Astrologie Heute Nr. 123 (Oktober 2006) - Bücherschau
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Astrologie Heute Nr. 123
Oktober 2006

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 123 bestellen

B Ü C H E R S C H A U




Schicksalsbotschaft
 
Wulfing von Rohr
Geheimnisvolle Palmblattbibliotheken
Das Leben – Schicksal oder Zufall?
 
Pb., 140 S., Euro-D 12,95 / Euro-A 13,40 / sFr. 23.80
Lüchow Verlag, D-Stuttgart 2006
   

Zwei Mal schon habe ich versucht, nach Indien zu reisen. Beide Male wollte ich die Palmblattbibliotheken besuchen – beide Reisen haben nicht stattgefunden. Jetzt liegt das Buch von Wulfing von Rohr mit dem Titel Geheimnisvolle Palmblattbibliotheken vor mir. Nach der Lektüre ist mir auch klar geworden, warum beide geplanten Reisen nicht stattgefunden haben. Es existieren in Indien eine Vielzahl von Palmblättern, auf denen der Name des Ratsuchenden, der Geburtstag und der Tag der Lesung aufgeschrieben sind. Wulfing von Rohr stellt drei Palmblattbibliotheken mit Anschrift vor. Angeblich ist auch auf den Palmblättern vermerkt, zu welcher Palmblattbibliothek der Ratsuchende fährt. Denn genau an dem Ort befindet sich sein persönliches Palmblatt. In der Palmblattbibliothek befinden sich Palmblattübersetzer, die dann mit dem persönlichen Palmblatt genaue Aussagen über die Vergangenheit, über karmische Themen und über die Gegenwart machen können. Der Palmblattleser widmet sich auch der Zukunft. Der Autor zeigt an eigenen und an fremden Beispielen, wie eine Lesung in Indien aussehen kann. Die Art der Dokumentation von persönlichen Erlebnissen ist sehr spannend und bewegend. Wulfing von Rohr untersuchte die Geschichte der Palmblattorakel und recherchierte, wie die Lebensdaten aufgezeichnet wurden. Er diskutiert in seinem Buch die Art und den Inhalt der Aufzeichnungen und fragt, wozu diese Schicksalsbotschaften dienen könnten.
Im zweiten Teil seines Buches wendet sich der Autor dem Mysterium des Lebens zu. Konzepte zu Chaos und Karma, Zufall und Schicksal, Vorherbestimmung und freiem Willen werden beleuchtet. Neben dem goldenen Buch gibt es auch in heutiger Zeit moderne Versuche, die Zukunft zu erfassen. Hierzu stellt der Autor einige interessante moderne Orakel vor. Die Suche nach Welt- und Schicksalsformeln lässt ihn über Physik, Biologie, Mathematik, Psychologie und Religion nachdenken. Den Abschluss bildet die mystische Botschaft Jesu und christlicher Mystiker in seiner neuen Sicht.
Ein interessantes Buch, das viele spannende Themen vorstellt und einen Überblick über neue und alte Formen der Prophezeiung und Schicksalsdeutung bietet. Gelungen ist auch der Aufbau des Buches, denn er ermöglicht eine leichte Orientierung. Im Anhang sind Adressen der Palmblattbibliotheken aufgelistet. Mal sehen, in welcher mein Palmblatt zu finden ist. Vielleicht klappt es bei mir ja beim dritten Versuch.
 
–Lydia Wentzel


Offenlegung der Chiron-Wunde
 
Lianella Livaldi Laun
Chiron in der Partnerschaftsastrologie
Die Versöhnung der Gegensätze
 
geb., 104 S., 27 Abb., Euro-D 15,90 / Euro-A 16,40 / sFr. 28.50
Chiron Verlag, D-Tübingen 2005
   
