder die Erfahrung machen, dass Pluto den Menschen andere Prinzipien nahelegt als jene eines äusserlich erfolgreichen langen Lebens, welches sich an den Grundsätzen des Verstandes und der Vernunft orientiert. Für ihn als Grenzgänger zwischen sichtbarer und unsichtbarer Welt sind weder das Individuum noch das Diesseits von überragender Bedeutung. Als Prinzip des „Stirb und Werde“ veranlasst er die Menschen, auch den Tod nicht zu scheuen, wenn ihr Gefühl von Richtigkeit und Recht verletzt wird und insbesondere wenn solche schicksalhaften Erfahrungen ihre Familie, ihre Blutsverwandtschaft, ihre Gemeinschaft, ihre Ethnie oder Nation kollektiv treffen. Dann sind sie auch für rationale Argumente, die darauf zielen, ihr individuelles Leben erfolgreicher oder länger zu gestalten, nicht mehr zugänglich. Plutonisches Bewusstsein lässt sich am besten im Zusammenhang mit dem Kult der „Grossen Mutter“, welcher bis zum dritten Jahrtausend vor Christus vorherrschend war, beobachten: Die Grosse Mutter erzeugt ähnlich einer Pflanze, welche Triebe bildet, individuelles Leben, welches zum Schluss der Vegetationsperiode jedoch wieder erlischt und in ihren Schoss zurückkehrt. Nicht der einzelne Trieb – das einzelne Individuum – ist wichtig, sondern die Pflanze oder die "Grosse Mutter" als Urprinzip, welches dieses Leben erst hervorgebracht hat. Reservoir solcher Kräfte ist die Instinktsphäre, und diese tritt in Form eines „magischen Bewusstseins“ immer dann verstärkt in Erscheinung, wenn die Existenz bedroht ist, wenn Unterdrückung verspürt wird und ein Leben in Würde nicht möglich erscheint. Astrologisch gesehen werden derartige instinkthafte Ausbrüche aktiviert, wenn Pluto im Spiel ist und ganz besonders wenn auch die Lilith dazukommt. Diese befindet sich bis Oktober in der zweiten Hälfte des Jungfrauzeichens (am 1. September 2006 auf 25 Grad) in der Nähe des absteigenden Mondknotens und im Quadrat zum Pluto, welcher wiederum gegenwärtig am galaktischen Zentrum steht.

Schwere Versäumnisse rächen sich heute
Das Drama, welches sich zur Zeit zwischen Israel, den Palästinensern und seinen islamischen Nachbarn abspielt, verkörpert einige Elemente des Gegensatzes zwischen Saturn im Sinne eines zielgerichteten, sich rationaler Mittel bedienenden, aber auch belehrenden und zu Elternrollen neigenden Bewusstsein und Pluto als archaische, ungeordnete und brodelnde, instinkthafte Kraft, welche in einer Situation erlebter Ungerechtigkeit und Unterdrückung die islamischen Massen zu einem – auch für ihre Herrscher gefährlichen Kollektiv – zusammenschweisst.

Den negativen Entsprechungen, die unter Saturn/Pluto-Aspekten zum Ausdruck kommen, kann man eigentlich nur vorbeugen, indem man den (potenziellen) Gegner versucht in seinen Grundanliegen und Bedürfnissen zu verstehen. Dabei sollte der Stärkere darauf verzichten, seine Macht auszuspielen, indem er den andern, der sich vielleicht weniger gut wehren kann, unterdrückt oder unterwirft. Dies kann höchstens kurzfristig Erfolg haben. Es nützt auch nichts, den Gegner intellektuell seines Unrechts überführen zu wollen, wenn er diese Argumentation aufgrund seiner andersartigen Denkweise nicht nachvollziehen kann.

Wenn sich harte Saturn/Pluto-Aspekte konstellieren, ist es dann zu spät, weil die Gegensätze verbissen und hart aufeinander prallen. Dann scheint es nur noch um Leben oder Tod zu gehen. Dies thematisiert ein Artikel von Christoph Plate der NZZ am Sonntag vom 23. Juli 2006 „Was gestern in Beirut möglich schien, ist heute undenkbar“:

„In Israel rächt sich jetzt, dass man sich nie wirklich Mühe gegeben hat, die arabischen Nachbarn zu verstehen. Die Behandlung orientalischer, aus dem arabischen und islamischen Raum stammenden Juden in Israel lässt erahnen, mit welcher Hochnäsigkeit und Ignoranz die arabische Wirklichkeit in der Politik und in den Think-Tanks abgehandelt wird. Das Ueberlegenheitsgefühl der in Politik und Wirtschaft dominanten aschkenasischen, aus Europa stammenden Juden führt dazu, dass die Innenpolitik Frankreichs oder der USA den Israeli präsenter ist als die Geschehnisse in Jordanien, Aegypten oder Syrien. Diese Ignoranz oder Gleichgültigkeit scheint auch die Geheimdienste zu beherrschen. In Westeuropa wird immer noch mit Respekt und Ehrfurcht von ihren Fähigkeiten gesprochen. Mossad-Agenten haben Naziverbrecher und arabische Attentäter aufgespürt. Was aber haben diese Dienste in Libanon geleistet, dass 90 % der Opfer Zivilisten sind? Die israelischen Aufklärer scheinen so schlechte Stadtpläne von Beirut zu haben, dass erst das Quartier Haret Hreik in Schutt und Asche gelegt werden muss, um dann das dortige Hisbollah-Büro zu treffen.“

Das im obigen Artikel beschriebene Desinteresse für die arabische Kultur, welcher in Israel häufig mit Verachtung begegnet wird und die Hindernisse, welche Juden mit einem arabisch klingenden Namen im Zusammenhang mit ihrer Karriere in Israel erleben, konnte ich bereits im Jahre 1962 anlässlich eines achtmonatigen Aufenthalts in Israel beobachten. Da das Land zu jener Zeit periodisch im Krieg mit seinen arabischen Nachbarn stand, hoffte ich, dass sich die Beziehungen zwischen Juden und Arabern im Laufe der Zeit normalisieren würden. Dies ist leider nicht passiert, und es scheint mir heute, dass das Bedürfnis des israelischen Volkes nach Abgrenzung von seinen semitischen Brüdern psychologisch gesehen zwanghafte Züge aufweist, wie wenn man durch Sympathie und Annäherung Gefahr liefe, selbst in die beim Gegner kritisierte Rückständigkeit zurückzufallen. Dies erschwert die Verständigung und erklärt, warum viele Araber im Nahen Osten Israel als Ableger westlichen Herrschaftsanspruchs und damit als unwillkommene „Kolonialmacht“ erleben. Entsprechend häufig waren in letzter Zeit im Zusammenhang mit der Bombardierung Libanons Kommentare wie „Haben die Israeli das Bedürfnis, uns völlig zu erniedrigen?“ oder „Wie können sie sich mit uns, ihren Nachbarn so verhalten, wenn sie im Sinn haben, hier zu bleiben?“

In einem Klima von Hass flammen heute Gegensätze auf, die seit der Saturn/Pluto-Konjunktion von 1946-48, unter welcher Palästina geteilt und Israel gegründet wurde – vor bald 60 Jahren – bestehen. Es ist bezeichnend, dass dies passiert, als der laufende Mars auf seine Geburtsstellung (genau am 20. Juli) und der laufende Saturn seine Radixposition (2. Saturnrückkehr, genau am 19. August) im Horoskop Israels erreicht.

Im Folgenden soll gezeigt werden, wie zwingend und zwanghaft die Geschichte des Kampfes zwischen Israel und seinen Nachbarn seit 60 Jahren im Rhythmus von 8-10 Jahren den sich am Himmel konstellierenden, harten Saturn/Pluto-Aspekten folgt. Natürlich sind die heftigen Konfrontationen, die man unter solchen Aspekten beobachten kann, nicht auf diesen Teil der Welt beschränkt, und die Geschichte ist reich an Beispielen unvereinbarer Gegensätze, die in solchen Zeiten aufeinander prallten. So war auch die Teilung zwischen Indien und Pakistan unter der Saturn/Pluto-Konjunktion von 1947 von einem Bürgerkrieg begleitet, und die Versöhnung erscheint heute noch schwierig; auch beide Weltkriege brachen unter einem harten Saturn/Pluto-Aspekt aus, und dies gilt ebenfalls für den Beginn des Vietnamkrieges und der „Kulturrevolution“, welche in China zur gleichen Zeit ausbrach. In jüngster Zeit erlebten wir die Spannung dieser Aspekte auch in Form der so genannten „ethnischen Säuberungen“ im ehemaligen Jugoslawien und des Anschlags auf das World Trade Center vom 11. September 2001.

