Astrologie Heute Nr. 125 (Februar 2007)
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Astrologie Heute Nr. 125
Februar 2007

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 125 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 
Viren, Würmer & Co.

 
von Barbara Egert
 

 
Vor einigen Jahren war «Viren» noch ein medizinischer Ausdruck für infektiöse Krankheitserreger, die uns befallen und ans Bett fesseln. Wir eilten zum Arzt, der uns im schlimmsten Fall Penicillin verschrieb, um uns wieder aktionsfähig zu machen. Heute weiss man nicht mehr so recht, ob der PC oder der Körper gemeint ist, wenn jemand über einen Virus klagt. Man sieht diesem Jemand zwar an, dass etwas Schreckliches passiert sein muss. Wenn dann der Nachsatz kommt: «Vielleicht ist es auch ein Wurm …», dann ist für den PC-Kundigen alles klar, für den PC-Laien jedoch hört sich das so an, als ob der Jemand von einer Wurmkrankheit heimgesucht wird. Bei der sorgenvollen Bemerkung des Betroffenen, dass er sich eventuell auch einen Trojaner eingefangen haben könnte, wird es für sein Gegenüber schwierig, und ich vermute, er wird eher einen Schritt zurücktreten, um sich von dieser neuartigen Krankheit nicht anstecken zu lassen.
 
Als mein Mann mir kürzlich etwas über PCcillin erzählte, war ich ganz überrascht, dass die Computerwelt nun auch diesen Begriff aus der Medizin übernommen hat, ich wusste allerdings (noch) nicht, dass es sich bei diesem «Penicillin» um ein Virenkiller-Programm handelt. Wenn sich zwei Computerfreaks heutzutage unterhalten, hören sie sich an wie Geheimagenten, die verschlüsselte Botschaften austauschen: «Nero» (der «brennende» Kaiser?), «ACDsee» (war das nicht mal eine Rockgruppe?), «Opera» (welche Oper denn?). Und man kann vermuten, «zip» und «rar» seien so etwas wie «Dick und Dünn», wobei man gar nicht so falsch liegt, da es sich um Komprimierungsprogramme handelt, die aus dick dünn machen … Der Uneingeweihte wähnt sich in geistiger Verwirrung.
 
Was jedoch jeder versteht, der mit Computern arbeitet – und das sind heute ja fast alle –, ist das Wort «Crash», das sich phonetisch schon gefährlich anhört und unberechenbare Ausbrüche hervorrufen kann. Ich halte mich nicht für ver-rückt, sondern für ganz «normal», was immer man darunter verstehen mag. – Wenn jedoch mein Computer abstürzt und vielleicht gleichzeitig auch noch einen soeben geschriebenen Text mit ins Nirwana reisst, kommt mein Mars angeschossen und gefährdet mein Umfeld, ob es sich nun um Dinge oder Personen handelt. Lautstark schimpfen Sonne, Merkur und AC im Quadrat zu Mars über diesen blöden Kasten, den man am liebsten aus dem Fenster werfen würde, stampfen mit dem Fuss auf, schlagen orientierungslos auf die Tastatur ein und schreien dann lauthals um Hilfe.
 
Wohl dem, der einen computerkundigen Menschen in seinem Umfeld hat! Also stürzt mein Mann herbei, schon gewarnt von meinem kriegerischen Radau, und schiebt mich sanft beschwichtigend beiseite: «Nun lass mich mal!» Ein Mann, ein Wort. Seine Mars/Uranus-Konjunktion in Stier und sein intuitives Merkur/Neptun-Quadrat prüfen ahnungsvoll und einfallsreich, und mit verbissenem Tiefblick hilft Merkur Quadrat Pluto, dem elenden Absturz auf die Schliche zu kommen. Ich stehe derweil ungeduldig dabei und frage alle zwei Minuten, ob denn mein Text noch da sei!? – Rückfrage: «Hast du ihn denn zwischengespeichert?» – «Hu!, ich glaube nicht …» Katastrophe, Desaster, abgrundtiefe Abneigung gegenüber dieser modernen Technik. Früher war alles besser …
 
Es ist mir unbegreiflich, wie ein Freund von uns nach einem Crash und/oder Befall von fiesen Vieren, Würmern & Co. seelenruhig seinen Computer ausschalten, den einen oder anderen Bekannten anrufen und eine Woche warten kann, bis dieser ihm zu Hilfe kommt. Natürlich handelt es sich bei unserem Freund um einen Saturnier mit einer Sonne/Saturn-Konjunktion und Merkur in Steinbock mit Trigon zum Stier-AC. Manchmal beneide ich die Saturn-Typen um ihre Sachlichkeit und Ausdauer, ihren Pragmatismus und ihre Langmut, aber ich glaube, bei diesen besonderen Attacken auf meinen Computer würden sie mich nur noch nervöser machen.
 
Unser Zauberwort bei einem ruinösen Crash heisst Tino – unser junger Computer-Freak-Freund, der herbeieilt und den Rechner mit unverständlichen Beschwörungsformeln bearbeitet. Auch wenn ich es nicht aus dem Horoskop wüsste: Tino ist das Paradebeispiel für Merkur/Uranus. Ein findiger, rastloser Geist mit blitzartigen Aktionen, elektrisierender Unruhe und Problemlösungen, die ihm zuzufallen scheinen. Nun hat er aber auch noch eine Mars/Pluto-Konjunktion im elften Haus, die ihn so ehrgeizig verbissen macht, dass er nicht ruht noch rastet, bevor der Fehler behoben ist. Unsere Vorhaben für den Tag, den Abend fallen dann ins Wasser, aber was bedeutet das schliesslich und endlich, wenn Tino verkündet: «Alles ok!» Grosse Erleichterung – für dieses Mal, denn die nächsten Viren, Würmer und Trojaner liegen schon auf der Lauer …

 

 
Barbara Egert,
geprüfte Astrologin DAV; über 25 Jahre Astrologie-Erfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in Berlin; diverse Publikationen in Büchern und Fachzeitschriften; ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE