Astrologie Heute - Themen der Zeit


Die französischen Präsidentschaftswahlen - 2. Teil
Sarkozy in Führung
 
von Claude Weiss

4. Mai 2007

  klicken Sie um das Bild zu vergrössern
 
Fig. 1
Französische Revolution
14.7.1789, 13.00 GT
Paris, F (48N52, 2E20)
Koch

   klicken Sie um das Bild zu vergrössern
 
Fig. 2
Fernsehduell
2.5.2007, 21.00 LT, 19.00 GT
Paris, F (48N52, 2E20)
Koch
 
  klicken Sie um das Bild zu vergrössern
 
Fig. 3
Wahlresultat
6.5.2007, 20.00 LT, 18.00 GT
Paris, F (48N52, 2E20)
Koch
 
Die in unserem Artikel vom 20. April 2007 – noch vor dem ersten Wahlgang – entworfenen Trends haben sich bestätigt. Damals lagen – gemäss einer im „Le Monde“ vom 19. April veröffentlichten Umfrage – Ségolène Royal und Nicolas Sarkozy mit 26 bzw. 27 % der Stimmen fast gleichauf, mit einem kleinen Vorteil für Sarkozy. Royal hatte in den letzten Tagen aber stark aufgeholt, so dass für den zweiten Wahlgang beiden Kandidaten 50 % Gewinnchancen eingeräumt wurden.

Die astrologische Analyse favorisierte jedoch Sarkozy, dem wir 90 % Chancen einräumten, sich für den zweiten und letzten Wahlkampf zu qualifizieren, während wir für Royal die entsprechende Wahrscheinlichkeit mit 80 – 85 % einschätzten. Das Solar von Sarkozy mit der Sonne am MC und einer Ballung im zehnten Haus sowie dem Mond am Solar-AC in Opposition zu Jupiter am Solar-DC gab einfach mehr her als Royals Solar mit Sonne/Mond/Lilith-Konjunktion kurz vor dem MC, aber noch im neunten Haus.

Es gab zwar einige Astrologen, welche meinten, dass Royal – weil sie in ihrem Geburtshoroskop eine Saturn/Neptun-Konjunktion aufweist, ein Zyklus, der sich mit der jetzigen Saturn/Neptun-Opposition (auch in ihrem Solar vorhanden) in einer Kulminationsphase befindet – deshalb bessere Chancen habe als Sarkozy. Dieses Argument konnte jedoch deshalb nicht greifen, weil Sarkozy in seinem Radixhoroskop eine Jupiter/Uranus-Konjunktion Spitze des elften Hauses aufweist, die zurzeit mit einer mundanen Jupiter/Uranus-Quadratur ebenfalls aktiviert wird. Zusätzlich steht der Uranus im Solar wie im Radix Spitze 11 – in beiden Fällen – im Aspekt zum Jupiter.

Links und Rechts – aber nicht nur

Wir erwähnten im ersten Teil des Artikels, dass die beiden Kandidaten in ihrem Horoskop mit Saturn Konjunktion Neptun (Royal) und Jupiter Konjunktion Uranus (Sarkozy) ganz direkt Entsprechungen des Sozialismus bzw. des freien Unternehmertums aufweisen – ein Gegensatz, den man häufig mit „Links“ und „Rechts“ umschreibt. Dies ist aber nur ein Teil der Wahrheit.

Als die Französische Revolution ausbrach (gemäss dem französischen Mundanastrologen André Barbault um 13.00 Uhr, Fig. 1), standen nämlich nicht nur Saturn in Fische im Quinkunx zum Neptun, sondern auch Jupiter in Konjunktion mit Uranus am MC. Die Erstürmung des verhassten Gefängnisses „La Bastille“ durch das notleidende Volk am 14. Juli 1789 war ein Akt des Mutes und der Befreiung vom Joch der Unterdrückung. Damals wurde aus der Sicht des Volkes ein Traum wahr, an den der 14. Juli als Nationalfeiertag jedes Jahr erinnert. So greift Sarkozy mit seiner Proklamation eines „französischen Traumes“ – teilweise über die Gräben von Links und Rechts – auf ein für die Franzosen starkes Symbol zurück.