Die Dramatik der Saturn/Pluto-Spannungsaspekte
Der Psychologe und Geschichtsphilosoph Richard Tarnas hat im Anschluss an den 11. September 2001 die Spannung, die sich durch Saturn/Pluto-Aspekte ergibt, wie folgt charakterisiert (gekürzt wiedergegeben):

1. Dunkle, todernste und ausserordentlich bedeutsame Ereignisse

2. Dramatische Zeiten mit Entscheidungen, welche nachhaltige Konsequenzen nach sich ziehen, wobei viel auf dem Spiel steht, indem es um Fragen von Leben oder Tod geht

3. Das Gefühl, hilflos dunklen Kräften ausgesetzt zu sein, indem man zum Opfer von Naturgewalten oder historischen Auseinandersetzungen wird, welche zugleich zerstörerisch und einengend sind. Im weitesten Sinn ein Gefühl, im Banne von Kräften sozialer, historischer, biologischer oder archetypischer Art zu stehen, welche die Kontrolle über unser Leben übernehmen. Die Machtlosigkeit des sich in der Falle erlebenden, leidenden Opfers erzeugt kompensativ ein zwanghaftes Bedürfnis nach Kontrolle, Macht und Herrschaft – zwei Seiten einer Erfahrung, die sich gegenseitig spiegeln und bei der gleichen Person oder Gemeinschaft alternierend auftreten können.

4. Das Erlebnis schwerer Verletzung und Entwürdigung durch Gewalt, Vergewaltigung und Niederlage erzeugt ein kompensatorisches Verlangen, die eigene Stärke, Kraft und Unverwundbarkeit zu demonstrieren.

5. Das Ueberhandnehmen des Hasses, mörderischer Aggression, des „Bösen“ und Dämonischen, des Versteckten und Subversiven, der Unterwelt – elementar, instinkthaft und kriminell – dies verbunden mit Konsequenzen, welche bestrafend, traumatisch und tragisch sind. Ganz allgemein: die gleichzeitige extreme Erfahrung sowohl der Gewalt als auch der Abwehr.

6. Absolute Entschlossenheit, Mut, unbeugsamer Wille und Opferbereitschaft führen zu enormen, manchmal übermenschlichen Anstrengungen. Extreme Selbstkontrolle in gefährlichen und erschreckenden Situationen.

7. Ein ernüchterndes Bewusstsein der Gefährlichkeit der Welt, daraus folgend das Potenzial für eine stählerne, realistische Einschätzung in Anbetracht einer Welt voll harter Herausforderungen oder aber paranoide Ängste vor versteckten Gefahren und hinterlistigen Anschlägen. Ein Gefühl der Lebensbedrohung, welches urtümliche Ängste auf den Plan ruft. Im Extremfall die Konfrontation mit dem eigenen Tod, was entweder zu tödlicher Panik oder unerschütterlichem Mut führt.

8. Die Verstärkung konservativer oder reaktionärer Kräfte und die Konzentration auf bewaffneter Abwehr, rigiden Grenzen und Ausgrenzung des Gegners.

9. Eine extreme Intensivierung der harten Aspekte der Realität – materiell und existenziell. Trauer bis zur Verzweiflung, Verlust, Armut und Ausweglosigkeit. Im schlimmsten Fall kollektives Leid und schwere gemeinsame Verluste.

10. Die Eruption massiver, titanischer, vulkanischer und überwältigender elementarer Kräfte, welche die etablierte Ordnung und die aufgebauten Strukturen einbrechen lassen.

11. Erfahrungen, welche wegen ihrer traumatischen Intensität und Schwere viele Jahre brauchen, um verarbeitet, integriert und geheilt zu werden. Ganz allgemein Ereignisse, welche eine langfristige Wirkung – sowohl im destruktiven als auch im konstruktiven Sinne – haben können und zu neuen Strukturen und Lebensordnungen führen, welche entweder stabilisierend oder einschränkend sind.

12. Die Tendenz zur rigorosen Abgrenzung des Anderen und Andersartigen, welches zum „Objekt“ gestempelt wird. Dies ermöglicht es, Schattenqualitäten und Erfahrungen des „Bösen“ auf den andern zu projizieren, um grausames Verhalten, Hass, Rache, Mord, Wut, Verdacht, Angst, Terror, Gier und Fanatismus (Pluto) zu rechtfertigen. Dies wird möglich, indem undurchdringbare Grenzen (Saturn) zwischen uns und dem andern errichtet werden, wobei der Gegner häufig als Untermensch und des Lebens unwert betrachtet wird (Bezeichnungen als Teufel, Tier, Ungeziefer, etc.).

13. Eine Tendenz, die stattfindende Auseinandersetzung als Kampf zwischen Gut und Böse hinzustellen. Dies liefert die Basis für Dschihads, Kreuzzüge oder ganz allgemein „heilige“ Kriege.

Die Saturn/Pluto-Aspekte haben viel mit dem Kampf zwischen alten Kulturen, Völkern und Ethnien sowie mit der Entstehung neuer Staaten durch Teilung zu tun. Dies betrifft beispielsweise das Entstehen von Indien und Pakistan sowie Israel und Jordanien unter der vorletzten Saturn/Pluto-Konjunktion von 1947/48. So gesehen ist es astrologisch gesehen kein Zufall, dass kürzlich in der ersten Julihälfte der Konflikt zwischen Israel und den vom Iran finanzierten, islamischen Organisationen Hamas und Hisbollah eskalierte und die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan aufgrund eines von islamischen Extremisten durchgeführten Anschlags in Bombay verfinsterten. Die Vermutung eines zur Zeit wirkenden, gespannten Saturn/Pluto-Aspektes liegt nahe, und ein Blick in die Ephemeride zeigt, dass am 30. Juni 2006 ein Anderthalbquadrat zwischen beiden Planeten stattfand, dem am 1. August ein Quinkunx zwischen Saturn und Uranus folgt, wiederum eine Konstellation mit einem revolutionären Potenzial. Was uns dabei aufhorchen lässt, ist die Tatsache, dass sich alle drei Planeten 2010 zu einer grossen Spannungsfigur, einer Opposition zwischen Saturn und Uranus im Quadrat zum Pluto wiederfinden. Aus dieser Perspektive könnte es sich zur Zeit um eine wichtige Etappe einer Krise und vielleicht auch eines Krieges handeln, welcher um 2010 seine grösste Intensität entfalten wird.

Krieg und Frieden während der letzten 60 Jahre
Dass diese Zusammenhänge keine graue Theorie darstellen, zeigen die nachfolgend geschilderten Kriege und Auseinandersetzungen – seltener auch Aussöhnungen – Israels mit seinen arabischen Nachbarn während der letzten 60 Jahre. Sie folgen den grossen Saturn/Pluto-Spannungsaspekten. Aufgrund der überzeugenden Forschungen von Richard Tarnas für die Orbes, die bei Planetenzyklen aus einer Entwicklungsperspektive heraus berücksichtigt werden sollten, gelten die aufgeführten Jahreszahlen bei Konjunktionen und Oppositionen für einen Orb von 15 Grad und bei Quadraten von 10 Grad vor und nach Exaktheit des Aspektes. Die im Allgemeinen verwendeten Orbes von +/- 5 Grad sind in Klammern aufgeführt, wenn sie andere Jahreszahlen ergeben.

Vorweg sei erwähnt, dass die Einwanderung der Juden in Palästina noch vor Gründung des Staates im Jahre 1948 durch die Machtergreifung der Nazis während der Saturn/Pluto-Opposition von 1930 – 33 (5 Grad Orb 1931/32) stark beschleunigt wurde. Dies gilt in noch stärkerem Masse für die Auslösung des 2. Weltkriegs im Jahre 1939 und der Judenverfolgungen unter dem folgenden Saturn/Pluto-Quadrat von 1939 – 41 (1939/40).

Der Saturn/Pluto-Zyklus von 1948 – 1982: Israel als David gegen Goliath
Nach dem grausamen Holocaust gilt der jüdischen Einwanderung in Palästina ab 1947 die Sympathie der westlichen Welt. Die britische Mandatsregierung versucht, aus Angst vor einer Destabilisierung der Region diese allerdings mit allen Mitteln zu unterbinden. Symbolisch bedeutsam wird in diesem Zusammenhang die Irrfahrt des Schiffes „Exodus“, deren jüdische Passagiere von den Briten von Tel Aviv über verschiedene Stationen schliesslich nach Hamburg in ein mit Stacheldraht umgebenes Gefangenenlager zurückverfrachtet werden. Die internationalen Reaktionen auf diesen unwürdigen Umgang mit Menschen sind für England verheerend. Schliesslich müssen die gefangen gehaltenen Passagiere freigelassen werden, wobei ihr hartnäckiger Widerstand dazu beitrug, die internationale Meinung gegen das britische Mandat zu kippen, so dass der Staat Israel gegründet werden kann. Ebenso ungeteilt ist allerdings die arabische Ablehnung der jüdischen Einwanderung, die diese als Verrat des Westens und als unwillkommenen Fremdkörper empfindet. Diese Situation prägt im Wesentlichen den ganzen Saturn/Pluto-Zyklus von 1948 – 1982: Westliche Bewunderung für den Ueberlebenskampf Israels gegen arabische Provokationen und Angriffe zu jedem der folgenden harten Saturn/Pluto-Aspekte und arabische Enttäuschung über die eigene Ohnmacht, eine Ordnung, die ihnen von aussen auferlegt wurde, zu kippen und zu verändern.