Die Schwierigkeit in Partnerschaften besteht darin, die Wunde, welche die Partnerschaft krank macht, zu erkennen. Viele Partnerschaften zerbrechen leider, ohne dass das eigentliche Problemthema erkannt wurde. In der Mythologie begann die eigentliche Heilung Chirons, als er seine Verwundung annahm und aufhörte, verbissen nach einem Heilmittel zu suchen. Manche Wunden sind nicht heilbar und benötigen die Akzeptanz und die Grösse, sie anzunehmen. Bei Chiron geht es nicht nur um persönliche, sondern auch um kollektive Themen, die ganzheitlicher Heilung bedürfen. Gerade in Partnerschaften mit Chiron-Themen ist es eine grosse Herausforderung, neue Dimensionen des Erlebens einer Partnerschaft zu erfahren. Sich selbst in Beziehung zu diesem Problem zu sehen und nach Wegen der Machbarkeit zu forschen. Hier ist oft das Opferbringen die einzige Möglichkeit, aus einer schmerzvollen Lage Erlösung zu finden.
 
So individuell, wie jede Partnerschaft ist, so individuell sind auch die Schwierigkeiten und die Lösungen, die erst gelebt werden wollen. In ihrem Buch Chiron in der Partnerschaftsastrologie zeigt Lianella Livaldi Laun dies anhand zahlreicher Beispiele aus ihrer Beratungspraxis. Mit ihrem fundierten mythologischen Hintergrund legt sie die Chiron-Wunde bei ihren Beispielpartnerschaften offen und schildert den aus der Chiron-Problematik entstandenen Schmerz wie auch Ursachen und Entwicklungsmöglichkeiten. Dabei behandelt sie die Verletzungen aus der Kindheit, die Verletzungen durch den Partner, das Thema Chiron und Sexualität, unversöhnliche Gegensätze der Partner, die der Akzeptanz bedürfen, sowie familiäre Verstrickungen und deren Auswirkungen auf das Liebesleben.
 
In ihrem Buch spricht die Autorin offen und unverblümt über diese Partnerschaftsthemen und bringt auch eigene Erfahrungen mit in die Ausführungen ein. Die detaillierte Beschreibung der Chiron-Stellungen in den Beziehungs- und Sexualitäts-Häusern gibt dem Buch astrologische Tiefe. Es animiert die Leser zur Deutung der Chiron-Themen in der eigenen Partnerschaft.
 
–Lydia Wentzel


Konkrete Anschauung
 
Michael Roscher
Der Mond
Licht und Schatten astrologischer Mond-Konstellationen
 
12. überarb. Aufl., geb., 542 S., 35 Abb.
Euro-D 28,00 / Euro-A 28,80 / sFr. 49.–
Chiron Verlag,D-Tübingen 2006
   
Die vorliegende überarbeitete und wesentlich erweiterte Neuauflage von Michael Roschers Buch Der Mond verdankt ihr Erscheinen laut Aussage des im August letzten Jahres verstorbenen Autors nicht zuletzt dem Wunsch vieler Leser, er möge im Vergleich zu seinem alten Mond-Buch doch auch den erlösten Ausdrucksweisen der einzelnen Mond-Konstellationen mehr Gewicht beimessen. Diesem Wunsch ist Roscher auf überzeugende Art und Weise nachgekommen. Darüber hinaus hat er die bisher vorliegenden Analysen des Mondes in den Zeichen und Häusern um einige wesentliche Kapitel erweitert: Die Bedeutung des Aszendenten im Zusammenspiel mit dem Mond, Aspekte des Mondes in der Radix und Auswirkungen des transitierenden Mondes zu allen anderen Planeten.  
 
Über diese wertvollen Ergänzungen hinaus hat Roscher seine bisherigen Analysen in dem Sinne überarbeitet, dass er nun natürlich nicht zu völlig neuen Interpretationen kommt, dazu waren seine früheren Analysen schon zu fundiert und stimmig, sondern auch die mit den einzelnen Radix-Mondstellungen verknüpften Fallen, Lernaufgaben und Herausforderungen beispielhaft beschreibt. Auch in dieser Neuauflage zeichnen sich aber vor allem die Kapitel über die individuellen Mond-Konstellationen in den Zeichen und Häusern dadurch aus, dass Roscher keine Analysen im Sinne eines Rezeptbuches vorlegt, sondern den Schwerpunkt auf eine auch psychologisch untermauerte Bandbreite möglicher erlöster oder unerlöster Ausdrucksweisen legt. Anhand einer Fülle von Beispielhoroskopen bekannter Persönlichkeiten übersetzt Roscher seine Analysen in eine für den Leser konkrete Anschauung und ein nachvollziehbares Verständnis.
 
Im Vergleich zu der vorliegenden, ja eher spärlichen Literatur zum Thema Mond ist es wohl nicht zu hoch gegriffen, wenn man Roschers Mond-Buch als einen Klassiker bezeichnet. Deshalb: Wer Roschers altes Mond-Buch kennt, sollte auch sein neues kennenlernen. Für Astrologie-Anfänger ein Muss.
 
   –Peter Schlapp


Einiges zu entdecken
 
Christa Gallery
Angst im Horoskop
erkennen und verstehen
 
Pb., 128 S., Euro-D 14,90 / Euro-A 15,40 / sFr. 26,80
Chiron Verlag,D-Tübingen 2006
   

Die Autorin Christa Gallery blickt auf eine langjährige Erfahrung im Umgang mit Ratsuchenden zurück und ist geprüfte Astrologin des DAV. Ihr Buch Angst im Horoskop wurde in einem Autorenwettbewerb des Chiron Verlages unter 49 eingesandten Manuskripten auf Platz eins gewählt. Der eingesetzten Astrologenjury kann ich nur gratulieren, dass sie dieses gelungene Erstlingswerk zielsicher herausgesucht hat.  
 
Der Aufbau des Buches ist klar, die Darstellung gut strukturiert. Bevor die Autorin den Leser mit Deutungen zum Thema Angst konfrontiert, stellt sie die verschiedenen Phänomene und Begriffe der Angst vor. Astrologische und auch nicht astrologische Ursachen erklärt sie auf fundierte Weise. Dem interessierten Leser werden dazu weiterführende Literaturhinweise gegeben. Trotz des überschaubaren Umfangs des Buches fehlt ihm nicht die sachliche Tiefe.
 
Die mit Angst verbundenen Planeten ziehen sich als roter Faden durch die Darstellung. Neben den beklemmenden Angstklassikern wie Saturn und Pluto taucht – vielleicht überraschend, aber doch nachvollziehbar – zum Beispiel auch Merkur in der Reihe dieser angstspezifischen Planeten auf. Es gibt also einiges zu entdecken, was in anderen Büchern, jedenfalls in dieser Form, noch nicht zu lesen war.
 
Die Ausprägung der planetentypischen Angstformen lernt der Leser zunächst in ihrer prinzipiellen Bedeutung kennen. Christa Gallery differenziert ihre Darstellung zusätzlich anhand der Aspekte der persönlichen Planeten zu den Angstplaneten. Berücksichtigt sind erfreulicherweise auch Transite und weitere astrologische Zusammenhänge. Der eine oder andere Leser fragt sich vielleicht: Wem nützt es schon, seine Angst astrologisch beschreiben zu können? Die Antwort bleibt die Autorin nicht schuldig. Aus der Erklärung der astrologischen Angstfaktoren entwickelt Christa Gallery auch Auswege, wie man sich von seiner eigenen typischen Angstform befreien kann oder mit ihr erträglich zu leben lernt. Angstgefühle haben warnende Funktionen, sind also kein Charakterfehler und auch kein Grund, sich minderwertig zu fühlen. Die dargestellten Angstformen werden damit nicht nachträglich relativiert, sondern in das Leben integriert.
 
Die Monografie ist auch für psychologisch nicht besonders vorgebildete Astrologen ein angenehm lesbares Fachbuch. Die Einbettung in mythologische Hintergründe und einige Einzelfallstudien runden das Werk ab. Die einfühlsame Sprache wird dem Thema auf besondere Weise gerecht. Ein lohnendes Buch. 
 