Auch entstand die Unterscheidung zwischen „Links“ und „Rechts“ in jener Zeit: Nach der Französischen Revolution vom 14. Juli kam es im Zusammenhang mit der Errichtung einer konstitutionellen Monarchie am 27. August 1789 in der französischen Nationalversammlung zu einer Abstimmung darüber, ob dem König ein Vetorecht zugestanden werden solle oder nicht. Die Befürworter gruppierten sich rechts vom Präsidenten der Nationalversammlung, die Gegner links. Seither sind diese Begriffe in die Politik eingegangen.

Mit den beiden Zyklen Saturn/Neptun und Jupiter/Uranus, die in diesem Jahr aktiviert werden, beschäftigen uns die Gegensätze von Links und Rechts wieder stärker. Die Kategorien haben sich jedoch gewandelt. Erneuerung kommt häufig nicht mehr von links, sondern von der Kombination zwischen Jupiter und Uranus, welche wir mit der freien Marktwirtschaft und dem freien Unternehmertum assoziieren, während linkes Gedankengut meist die Wahrung sozialer Errungenschaften aus dem 19. Jahrhundert beinhaltet. Auch Revolutionen können unter sehr verschiedenen Prinzipien stattfinden. Wie wir gesehen haben, ereignete sich die Französische Revolution primär unter einer Jupiter/Uranus-Konjunktion, und diese Kombination prägte danach auch die napoleonische Zeit. Umgekehrt geschah die Russische Revolution unter einer Saturn/Neptun-Konjunktion, und diese Symbolik charakterisierte danach die sowjetische Zeit zunächst unter Lenin und später unter Stalin.

Das Duell Royal – Sarkozy

Kehren wir nach diesem Exkurs aber wieder zu den französischen Präsidentschaftswahlen zurück, bei denen sich ein durch Jupiter und Uranus geprägter Kandidat und eine von Saturn/Neptun-Werten angetriebene Kandidatin gegenüberstehen. Sie traten am Abend des 2. Mai zu einem Duell an. Das Horoskop des Fernsehduells ist in Fig. 2 abgebildet.

Hatten wir am ersten Wahltag vom 22. April eine exakte Mars/Venus-Quadratur, so standen einander für das Fernsehduell Sonne und Mond gegenüber (Vollmondstellung). Der Mond als Symbol der Kandidatin steht im ersten Haus im Skorpionzeichen, während die Sonne diesem im siebten Haus und im Stierzeichen gegenüberliegt. Dies liess vermuten, dass der Kandidatin (Mond im Marshaus und Marszeichen) die aktive und kämpferische Rolle zukommen würde, während der Kandidat (Sonne im Venuszeichen und Venushaus) sich versöhnlich und bezogener zeigen könnte.

Diese Einschätzung entsprach voll dem Verlauf der Diskussion. Royal attackierte Sarkozy immer wieder, während dieser sich versöhnlich, höflich und bei verschiedenen Gelegenheiten seiner Rivalin gegenüber anerkennend zeigte. Zweifellos war dem ungeduldigen und manchmal
sich machohaft gebärdenden Sarkozy diese Rolle auch von seinen Beratern empfohlen worden. Das Resultat war für die Zuschauer eine Ueberraschung. Sie erlebten Ségolène Royal als starke, selbstsichere Politikerin, die an ihrem Gegenüber kein gutes Haar lässt, ihn als „unmoralisch“ und als „Lügner“ bezeichnet, während dieser aus einer defensiven Position heraus pariert und sie zu jener Zurückhaltung ermahnt, die in seinen Augen erforderlich ist, wenn sie sich für das höchste Amt qualifizieren will. Sie pocht auf ihr Recht und die Richtigkeit ihrer „gesunden Wut“, während er ihr vorwirft, „die Nerven zu verlieren“.

Fazit: Die Anhänger von Royal jubeln, denn sie sagt ihrem Kontrahenten das, was sie ihm selbst am liebsten an den Kopf geworfen hätten. Allerdings zeigt eine Umfrage nach dem Wahltag, dass viele Franzosen Sarkozy wesentlich beherrschter und sachkundiger empfanden. Sein Auftreten dürfte bei vielen die Bedenken gemildert haben, es handle sich beim Herausforderer um einen „Heiss-Sporn“, der nicht immer nach dem Rechten fragt, sondern Schwächere rücksichtslos an die Wand drückt.