Konjunktion 1946 – 48: Gründung Israels und Krieg mit den arabischen Nachbarn (1. israelisch-arabischer Krieg)
Bis zur Gründung des Staates Israel im Mai 1948 kommt es im britischen Mandatsgebiet Palästina zu immer heftigeren Auseinandersetzungen zwischen Juden und Arabern. Dabei schrecken die Juden nicht vor terroristischen Anschlägen zurück, und der Beginn des modernen Terrorismus wird im Allgemeinen – wie Richard Tarnas im Buch „Cosmos and Psyche“ vermerkt – im jüdischen Anschlag auf das mondäne Hotel King David in Jerusalem gesehen. Als Folge der Terrorakte müssen die Truppen der britischen Mandatsverwaltung von nun an überall nach Waffenlagern fahnden. Am 14. Mai 1948 ist es dann soweit. Das Mandat der Engländer erlischt, und die Juden proklamieren noch vor dem Ablauf der Zeit die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina, dem sie den Namen Israel geben (Fig. 1). Am gleichen Tag fallen die regulären Armeen Aegyptens, Jordaniens, Syriens und des Libanon sowie ein irakisches Kontingent von allen Seiten im Lande ein, um den neu gegründeten Staat zu zerschlagen und „seine jüdischen Bewohner ins Meer zu werfen.“ In vier Wochen heftiger Kämpfe können aber die Eindringliche zurückgeworfen werden. Es folgen verschiedene Scharmützel, aber es kommt schliesslich zu einem Waffenstillstand.

Quadrat 1955 – 57 (1955/56): Nationalisierung des Suezkanals und Krieg gegen Aegypten (2. israelisch-arabischer Krieg)
Im Juli 1956 nationalisiert nach dem Abzug der Engländer im Juni der aegyptische Präsident Gamal Abd el Nasser den der Suezkanalgesellschaft gehörenden Kanal. Ende Oktober greifen dann israelische Truppen handstreichartig auf breiter Front aegyptische Stellungen im Sinai an. Nach einem - konstruierten - Ultimatum vonseiten der Schutzmächte Frankreich und Grossbritannien, den Aegypten zurückweist, greifen die Alliierten in den israelisch-aegyptischen Konflikt ein, um den Suezkanal zu besetzen. Darauf droht die Sowjetunion mit Gewaltanwendung. Nasser verkündet „der dritte Weltkrieg hat begonnen“. Schliesslich kommt es am 7. November 1956 zur Einstellung der Kampfhandlungen. Der Suezkanal bleibt durch 46 versenkte Schiffe gesperrt und kann vorerst nicht benutzt werden. Obwohl die aegyptische Armee eine Niederlage erlitten hat, geht Nasser aus der Suezkrise gestärkt hervor. Die arabischen Staaten weigern sich, Oel an Gesellschaften zu verkaufen, die mit Grossbritannien und Frankreich in Verbindung stehen. In diesen Ländern muss Heizöl und Benzin rationiert werden. Dies alles spielt sich im Schatten des sowjetischen Einmarsches in Ungarn ab, der ebenfalls im November 1956 stattfindet.

Opposition 1964 – 67 (1965/66): Israels Sechstagekrieg (3. israelisch-arabischer Krieg)
Im Mai 1967 spitzt sich zwischen Israel und seinen Nachbarn die Situation zu. Es kommt zu einer Häufung von Terroranschlägen durch aus Syrien kommende Sabotagegruppen, worauf Israel Syrien mit Repressalien droht. Darauf treffen Aegypten und Syrien Vorbereitungen für einen Angriff auf Israel. Nasser fordert den Rückzug der UNO-Streitmacht aus dem Gazastreifen – ein Wunsch, dem der UNO Generalsekretär U. Thant gleich nachkommt – und er sperrt den Golf von Akaba für israelische Schiffe, für Israel ein casus belli. Jordaniens König Hussein unterzeichnet mit Kairo einen Militärpakt und unterstellt seine Streitkräfte dem aegyptischen Oberkommando. In Israel wird General Dayan, dem Sieger des Sinaifeldzuges von 1956, das Verteidigungsministerium übergeben. Beide Seiten sind zum Krieg bereit, und der dritte israelisch-arabische Krieg seit Gründung des Staates Israel beginnt am 5. Juni um 7.00 Uhr Ortszeit. Er dauert genau 132 Stunden und 30 Minuten ( 6 Tage) und bringt den Israelis erhebliche territoriale Gewinne. Die gesamte Halbinsel Sinai fällt in israelische Hand, ebenso ganz Westjordanien (inkl. der Altstadt Jerusalems) und die syrischen Golanhöhen. Der Suezkanal ist wieder dicht und durch Versenkung von Schiffen unpassierbar. Wiederum beschliessen die arabischen Erdölländer, allen Staaten kein Erdöl mehr zu liefern, die Israel in irgendeiner Form unterstützen. Es kommt zu Engpässen in den westlichen Ländern.

