Astrologie Heute Nr. 126 (April 2007)
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Astrologie Heute Nr. 126
April 2007

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 126 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 
Über Geschmack lässt sich nicht streiten …?

 
von Barbara Egert
 

 
Als ich vor vielen Jahren meinen Mann kennenlernte, durchlief er gerade seine Lila-Phase. Er hatte seine Lieblings-T-Shirts mit Hosen und Jacken in die Waschmaschine gestopft und mit Lila-Batik-Colour eingefärbt. Somit war alles in ein mehr oder weniger kräftiges Lila getaucht. Bei unserem ersten Rendezvous dachte ich, das sei eine einmalige Laune, aber ich wurde schnell eines Besseren belehrt und wusste nicht so recht, ob ich fasziniert, amüsiert oder geschockt war.
 
Eines Tages jedoch trafen wir uns an der U-Bahn, und ein langer grün-lila changierender Schal, passend zu den anderen Lila-Gewändern, umwehte ihn, sehr flirrig-flatterig und ein gelungener Kontrast zu seinem blonden Vollbart. Dieses Outfit brachte mich dann doch um die lange gewahrte Fassung, und ich fragte ihn vorsichtig: «Hast du eigentlich auch noch Sachen in deinem Schrank, die nicht lila sind?» So brachte ich schliesslich seine Merkur/Venus-Konjunktion in Stier mit einem Pluto-Quadrat sowie das Merkur-Anderthalbquadrat zu Neptun im dritten Haus zu der Einsicht, dass meine Grenzen der Zumutbarkeit für diese Lila-Orgie erreicht waren. Mein aus der Balance gebrachtes venusisches Gleichgewicht kam ab da für (fast) immer wieder ins Lot. Der progressiv-schöpferische Ausdruck meines Mannes war vielleicht nur etwas zu einseitig, denn eigentlich liebe ich als ausgeprägte Waage mit Venus als Geburtsherrscherin ein Ton-in-Ton-Outfit.
 
Das geriet in meinen späten Teenagerjahren allerdings auch etwas sehr einseitig. Da durchlief ich nämlich, wie so viele, meine schwarze Phase (Pluto ging in Konjunktion über meine Venus …). Zum Entsetzen meiner Löwe-Mutter trug ich nur noch Schwarz, mit schwarz umrandeten Augen, Juliette-Gréco-Frisur, dem gewissen Flair von Existenzialismus und passendem fatalem Gesichtsausdruck. Meine plutonische Mutter merkte da wohl zum ersten Mal, dass sie ihre Macht über mich verlor, was ich dunkel lächelnd genoss. Meine Schwester kam nicht so gut weg, ihre Klamotten versteckte die Mutter nämlich, damit sie die Familie nicht vollends in Verruf brachte.
 
Meine Schwester ist ein herausragendes Beispiel für Exzentrik mit Wassermann-Sonne, Löwe-AC und Uranus-Quadrat aus Stier im fünften Haus. Sie schmückte sich schon immer mit den auffälligsten «Fetzen», wackelte heftig mit ihren Hüften und erregte die Aufmerksamkeit in jeder Shopping-Meile. Heute geht sie auf die siebzig zu und nimmt in Latzhosen, auf staksigen Absätzen und mit ergrauten Zöpfen (und mit immer noch trainiertem Hüftschwung) ihr aufsehenerregendes Bad in der Menge.
 
Wen wundert’s, dass Michael Jackson eine Venus/Uranus-Konjunktion in Löwe und seinen Jupiter im fünften Haus hat? Allerdings: Lieber den, als wogende Wesen mit spärlichen und hautengen (Ent-) Kleidungsstücken oder einer Kombination von Rottönen, die sich so beissen, dass die Augen richtig wehtun. In meinem Umfeld habe ich einige Bekannte, die einen harten Venus/Jupiter-Aspekt haben – ihr modischer Geschmack ist für mich etwas gewöhnungsbedürftig. (Venus/Jupiter-Leserinnen: Das betrifft Sie sicher nicht!) Eine etwas mollige Venus/Jupiter-Bekannte tauchte im letzten Herbst zu einer Verabredung in einem Plisseerock mit bunten Ringelstrümpfen und Turnschuhen auf. – Hilfe!
 
Und dann gibt’s ja auch noch die sensiblen Menschen mit starker Fische/Neptun/Krebs-Betonung, die sich gerne in zartfarbene Gewänder mit Rüschen und Spitzen hüllen und ganz verletzlich und unschuldig aussehen (wollen), sodass in ihrem Umfeld Beschüt-zerinstinkte erwachen, die sie vor der bösen, harten Welt retten möchten. Meine Fische-Freundin mit Mond/Neptun-Konjunktion im zwölften Haus schenkt mir zum Geburtstag sehr gerne etwas zum Anziehen und stets passend zur dann aktuellen Herbst-Winter-Zeit ein enorm flauschig-kuscheliges Kleidungsstück in variierenden heimeligen Brauntönen. Diese Pullis und Jacken sind soo! wärmend, dass man sie eigentlich nur in ungeheizten Wohnungen, nein, in Iglus tragen kann, ohne kräftig ins Schwitzen zu geraten. Ihre oben genannte Konstellation liess sie nach Geborgenheit, Wärme und Kuscheligkeit suchen, und so wollte sie mich (mit ebenfalls Mond/Neptun in zwölf) sensibel und fürsorglich vor Kälte und Verlorenheit im All schützen.
 
Aber all das ist nichts gegen die Kultur der Löwen: Mähne und Dramatik! Im besten Fall begegnet uns hier allerdings ein exzellenter Geschmack, ein Charme, den andere trotz aller Bemühungen selten erreichen. Der Hauptdarstellerin Meryl Streep im Film «Der Teufel trägt Prada» hätte ich eine Sonne/Venus-Konjunktion in Löwe gegeben, aber mit einem kräftigen Schuss Pluto und vielleicht auch Uranus. Damit sieht man nicht nur attraktiv aus, sondern bedrohlich verführerisch: Ein Prada-Teufel als exzentrische und schicke Pluto-Zicke!
 

 
Barbara Egert,
geprüfte Astrologin DAV; über 25 Jahre Astrologie-Erfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in Berlin; diverse Publikationen in Büchern und Fachzeitschriften; ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Barbara Egert)