Astrologie Heute Nr. 126 (April 2007) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 126
April 2007

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 E  D  I  T  O  R  I  A  L 

 

 
Armando Bertozzi
Liebe Leserin, lieber Leser
 
Es ist alles da, wir müssen es nur sehen. Es ist die Zartheit, es ist die Blüte. Nicht der Apfel, der unweit des Stammes fällt, heruntergezogen von der Gravitation, der Schwere, der Last. Sie zieht uns hinab auf den Boden der Tatsachen, sprich: auf das, was unserer Gewohnheit entspricht. Die Blüte, getragen vom Wind, leicht lässt sie sich treiben in ein Irgendwohin. So leicht, getragen und unbestimmt sollen unsere Gedanken sein, wenn wir uns aufmachen in das Land des Geistigen, Immateriellen. Diese Lockerheit, so meint der deutsche Quantenphysiker Prof. Hans-Peter Dürr in unserem Interview (S.12ff.), öffnet erst den Zugang zum mystischen Weg. Dass ein Wissenschaftler wie Dürr so locker von Mystik spricht, hängt mit seinem Forschungsgebiet zusammen. Die Quantenphysik nämlich hat erkannt, dass es nicht die Materie ist, was die Welt im Innersten zusammenhält. Dürr war Freund und Forscherkollege von Werner Heisenberg, einem der Begründer der Quantenmechanik. Im Gespräch erzählt er die wunderliche Art, wie sie gemeinsam geforscht haben auf unbekanntem Gebiet, ein Ping-Pong-Spiel, der eine mit dem Kopf unter Wasser, der andere darüber.  
  
Dürr ist ein Skeptiker in Sachen Astrologie. Aber keiner, der nach «wissenschaftlichen Beweisen» ruft. Im Gegenteil. Aus der Mikrophysik weiss er: Hinter dem Materiellen steht das Geistige. Was ihn stört, ist ein Zuviel an Information: Je exakter, je weniger relevant, lautet die diesbezügliche Formel. Auch dass die Astrologen den multidimensionalen Raum des Wirklichen in den dreidimensionalen Raum der Planeten übertrügen, gehe nicht. Die Astrologen aber gehen noch weiter, indem sie den dreidimensionalen Raum des Sonnensystems auf ein zweidimensionales Blatt Papier legen. Wo es eng wird, weitet es sich anderswo. Mittels Transformation (Pluto) verwandeln sie im besten Fall die Symbole auf dem Blatt in Geistesblitze (Uranus) und diese mittels Intuition (Neptun) in Gestaltungen der Einsicht.
 
Gerade an Letzterem fehlt es anderswo. Während differenziert denkende Skeptiker wie Dürr im Grunde nur einen Schritt neben der Astrologie stehen, hocken andere auf einem andern Stern und kleben dort fest auf ihrem Oberlehrerstuhl. Den notorischen Kritikern (S.24ff.), für die die Astrologie stets eine willkommene Gummizelle ist, um sich auszutoben, ohne sich wehzutun, kommt dabei ihr viel beschworenes wissenschaftliches Denken abhanden, denn von der Materie, die sie bekritteln, verstehen sie nichts.
 
Vorhin musste ich noch mit einer Besucherin Gassi gehen. Ich lief in den Stadtpark, da begegnete mir in der leeren Dunkelheit ein schwarzer Mann. Er wich ein wenig aus, vielleicht hatte er Angst vor dem Hund, und wir gingen wortlos aneinander vorbei. Da fiel mir ein: Man könnte sich ja grüssen, auch wenn man andere Wege geht.
 
Armando Bertozzi
Redaktor
 

Armando Bertozzi, von 1975 bis 1982 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von Essentia, der Zeitschrift für evolutionäre Ideen; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)