Die Sowjetunion, die den Nervenkrieg Nassers gegen Israel geschürt hat, aber nicht am Konflikt teilnahm, versucht, an einer einberufenen UNO-Generalversammlung Israel als Aggressor verurteilen zu lassen und zur bedingungslosen Preisgabe der besetzten Gebiete aufzufordern, was misslingt. Nasser bietet seinen Rücktritt an, bleibt jedoch im Amt, um „der Stimme seines Volkes zu folgen.“

Quadrat 1973 – 75 (1973/74): Yom Kippurkrieg (4. israelisch-arabischer Krieg) und Sonntagsfahrverbote
Pünktlich zum nächsten Spannungsaspekt zwischen Saturn und Pluto kommt es mit dem Yom Kippurkrieg am 6. Oktober zum 4. israelisch-arabischen Krieg. Dabei handelt es sich um einen Ueberraschungsangriff, der die Israeli am Yom Kippur, dem Versöhnungsfest und höchsten jüdischen Feiertag völlig unvorbereitet trifft. Nachmittags gegen 14.00 Uhr werden die Bürger mitten in der Stille des Feiertags durch die Nachricht aufgeschreckt, aegyptische Truppen hätten den Suezkanal überschritten und syrische Einheiten griffen im Golangebiet an. Offenbar kommt ein Plan zur Ausführung, der vom aegyptischen Präsidenten Sadat bereits seit Frühjahr ausgeheckt worden war und den Israelis unbekannt blieb. Deren Truppen sind nicht in Alarmbereitschaft, und es dauert 48 Stunden, bis die Gegenoffensive Israels starten kann, deren Luftangriffe sich dann bis Kairo, Damaskus und in den Libanon hinein ausdehnen. Entgegen den Erfahrungen des gut vorbereiteten letzten Krieges, ist dieses Mal der Blutzoll auch auf israelischer Seite hoch. Trotz allem setzen sich die Israelis klar durch, und als nach 16 Kriegstagen auf Drängen der USA und der Sowjetunion ein Waffenstillstand durchgesetzt wird, stehen die aegyptische und die syrische Armee kurz vor dem Zusammenbruch. Es wird eine UN-Friedenstruppe aus 600 Soldaten eingesetzt, die den Waffenstillstand überwachen soll.

Wieder werden die westlichen Staaten – dieses Mal in erheblicherem Masse – von den Arabern politisch-wirtschaftlich mit Hilfe der Erdölwaffe unter Druck gesetzt. Die arabischen Staaten drosseln ihre Oelförderung um 25 % und bestrafen damit insbesondere die USA und die Niederlande, die von nun an kein Oel mehr erhalten. Es kommt zu autofreien Sonntagen in verschiedenen europäischen Ländern, und die Automobilindustrie gerät in Schwierigkeiten. In der Folge kann die schwierige Situation durch die geschickte Vermittlung des amerikanischen Aussenministers Kissinger entschärft werden.

Der Saturn/Pluto-Zyklus von 1982 – 2020: Israel in der Rolle des Goliath
Während sich Israel bisher in erster Linie gegen Angriffe seiner arabischen Nachbarn verteidigte, dabei aus den Konfrontationen erfolgreich hervorging und mit dem Sechstagekrieg von 1967 auch Landgewinne realisierte, welche es ermöglichten, dem Ziel sicherer Grenzen näherzukommen und dabei die Sympathie der Welt – wenn auch nicht der arabischen – genoss, so gibt es ab 1982 einen bedeutsamen Gesinnungswandel in der israelischen Politik. Mit dem Einmarsch in den Libanon wird Israel zur Besetzungsmacht. Damit wandelt sich Israels Rolle vom sympathischen David zum negativ und als bedrohlich empfundenen „kleinen Goliath“. Arabische Ängste vor dem Zionismus als expansive Kolonialmacht werden geweckt, und es entstehen militante islamische Extremistenorganisationen. So geht die Gründung der Hisbollah auf die Besetzung des Libanons im Jahre 1982 zurück, und auch Bin Laden erklärte einmal in einem Interview, dass er 1982, als Israel den Libanon besetzte, den Entschluss für den Aufbau einer islamischen Terrororganisation fasste. Das, was bei der Saturn/Pluto-Opposition des Jahres 2001 als Anschlag des 11. September in die Annalen einging, scheint also seinen Ursprung in der Saturn/Pluto-Konjunktion von 1982 zu haben. Dabei hatte im Jahre 1982 alles noch recht positiv begonnen:

Konjunktion 1981 – 84 (1982/83): Israel gibt Sinai an Aegypten zurück und marschiert in den Libanon ein
Drei Jahre nach Inkrafttreten des israelisch-aegyptischen Friedensvertrags von 1978 und fast 15 Jahre nach der Besetzung durch Israel im Sechstagekrieg, wird die Sinaihalbinsel an Aegypten zurückgegeben. Dies wartet der israelische Verteidigungsminister Ariel Sharon ab, um einen entscheidenden Schlag gegen die PLO im Libanon zu führen. Anlass dazu geben ihm sporadische Mörserangriffe der PLO vom libanesischen Territorium aus. Das, was als kurzer Feldzug gedacht war, mit dem Ziel, eine 40 Kilometer breite Sicherheitszone im Südlibanon zu schaffen, wird dabei zum längsten Nahostkrieg seit 1948. Tausende von Palästinensern und Libanesen finden unter den Trümmern der von der israelischen Luftwaffe und Artillerie bombardierten Häusern den Tod. Ein riesiger neuer Flüchtlingsstrom ist die Folge. Im Zuge der Operationen dringen die Israelis bis nach Beirut vor und belagern Westbeirut. Verschont wird dabei der christliche Ostteil der Stadt. Als Resultat der Operationen muss die PLO Libanon verlassen, was durch amerikanische Vermittlung gelingt.

Beirut bleibt als Trümmerfeld zurück, und Hunderttausende Menschen sind obdachlos geworden. Zwar hat Israel sein Ziel – den Abzug der PLO-Kämpfer – erreicht, aber es hat die Sympathien, die es früher in der Welt genoss, eingebüsst, umso mehr, als der Krieg ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung geführt wurde. Es ist sogar unter den Augen der israelischen Besatzungstruppen zu Massakern in palästinensischen Flüchtlingslagern durch christliche Milizen gekommen, bei welchen mehr als 1000 palästinensische Flüchtliche ermordet wurden.

Für Israel hat eine neue Epoche als Besatzungsmacht eines fremden Landes begonnen, welche erst im Jahre 2000 mit dem Abzug aus Libanon zu Ende geht.

Quadrat 1992 – 94: Friedensgespräche und Aussicht auf Autonomie für die Palästinenser
Zuweilen gibt es unter Saturn/Pluto-Aspekten auch positive Nachrichten, besonders wenn gleichzeitig – wie im Jahre 1993 – Uranus und Neptun mit ihrer Konjunktion Politiker dazu ermuntern, neue Wege zu gehen, dem Hass abzuschwören und Vorbehalte gegenüber dem Gegner zu überwinden. So geschehen am 13. September, als sich Israels Premierminister Yitzhak Rabin und PLO-Chef Yassir Arafat in Anwesenheit von Bill Clinton vor dem Weissen Haus in Washington die Hand reichen. Die Erzfeinde von einst schliessen ein erstes Abkommen, das zur Autonomie von Jericho und des Gazastreifens führen soll. Dabei geht es auch um gegenseitige Anerkennung. Die PLO anerkennt das Recht Israels, in Frieden und Sicherheit zu existieren und verzichtet auf Terror. Israel anerkennt die PLO als Vertretung des palästinensischen Volkes. Es gibt aber unversöhnliche Gegner, die den Vertrag ablehnen. In Israel sind dies der rechtsstehende Likudblock und natürlich die Siedler in den besetzten Gebieten. Auch Syrien meldet Vorbehalte an, und die Hamas sowie der Iran lehnen den Vertrag grundsätzlich ab. Leider siegen die Gegner, und Yitzhak Rabin kann sein Werk nicht vollenden. Am 4. November 1995, weniger als eine Woche bevor der Planet Pluto definitiv ins Schützezeichen tritt, wird er von einem jüdischen Studenten, Yigal Amir, ermordet, welcher für sich in Anspruch nimmt, „Gott habe ihm befohlen, die Tat zu vollbringen.“ Danach gibt es in Israel Neuwahlen, bei welchen der konservative Politiker Netanyahu, der den Autonomievertrag ablehnt, als Premierminister gewählt wird.

