Astrologie Heute Nr. 136 (Dezember 2008) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 136
Dezember 2008

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 E  D  I  T  O  R  I  A  L 

 

 
Armando Bertozzi
 

Liebe Leserin, lieber Leser

 
Die Obamanie ist ausgebrochen. Die Lichtgestalt, der Retter, der schwarze Ritter. Er ist der Gute. Gerne hätten wir ihn aufs Titelbild dieser Winterausgabe gesetzt: Obama als schwarzer Christus. Nicht leidend, sondern dunkel strahlend. Als Heilsverkünder in schwieriger Zeit. Die Bürde der Menschheit muss er tragen, und er soll Brot vermehren und Frieden bringen (sein Reich ist hoffentlich von dieser Welt). Früher hätte man gesagt: ein prächtiger Bursche! Obama ist verbindlich in mehrfacher Hinsicht. Ohne Angst vor den «weiblichen» Qualitäten, die da sind: Geduld, Blick fürs Ganze, Teamarbeit, besorgt, beschützend, sozial usw., kann er auf Schläge unter die Gürtellinie und Stellvertreterkriege verzichten. [S. 10ff.] Er ist elegant, sensibel, schlaksig, empathisch. [S. 54ff.] Mit Lilith am DC und Mond am IC [S. 10] sind die archaisch-weiblichen Seiten im Horoskop dominant, wobei Lilith am DC auch die starke Frau an seiner Seite, Michelle, spiegelt. Er ist gebildet, Jurist, hat sich aber lange als Sozialarbeiter für Unterprivilegierte eingesetzt. Obama hat einen schwarzen Vater und eine weisse Mutter; Verwandte in Afrika, eine muslimische Halbschwester in Asien. Er ist progressiv, visionär (Uranus am aufsteigenden Mondknoten als Herrscher des Aszendenten), aber auch konservativ, ernsthaft: Mit Saturn/Jupiter in Steinbock/Wassermann in zwölf Opposition Merkur in Löwe hat er strenge gesellschaftspolitische Ideale und strikte Erwartungen (am Wahltag lief der Mond – das Volk – über diese Stellung). Seine Worte sind von einem heiligen Ernst befeuert. Er ist charismatisch und luzid (Neptun höchststehend). Vermutlich wird er, ganz dem Zeitgeist von Pluto in Steinbock folgend, ein straffes Regime mit hehren Zielen aufziehen. Ein bisschen davon ist schon zu sehen: So werden alle seine zukünftigen Mitarbeiter im Weissen Haus einer genauen Gewissensprüfung unterzogen, und jede heikle E-Mail, sei sie noch so privat, der kleinste Bussenzettel muss offengelegt werden. Oder: Wer beim Handel mit den begehrten Gratistickets für die Amtseinsetzung am 20. Januar erwischt wird, muss mit Gefängnisstrafe rechnen. In Sachen Égalité kennt er kein Pardon!
 
Die Obamanie ist ausgebrochen. Ein Fieber rast um die Welt. Es hat bereits stabile, unverdächtige Charaktere wie George W. Bush und John McCain ergriffen, die sich echt gefreut haben über Obamas Wahl und mächtig stolz sind, wie sie nach der Entscheidung kundgaben (McCain wurde dafür ausgepfiffen). Es war rührend, fast mehr als der Sieg des Schwarzen. Die Astrologen sind natürlich ebenso besonders froh über den Wahlausgang: Obama war ihr bevorzugter Kandidat, verfügt er doch über ein Horoskop mit Eins-a-Daten. Von McCain gibt’s diesbezüglich nichts G’scheites, da hätte man wieder jahrelang herumeiern müssen.
 
Blühende Blumen in der Nacht. Auf unserem Titelbild nicht jahreszeitenkonform. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Nicht schwarz, nicht weiss, bunt soll das Morgen werden. Ein Signal in schwieriger Zeit, in der wir ängstlich strampeln und flattern, doch mit dem Flattern gewinnen wir vielleicht ein wenig an Höhe und können die Vogelperspektive einnehmen, das einzige, was uns jetzt hilft. Da haben wir als Vogel (Uranus) den Überblick über das anstrengende Treiben auf Erden (Saturn).

Armando Bertozzi
Redaktor
 

Armando Bertozzi, von 1975 bis 1982 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von Essentia, der Zeitschrift für evolutionäre Ideen; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)