Wir täuschen uns und damit andere. Wir tarnen uns und schaffen uns eine Biografie, in der wir uns sogar mit Ereignissen aus dem Leben anderer schmücken. Wir haben die nicht erwünschten Wahrnehmungen in unser Unbewusstes verbannt, und so sind wir mit der Zeit nicht mehr in der Lage, uns und die Realitäten der Vergangenheit so zu sehen, wie sie waren, und – wir vergessen, dass wir «vergessen» haben. Und doch beeinflussen Selbsttäuschungen, Vertuschungen und Verfälschungen unser Leben stärker als wir ahnen. Barbara Egert nähert sich ihrem Thema auf vielfältige Weise. So zeigt sie etwa, wie wir von der Selbsttäuschung zur Lüge kommen, oder sie zeigt uns den Unterschied zwischen Selbsttäuschung und Selbstgeheimnis. An den Horoskopen von bekannten Zeitgenossen macht sie klar, wie sich Selbsttäuschung und Lebenslügen fatal auswirken können. So untersucht sie astrologisch, wie der Schriftsteller und Nobelpreisträger Günter Grass – der über einen berühmten moralischen Zeigefinder verfügt – dazu kam, seine Angehörigkeit zur Waffen-SS bis ins hohe Alter zu verschweigen, und wie er sich und andere zuerst täuschte und dann enttäuschte. Oder an welcher astrologischen Konstellation ersichtlich ist, dass der amerikanische Politiker und ehemalige US-Aussenminister Henry Kissinger – der als Jude während der Nazi-Zeit in Deutschland aufgewachsen ist – die Verletzungen und Kränkungen seiner Jugend fast ganz verdrängte. Oder warum die berühmte amerikanische Schriftstellerin Sylvia Plath nach einem Schein-Leben Selbstmord beging.
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