Vielleicht war dies genau jene Korrektur an seinem Image, die Sarkozy brauchte, um die Wahlen vom 6. Mai zu gewinnen. Gemäss der Umfrage im Auftrag der Zeitung „Le Figaro“ und des Nachrichtensenders LCI erlebten 53 % der Befragten den konservativen Herausforderer als „überzeugender“, während lediglich 31 % dies von Royal sagten.

Der Wahlabend

Am 6. Mai um 20.00 Uhr schliessen die letzten Wahllokale, und es werden dann die ersten Hochrechnungen bekannt. Das entsprechende Horoskop ist in Fig. 3 abgebildet. Weisen wir der Kandidatin den Mond zu, so steht dieser, nachdem er am Wahltag über den Pluto ging, etwas einsam im Steinbockzeichen mit einer schwachen Konjunktion zum Pluto im vorhergehenden Zeichen und einer schwachen Opposition zur Venus. Der Herrscher Saturn steht in 10, aber in Opposition zu Chiron und Neptun und in der Halbsumme beider Gestirne. Bedeutet dies das Ende des Traumes? Bis zum Ende stark und erhobenen Hauptes durch verschiedene Prüfungen gegangen sein, aber schliesslich an einem Mangel an Flexibilität scheitern? Dafür könnte auch sprechen, dass die Mond-Sonne/Lilith-Opposition des Radix von der Pluto/Mond-Venus-Opposition des Wahltages quadriert wird und der laufende Mars auf dem Mond der Kandidatin steht. Oder bringt die Venus des Wahltages in der Nähe des Jupiter der Kandidatin eine Wendung zum Besseren? Dies wird wohl kaum ausreichend sein.

Symbolisiert die Sonne den Kandidaten, so sehen für ihn die Chancen besser aus. Die Sonne im Stierzeichen im siebten Haus in Konjunktion mit Merkur lässt vermuten, dass er vielen Wählern bezogener, sachkundiger und kompromissbereiter erscheint. Er kann seine Botschaft besser kommunizieren, insbesondere seit er bereit war, sich auch von seinen sensibleren und schwacheren Seiten zu zeigen, was das exakte Quadrat zum Chiron entschärft. Dadurch wird sein mit viel Engagement geführter Kampf zum Rollenmodell für viele, und sie können sich mit ihm identifizieren. Dies lässt auch die Quadratur zum Saturn in einem weniger negativen Lichte erscheinen. Förderlich ist dabei auch die Tatsache, dass einer der wenigen harmonischen Aspekte dieser Tageskonstellationen in Form eines Sextils des Uranus seine Sonne positiv aspektiert. Hingegen steht die Stellung des Herrschers der Sonne, die Venus, wiederum eher ungünstig. Uebertragen auf das Radixhoroskop, macht der laufende Mars, der auf den Deszendenten des Radix fällt, ein Trigon zur Jupiter/Uranus- und Saturn/Lilith-Konjunktion. Der Pluto des Wahltages liegt am IC in weiter Konjunktion mit der Radixvenus, und die laufende Venus in Konjunktion mit dem Radix-MC macht dazu eine Opposition. Diese Konstellation erscheint insgesamt eher günstig.

Der Kandidat: Bessere Chancen als die Kandidatin, auch wenn man berücksichtigt, dass Sarkozys Jupiter/Uranus-Konjunktion auf den Aszendenten der 5. Republik fällt, während die Kandidatin auf diese Stellung lediglich ihren Uranus bringt, der von einer Saturn/Neptun-Konjunktion quadriert wird. Die Franzosen dürften dem Erneuerer mehr Glauben schenken als der Kandidatin, die laufend von Dingen redet, die man zwar nur befürworten kann, sie jedoch die Antwort schuldig bleibt, wie sie diese erreichen will.



Claude Weiss, beschäftigt sich seit 40 Jahren mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die Astrodata AG, welche astrologische Textanalysen anbietet; Präsident des Schweizer Astrologenbundes SAB; Autor der Bücher «Horoskopanalyse» Bd.1 & Bd.2, «Pluto – Eros, Dämon und Transformation» (mit Verena Bachmann), «Karmische Horoskopanalyse», Bd.1 & Bd.2, u. a. (E-Mail: Claude Weiss)