Astrologie Heute Nr. 136 (Dezember 2008)
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Astrologie Heute Nr. 136
Dezember 2008

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 136 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 
«Mehr ist besser» oder «Follow the money …»

 
von Barbara Egert
 

 
Gier entstand sicher schon lange vor jener Zeit, als man die Mammuts noch einzeln jagte und die Drohung, auszusterben, wenn das so weiterginge, überhörte. Als sich die Fangmethoden verbesserten, waren sie zwar schon weg, aber die Menschheit hatte zwei neue Devisen erfunden, die noch heute gelten: «Wer hat, der hat» und: «Mehr ist besser!» Nach und nach bekam Gier jenes charakteristische Gesicht, das wir aus den TV-Nachrichten kennen, wenn wir dem Moderator «Live aus der Börse» über die Schulter schauen, während er versucht, uns die Loopings des Dax zu erklären.
 
Ein Blick ins Kinderzimmer hilft uns stets, komplizierte Sachverhalte besser zu verstehen: Zehn Bonbons stehen zur Verfügung. Hans will die eine Hälfte, sein Bruder Fritz soll die andere Hälfte bekommen: «Das ist gerecht geteilt», sagt Hans. Fritz ist da ganz anderer Meinung: Er will alle!
 
Und Fritz beginnt einen langen Monolog über die Möglichkeiten der Bonbon-Vermehrung, die Gefahr der gemeinsamen (sic!) Verluste, die drohen, wenn er seinen Bonbon-Hunger nicht in den Griff kriege und dass er im schlimmsten Fall beim Kiosk um die Ecke wegen eines Bonbon-Kredits anfragen müsse. Fritz bezeichnet diesen Tag später als den Beginn seiner erfolgreichen Karriere, denn alle zehn Bonbons gingen an ihn, und das war die Geburt des Haifisches. Der soll allerdings, wie wir «aus gut unterrichteten Kreisen» wissen, auch das Aussterben angekündigt haben. Aber keine Sorge, Banker wissen immer weiter und sind bereits «auf den Hund gekommen», der, strategisch gestützt, wieder zum Mammut mutieren könnte.
 
Wollen wir doch mal schauen, was die Sterne zu Kapitalisten-Fritz sagen? Aber natürlich: Konjunktion von Sonne und Pluto im zweiten in Opposition zu Jupiter im achten Haus. Der Merkur steht im dritten Haus im Quadrat zu Uranus. Klar, denn Fritz ist Bankmanager und muss in Sekunden Entscheidungen fällen, aber mit kühlem Verstand. Merkur/Uranus macht ihm dabei aber manchmal ganz schön zu schaffen: Die Nerven liegen blank, er hat Tics – wie nervöses Augenzucken und ständiges Händereiben, der Vorbote des Waschzwangs. Macht er nur einen «Kapital»-Fehler, braucht er nicht mehr im Unternehmen zu erscheinen, er würde suspendiert, ihm blieben aber immerhin noch seine Milliönchen oder sogar eine Abfindung. Noch verbreitet er Souveränität und Gelassenheit (MC in Stier im Trigon zur Steinbock-Venus), was gar nicht so einfach ist in diesen Tagen. Aus dem Bankenrettungspaket will er keinesfalls einen Kredit aufnehmen, denn das könnte zur Folge haben, dass er höchstens noch 500000 Euro Jahresgehalt bekäme. Und das reichte nicht zum Leben und nicht zum Sterben. Manchmal denkt Fritz noch an seine Bonbons zurück und wie einfach damals alles war.
 
Noch heute versucht er, seinem Bruder Hans den Banker-Dschungel zu erklären, also Vermögens- und Kapitalanlagen, Investmentfonds, Euro Stoxx, Hedgefonds, Crash und Cash etc. Hans winkt ab: «Verstehe ich sowieso nicht, und ausserdem habe ich nichts zu verlieren.» Das stimmt, denn Hans hat wirklich nur gerade genug zum Leben und erhält von seinem Bruder eine monatliche Zuwendung, die dieser erst kürzlich um grosszügige 1,35 % erhöht hat.
 
«Follow the money», war schon die Devise des Vaters mit Skorpion-Sonne im achten Haus im Quadrat zur Jupiter/Mars-Konjunktion in Löwe. Ein echter Banker und guter Lehrmeister für den begabten Lieblingssohn Fritz. Hans dagegen war ein Mutter-Kind mit einer Mond/Venus-Konjunktion in Waage im zehnten Haus und konnte sich früh schon gegen Bruder Fritz nicht durchsetzen (siehe Bonbon-Drama).
 
In diesen Crash- und Abzocker-Zeiten sind sich alle einig: Schuld an der Krise ist die «Gier» der Banker und Manager. Aber: Vielleicht sollten unser Haifisch-Fritz und seine Kollegen sich nicht wie unumschränkte Herrscher fühlen, denn auch Haie haben Feinde. Der grösste ist zwar der Mensch, aber auch Riesenkraken fesseln Haie mit ihren Fangarmen und fressen sie auf (Multi-Ölkonzerne schwirren wie Heuschrecken durch die Globalisierung). So sind die Gesetze des Dschungels, die Fritz so gut beherrscht: Fressen und gefressen werden.
 
Ich finde, es ist an der Zeit, dass Fritz seinem Bruder endlich die fünf Bonbons zurückgibt.
 

 
Barbara Egert,
geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologie-Erfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in Berlin; diverse Fachpublikationen; Autorin von Galiastro-Texten; ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Barbara Egert)