Opposition 2000 – 03 (2001-03): Rückzug Israels aus dem Libanon, Scheitern der Friedensverhandlungen Israel – Palästina, zweite Intifada
Am 24. Mai 2000 ziehen sich die israelischen Soldaten im Chaos aus Südlibanon zurück. Dabei hinterlassen sie unfreiwillig Depots mit Rüstungsgütern. Im Libanon wird dieser ungeordnete Abzug als Erfolg der Hisbollah gewertet. Es spielen sich euphorische Szenen ab, aber die Christenmiliz fürchtet die Rache der nachrückenden Hisbollah, so dass sich 5000 Soldaten nach Israel absetzen und um Asyl bitten. Am 25. Juli 2000 erklärt das Weisse Haus nach 15 Tagen Verhandlungsdauer den einberufenen Nahostgipfel zwischen Israel und den Palästinensern für gescheitert. Aufgrund des beidseitig vereinbarten Rahmens hätte bis zum 13. September Einigkeit über den Endstatus erreicht werden sollen. Weder konnte sich Israel dazu durchringen, sich auf die Frontlinien von Anfang Juni 1967 zurückzuziehen, was die Resolution des UNO-Sicherheitsrates forderte, noch war es bereit, den Ostteil Jerusalems zu räumen. In Israel folgen Freudenkundgebungen, bei den Palästinensern loben radikale Gruppierungen wie die Hamas die Kompromisslosigkeit von Arafat und in Gaza wird zu einer neuen Intifada aufgerufen. In seiner Bilanz der Konferenz meint allerdings US-Präsident Clinton, Barak habe sich konzessionsbereit gezeigt, während Arafat sich nicht bewegt habe. Palästinenser und arabische Regierungen werfen den USA Einseitigkeit vor.

Am 28. September entzündet sich die gespannte Lage im Anschluss an den Besuch Ariel Scharons, des Chefs des oppositionellen Likudblocks Israels am Tempelberg, wobei Scharon bewusst provozierend zur Al Aksa Moschee und zum Felsendom schreitet, im Islam die drittwichtigste religiöse Stätte nach Mekka und Medina. Die Reaktion der Palästinenser auf Scharons Provokation lässt nicht lange auf sich warten. Es kommt zur so genannten „Al Aksa-Intifada“, welche bis Ende November zum Tod von 250 Palästinensern und 27 Israelis führt. Der Friedensprozess wird vorläufig beendet, und es setzt eine Welle von Selbstmordattentaten ein. Ende November wird der einstige Hoffnungsträger für den Frieden mit den Palästinensern, Ehud Barak, gestürzt, und es gibt Neuwahlen, bei welchen der Rechtspolitiker Scharon im Februar 2001 Premierminister wird. Scharon findet insbesondere nach dem 11. September 2001 beim neuen US-Präsidenten Bush, der ihn als Verbündeten im Kampf gegen den islamischen Terror betrachtet, bedingungslose Unterstützung. Die USA haben sich aus der Rolle des „ehrlichen Maklers“ aus dem Nahost verabschiedet, und die Palästinenser fühlen sich nun sich selbst überlassen.

Jetzige und zukünftige Saturn/Pluto-Aspekte
Für die Jahre 2005/2006 gilt keiner der im Zusammenhang mit wichtigen Etappen im Konflikt zwischen Israel und seinen Nachbarn beschriebenen Hauptaspekte zwischen Saturn und Pluto. Ein solcher – das nächste Quadrat – wird erst 2009 – 2011 gebildet, allerdings dannzumal unter der explosiven Mitwirkung des dazu in Spannung befindlichen Uranus. Zur Zeit gibt es von 2005 – 2006 das schwächere Anderthalbquadrat. Auch solche Aspekte, wie die Gruppe der Halb- und Anderthalbquadrate, stellten jedoch in der Vergangenheit wichtige Zwischenstationen dar für etwas, was beim darauf folgenden Hauptspannungsaspekt in voller Deutlichkeit sichtbar wurde. So gab es unter dem Halbquadrat von 1987/88 zwei wichtige Entwicklungen, die beim nächsten Quadrat von 1992-94 zu den bedeutsamen Friedensgesprächen führte: Ende 1987 brach in den von Israel besetzten Gebieten die erste Intifada aus und damit die bisher schwersten Unruhen. Ein Jahr später, im Dezember 1988, war die PLO erstmals bereit, das Existenzrecht Israels anzuerkennen und auf den Terror zu verzichten. Jetzt ist die Situation natürlich eine ganz andere, und wir erleben im Moment eine Verhärtung auf beiden Seiten, die es schwer macht, eine Lösung zu erkennen. Dennoch ist es gerade während des Anderthalbquadrats entscheidend, dass Lösungen gefunden werden, damit die Zeit des Quadrats nicht in eine monumentale Konfrontation mündet.