Astrologie Heute Nr. 123 (Oktober 2006) - Reflexe/Reflexionen
Bild vergrössern
Astrologie Heute Nr. 123
Oktober 2006

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 123 bestellen

R   E   F   L   E   X   E
R E F L E X I O N E N


 

 


 

Der Zankapfel der Astronomen
 

Nachdem am 5. Januar 2005 im Kuiper-Gürtel ein Objekt entdeckt wurde, das einen rund 100 Kilometer grösseren Durchmesser hat als Pluto und somit das grösste seiner Art ist,*1 wurde zuerst darüber spekuliert, dass dieser Himmelskörper der zehnte Planet werden oder allenfalls sogar Pluto als neunten Planeten verdrängen könnte. Seine Entdecker hatten dem Objekt neben der provisorischen Bezeichnung 2003 UB 313 bereits einen Namen gegeben: Xena (Kriegerprinzessin aus der gleichnamigen US-Fernsehserie, als deren Fan sich einer der Entdecker, Mike Brown, geoutet hat). Es kam anders, wie wir wissen, und die Internationale Astronomische Union (IAU) hat an ihrer 26. Generalversammlung vom 24. August 2006 in Prag die Definitionen für Himmelskörper neu festgelegt. Bis dahin war die Bezeichnung «Planet» wissenschaftlich nie klar umrissen worden. Beiden Objekten 2003 UB 313 und Pluto wurde der Planetenstatus nicht gegeben respektive aberkannt. Tatsächlich haben an der entscheidenden Sitzung in Prag nur 428 Experten abgestimmt, obwohl zuvor rund 2500 Forscher am Kongress waren (die IAU hat rund 10000 Mitglieder).

Und auch der Name Xena ist gestrichen – dieses Objekt heisst nun seit dem 13. September Eris. Demnach sind Eris, Pluto und auch Ceres Zwergplaneten (der Status von Sedna und Quaoar ist noch ungeklärt). Die transneptunische Unterklasse der Zwergplaneten wurde zwar definiert und diese sollten zunächst «Plutonen» genannt werden, aber auch diese Bezeichnung setzte sich nicht durch, ohne dass aber dafür eine andere gefunden wurde.
 
Wie die Astronomen auf den Namen Eris kamen, ist nicht bekannt, bezeichnenderweise aber ist dies der Name der griechischen Göttin der Zwietracht und des Zanks! Da Eris nicht zur Hochzeit von Peleus und Thetis eingeladen wurde, entfesselte sie Zwietracht unter den Göttinnen, indem sie einen Apfel (Erisapfel, Zankapfel) mit der Aufschrift «Der Schönsten» unter die Gäste warf. Der Streit wurde von Paris zugunsten Aphrodites entschieden und führte schliesslich zum Trojanischen Krieg. Als «unwiderstehlich passend» hat Mike Brown den unfreiwilligen Humor der IAU bei der Namensgebung von 2003 UB 313 bezeichnet.
 
Seit Pluto den Planetenstatus weg hat, hat er offiziell auch seinen Namen verloren – er trägt nur noch eine Nummer: 134340. Gnädigerweise darf er aber als Zweitnamen nach der Nummer die alte Bezeichnung Pluto behalten. Übrigens ist auch Eris nur der Zweitname des Objekts mit der Nummer 136199.
 
Die breite Öffentlichkeit ist nun in grossem Masse entrüstet über die Entscheidung der IAU und diskutiert auf zahlreichen Pluto-Fanseiten im Internet über den Fall. Und schon einige Tage nach der Versammlung starteten Wissenschaftler eine Kampagne, um die IAU zur Rücknahme ihres Beschlusses zu zwingen. Sie setzten eine Petition auf, die besagt: «Wir als Planetenforscher und Astronomen sind nicht einverstanden mit der Planeten-Definition der IAU, und wir werden sie nicht verwenden. Es ist eine bessere Definition notwendig.» Die Wissenschaftler bemäkeln auch, dass das dritte Kriterium der Planetendefinition, nämlich dass ein Planet das Umfeld seines Orbits von kleineren Himmelskörpern freigeräumt haben müsse, auch für Erde, Mars, Jupiter und Neptun nicht zuträfe – diese wären demnach ebenfalls keine Planeten mehr!

–bzi
Fussnote: *1 Mike Brown, Chad Trujillo und David Rabinowitz waren die Entdecker – also dieselben Astronomen, die schon Quaoar, Sedna und Orcus fanden.
Quellen: SpiegelOnline, Wikipedia, Brockhaus

 

Jubiläumskongress: 60 Jahre KBSG
 

Vom 30. Juni bis 2. Juli 2006 fand in Heppenheim der Jubiläumskongress zum 60-jährigen Bestehen der Kosmobiosophischen Gesellschaft statt. Es wurde den Teilnehmern ein abwechslungsreiches und interessantes Programm geboten.
 