–Dr. Bernhard Firgau


Fundiertes Wissen
 
Alexander Ruperti
Kosmische Zyklen
Planetarische Muster des Wachstums
 
geb., 344 S., Euro-D 26,90 / Euro-A 27,70 / sFr. 47.10
Chiron Verlag, D-Tübingen 2005
   
Der astrologische Buchmarkt wird immer schmaler. Das Angebot an gehaltvoller und inhaltsreicher Literatur ist rar geworden. Der Trend liegt wohl im leichtverdaulichen, schnellen Lesevergnügen. Das Buch Kosmische Zyklen von Alexander Ruperti ist eine Ausnahme. Ein tiefes Wissen wird hier vermittelt. Er selbst war Mitbegründer des Netzwerkes für humanistische Astrologie in Frankreich. Sein fundiertes Wissen erlernte er als Schüler von Dane Rudhyar und Charles Carter. Alexander Ruperti ist 1998 verstorben. Aber das Werk, welches er hinterlassen hat, ist für heutige Astrologinnen und Astrologen immer noch sehr empfehlenswert.
 
Sein Ansatz ist die humanistische Astrologie. Hier unterscheidet man vier wichtige Interpretationsebenen: die biologische, die soziokulturelle, die individuelle und die überpersönliche. Auf diese Weise kann das Horoskop so gedeutet werden, dass dem Betreffenden die Themen mit der grössten Eindringlichkeit verständlich gemacht werden. Dane Rudhyars Ansatz, eine «Transpersonalität» zu erreichen, wird in diesem Buch übernommen, in dem Sinne, dass zwar nicht jeder in der Lage ist, alle Ebenen zu leben, dass aber jeder das Transpersonale zumindest auf einer symbolischen Weise erfahren kann.
 
Zentrales Thema dieses Buches aber sind die Zyklen, die der Autor in überzeugender Weise darlegt. Beginnend bei der Struktur von Tages-, Monats- und Jahreszyklen kommt er zur astrologischen Anwendung grosser Zyklen und deren Interpretationen. Die Deutung der Zyklen der einzelnen Planeten ist hier sehr ausführlich gestaltet. Zum Schluss folgt eine fundierte Beschreibung des Altersfaktors. Dieser und die wichtigsten astrologischen Entsprechungen liegen auch in tabellarischer Form vor. Dieses Buch von Alexander Ruperti ist so etwas wie ein Klassiker, der dankbarerweise vom Verlag neu aufgelegt wurde.
 
–Lydia Wentzel


Qualität der Zeit
 
Jörg Rüpke
Zeit und Fest
Eine Kulturgeschichte des Kalenders
 
geb., 256 S. 19 Abb., Euro-D 22,90 / Euro-A 23,60 / sFr. 40.10
C. H. Beck, D-München 2006
   
Die Qualität der Zeit zu erfassen, ist bekanntlich der Kern der Astrologie. Die öffentliche Wahrnehmung bei der Zeitmessung beschränkt sich demgegenüber weitgehend darauf, deren Quantität zu bestimmen – und das mit nie erreichter Präzision.
 
Ein Buch des Religionswissenschaftlers Jörg Rüpke lädt ein, sich auf die Ursprünge der Zeitmessung zurückzubesinnen – es heisst Zeit und Fest. Seine «Kulturgeschichte des Kalenders» fragt nämlich nicht nur nach der Quantität, sondern macht auch deutlich, dass es bei den Versuchen, die Zeit einzuteilen und zu messen, immer auch um deren Qualität ging. Darüber hinaus betrachtet er den Kalender als «kulturelles Produkt, ein ‹Konstrukt› der Gesellschaft, an dem jeder Einzelne mitgestaltet.»
 
Unter diesen Gesichtspunkten führt der Autor ausgesprochen kurzweilig durch Ort und Zeit, kommt vom Mond- zum Sonnenkalender, von Julius über Konstantin zu Gregor und lässt dabei auch die Astrologie nicht aussen vor. Zwar geht er nicht ins Detail, enthält sich aber der in der Wissenschaft weit verbreiteten Polemik, wie unseriös es sei, mittels der Sterne die Qualität der Zeit erfassen zu wollen. Stattdessen zeigen seine Ausführungen einen grossen Respekt vor der Astrologie. Er hebt ein Phänomen hervor, das selbst viele Astrologen kaum mehr beachten, nämlich die Planetenwoche. Dabei hat er immer im Blick, welchen konkreten Nutzen die entsprechende divinatorische Praxis verspricht. – Kurzum, auch für Astrologen ein sehr lesenswertes und spannendes Buch.
 
–Klemens Ludwig