Den Auftakt machte Heidi Dohmen mit ihrem Kurzseminar über die Halbsummen. Zunächst wurde dargestellt, wie man Halbsummen berechnet und was verschiedene Halbsummen aussagen und wie aufschlussreich sie nicht nur im Radix als Schicksalsstruktur, sondern auch bei Transiten und Direktionen sind. Dann wurde an einzelnen Halbsummen-Strukturen von Teilnehmern des Seminars die Bedeutung dieser individuellen Strukturen näher erläutert. Insgesamt wurde klar, welche Bedeutung diesen Horoskopstrukturen zukommt und wie lohnend es ist, sie in der Horoskopdeutung zu berücksichtigen.
 
Im Vortrag von Margarethe Laurent-Cuntz über Goethe und seine 28-jährige Partnerschaft mit Christiane Vulpius wurde klar, dass diese meist unterschätzte Frau an der Seite Goethes mehr Qualitäten aufwies, als man ihr landläufig zutraut. Die immense Bedeutung von Christiane Vulpius für Goethe und die langjährige Verbindung mit dem Geheimrat wurden insbesondere verdeutlicht durch Einbeziehung der Antiszien (Spiegelpunkte) in den Horoskopen der beiden Persönlichkeiten und in ihrem Verhältnis zueinander.

Klaus W. Bonert hatte in seinem Vortrag die Sonnenbogendirektion zum Thema, die bekanntlich besagt, dass alle Planeten sowie AC, MC und Mondknoten mit der Bewegung der Sonne nach der Geburt in gleicher Weise vorgeschoben werden. Er stellte besonders heraus, dass der Sonnenbogen anzeigt, was passiert, der Transit, wann etwas passiert. Zudem hob er die Wichtigkeit der Herrscher der Eckhäuser eins, vier, sieben und zehn bei der Sonnenbogendirektion hervor, wobei in erster Linie die Altherrscher und erst in zweiter Linie die Neuherrscher bedeutsam sind.
 
Eric Weil begann mit der Arbeit zu seinem Vortragsthema «Arthur Koestler – ein Leben voller Widerspruch» am 5. September 2005, genau 100 Jahre nach der Geburt dieses Mannes. An diesem Tag befand sich der progressive Merkur Koestlers auf 25° 07' Schütze in genauer Konjunktion mit dem MC von Eric Weil (25° 09' Schütze), und der progressive AC des Schriftstellers war auf 17° 59' Zwillinge, wo minutengenau die Geburtssonne von Eric Weil steht. Dies ist offensichtlich mehr als ein Zufall. In seinem Vortrag beleuchtete Eric Weil das Leben dieses Mannes: vom überzeugten Zionisten über die Begeisterung für den Kommunismus (dreimal stand zu dieser Zeit Neptun im Quadrat zum Geburts-Mond von Koestler) bis zu seiner journalistischen Tätigkeit in Spanien, die ihn fast das Leben gekostet hätte (progressives MC im Quadrat zur Sonne, gleichzeitig progressiver AC im Trigon zu Pluto). Auch die Abkehr vom Kommunismus, den Koestler dann aufgrund seiner Einsichten vehement bekämpfte. Das Geburts-MC im Sextil zur Sonne sorgte für seine spätere Berühmtheit. All das, wie auch die spätere Hinwendung zu Geschichte und Wissenschaft sowie sein Verhältnis zu Frauen (drei Ehen) wurden astrologisch eindeutig belegt. Das betrifft auch sein tragisches Ende (Doppelselbstmord mit seiner dritten Frau, die ihm freiwillig in den Tod folgte) am 3. März 1983.
 
Renata Gerling sprach über Papst Benedikt XVI. Sie beschrieb alle wichtigen Stationen seines Lebensweges und zeigte die entsprechenden Tageskonstellationen und Direktionen mit ihrer Beziehung zu seinem Radixhoroskop. Die Betrachtungen erfolgten unter dem Gesichtspunkt, ob Joseph Ratzinger in seinem Amt als Papst weiter der konservative Bewahrer ist oder doch der fortschrittliche Reformer sein könnte, der er in seiner Jugend einmal war. Da beide gegensätzlichen Haltungen in seinem Radix verankert sind, kam die Referentin zum Schluss, dass durchaus die Wahrscheinlichkeit besteht, dass dieser Papst einige wesentliche Dinge ändern wird, die für die Christenheit von Bedeutung sind. Allerdings wird er dies auf seine eigene Art tun – in einem weitgehend begrenzten, festgefügten Rahmen, wie es den Richtlinien der katholischen Kirche entspricht.
 
Heidi Dohmen sprach in ihrem Vortrag über die Bedeutung der Mondphasen im Geburtshoroskop und wies auf die Besonderheiten der einzelnen Phasen hin, von der zunehmenden Phase bis zum Vollmond, die auf Aufbau, Extrovertiertheit, Saat etc. hinweist, und weiter bis zum Neumond, wo es in der abnehmenden Phase um Abbau, Umbau, Samenbildung, Introversion, Reflexion, Erfahrungen, Beziehungserneuerung etc. geht.
 
Heinz Bornemann schliesslich zeigte in seinem Vortrag «Schöpfungsgeschichte und Astrologie» anhand zahlreicher Details, wie das biblische Thema systematisch astrologisch nachvollzogen werden kann.

 
–Manfred Gerling